: Raphael Reichel
: Die Jahre danach
: Books on Demand
: 9783769384321
: 1
: CHF 7.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 222
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was bleibt, wenn die Welt aus den Fugen gerät? 1918. Nach dem Krieg taumelt eine verlorene Generation zwischen Hoffnung und Abgrund, auf der Suche nach Halt in einer Welt im Chaos. Ein Auswanderer träumt von einem neuen Leben in Amerika. Ein Reporter verfällt den Nationalsozialisten. Ein junger Gutsbesitzer sieht seine Familie verschwinden. Ein Fotograf gerät in den Bann eines dunklen Kults. Und einer überschreitet alle Grenzen und wird zum Mörder. Ein Roman, neun Geschichten. Ein Mosaik über Verlust, Schuld und die Suche nach einem Neubeginn, wenn eigentlich alles zerbrochen ist.

Raphael Reichel, geboren 1988, ist Kulturwissenschaftler und Schriftsteller. Er schreibt fiktionale, journalistische und wissenschaftliche Texte. Ihn interessieren besonders die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Asien und Europa in Gegenwart und Vergangenheit. Darüber hinaus publiziert er zu verschiedenen kulturhistorischen und populärkulturellen Themen. Belletristisch arbeitet er aktuell überwiegend an Geschichten in historischen Settings. Raphael Reichel lebt in Tübingen.

RESOLUTE


I


Am Anfang ist da nur Hitze. Noch vor dem ersten gedämpften Geräusch, vor dem ersten verwaschenen, nebligen Gedanken, sogar noch vor dem ersten unwillkürlichen Anspannen eines Muskels ist da Hitze. Als hätte es nie etwas Anderes gegeben und werde nie etwas Anderes sein. Eine kaum zu ertragende, alles bestimmende Hitze. Die Luft selbst ist so heiß, schon der geringste Windstoß fühlt sich wie die flüchtige Berührung einer Flamme auf der Haut an. Und sie ist feucht und klebrig, sie dampft, als drehe sich der Erdball in den Nüstern eines gewaltigen, schnaubenden Tieres. Mehr spüre ich nicht.

Wo bin ich?

Ich kann die Augen nicht öffnen. Die Lider gehorchen mir nicht, ich gebe den Impuls, doch sie bleiben geschlossen, als wären sie verklebt oder zugenäht worden. Anscheinend liege ich. Meine Arme ruhen neben meinem Körper, aber auch sie kann ich nicht bewegen. Ich spüre sie, sie fühlen sich schwer an wie nach einem Tag harter Arbeit auf dem Feld. Meine Beine und Füße spüre ich nicht, ebenso wenig meinen Bauch und Brust