: Harlan Coben
: In tiefster Nacht Thriller
: Goldmann
: 9783641334543
: 1
: CHF 9.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
MALAGA - 2003

Der junge Sami Kierce reist quer durch Spanien und genießt das Leben. In Malaga lernt er die geheimnisvolle Anna kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Doch als er eines Morgens nach einer wilden Nacht aufwacht, ist er voller Blut. In seiner Hand liegt ein Messer - neben ihm Annas toter Körper. Und Sami kann sich an nichts erinnern ...

NEW YORK CITY - 2025

Kierce ist mittlerweile ein suspendierter Detective und unterrichtet an der Abendschule, als er plötzlich ein vertrautes Gesicht in der Menge von Schülern entdeckt. Anna. Ohne Zweifel. Einen flüchtigen Moment treffen sich ihre Blicke, dann ist sie verschwunden. Kierce ist fassungslos. Er muss Anna finden. Er muss wissen, was in jener schrecklichen Nacht in Spanien passiert ist. Die Nacht, die sein ganzes Leben zerstörte ...

Harlan Coben wurde 1962 in New Jersey geboren. Nachdem er zunächst Politikwissenschaft studiert hatte, arbeitete er später in der Tourismusbranche, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine Thriller wurden bisher in 46 Sprachen übersetzt, erobern regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten und wurden zu großen Teilen verfilmt. Harlan Coben, der als erster Autor mit den drei bedeutendsten amerikanischen Krimipreisen ausgezeichnet wurde - dem Edgar Award, dem Shamus Award und dem Anthony Award -, gilt als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Thrillerautoren seiner Generation. Er lebt mit seiner Familie in New Jersey.

Prolog


Lief alles schief, seit ich dir begegnet bin?

Ich war gerade mal einundzwanzig Jahre alt, rückblickend also fast noch ein Baby, hatte erst vor wenigen Wochen meinen Abschluss am Bowdoin College gemacht und mich daraufhin unerschrocken in das in meinen Kreisen übliche Ritual einer Rucksackreise durch Europa gestürzt. Es war Mitternacht. Tanzmusik dröhnte durch den Saal. Ich nuckelte an meiner ersten Flasche Victoria Málaga, der billigsten Cerveza, die man in diesem Club an der spanischen Costa del Sol bekam (hey, ich musste mein Geld zusammenhalten). Ich war davon ausgegangen, dass dies eine meiner üblichen Clubnächte werden würde – große Hoffnungen, Angst, etwas zu verpassen, leise Enttäuschung (sprich: allein nach Hause gehen) –, als ich dich auf der Tanzfläche erblickte.

DerDJ legte »Can’t Get You Out of My Head« von Kylie Minogue auf, was sich als absoluter Volltreffer herausstellen sollte. Ein Vierteljahrhundert später gelingt es mir immer noch nicht, dich aus dem Kopf zu bekommen. Du hast mir in die Augen gesehen, hast den Blick nicht abgewendet, auch wenn ich damals nicht geglaubt habe, dass du mich meintest. Nicht nur, weil ich nicht deine Liga war. Das war ich natürlich nicht. Du warst ein paar Nummern zu groß für mich. Ich habe vor allem deshalb nicht geglaubt, dass du mich gemeint hast, weil ich inmitten des Lacrosse-Teams von Bowdoin saß – Mikey, Holden, Sky, Shack und natürlich Teamkapitän Quinn. Alle kräftig gebaut, attraktiv und vor Gesundheit strotzend, fast wie die Kennedys auf den alten Fotos beim Footballspielen in Hyannis Port. Ich dachte, du würdest einen von ihnen ansehen – vielleicht Captain Quinn mit seinem perfekt welligen Haar und einem Körperbau, den man nur dank einer sorgsam abgestimmten Mischung aus Krafttraining, Waxing und Anabolika erhält.

Wie um das zu überprüfen, blickte ich übertrieben, fast wie in einem Cartoon erst nach rechts, dann nach links. Als ich es wagte, dich wieder anzusehen, gelang es dir irgendwie, nicht die Augen zu verdrehen, sondern dich stattdessen barmherzig zu zeigen und mir kurz wissend zuzunicken. Du hast mich weiter angeblickt, oder vielleicht war es eher wie bei diesen alten Ölgemälden, die ich zwei Tage zuvor im Prado in Madrid gesehen hatte, auf denen die Personen auf den Bildern einem mit Blicken überallhin zu folgen scheinen, ganz egal, wo man steht. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass damals außer uns beiden alle Personen aus der Discoteca Palmeras verschwunden wären, wie in einem kitschigen Film, in dem die Musik leiser und herangezoomt wird, aber so war es nicht.

Die Tanzfläche war voll mit jungem Partyvolk. Ein Typ stieß mit dir zusammen. Dann der nächste. Andere wogende Körper schoben sich zwischen uns.

Du verschwandst aus meinem Blick, als hätte die Menge dich verschluckt.

Ich stand auf. Die Lacrosse-Bros, die mit mir am Tisch saßen, bemerkten es nicht einmal. Ich war eher ein Maskottchen als ein Freund, ein witziger Sidekick, der komische kleine Typ, der im ersten Jahr zufällig dem extrem beliebten Captain Quinn als Zimmergenosse zugelost worden war. Die meisten Bros hielten mich für einen Inder, nannten mich häufig Apu und ahmten irgendeinen südasiatischen Akzent nach, was mich nervte, weil ich in Fair Lawn, New Jersey, geboren und aufgewachsen war und auch so sprach. Die Lacross