: Fritz Kolb
: Ulrike Schmitzer
: Einzelgänger im Himalaya
: Edition Atelier
: 9783990651339
: 1
: CHF 19.00
:
: Asien
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sommer 1939: Der junge Lehrer Fritz Kolb und sein Freund Ludwig Krenek erfüllen sich einen Traum. Die begeisterten Bergsteiger organisieren eine kleine Expedition ins Himalaya-Gebirge. Doch schon bald wird das unbeschwerte Abenteuer zu einer unglaublichen Odyssee: Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs werden sie als »feindliche Ausländer« verhaftet und dürfen Britisch-Indien für viele Jahre nicht verlassen ... In »Einzelgänger im Himalaya« erzählt Fritz Kolb von dieser außergewöhnlichen Zeit in Indien: von der Natur und den Menschen, den Internierungslagern, in denen er während des Krieges festgehalten wurde, den politischen Entwicklungen, Hoffnungen und Sorgen, vor allem um die Daheimgebliebenen. Und natürlich von den Bergen, in denen sich Kolb und Krenek bei jeder Möglichkeit aufhielten. Ein lebendiges und mitreißendes Erinnerungsbuch und der Bericht einer außergewöhnlichen Freundschaft.

Fritz Kolb (1902-1983 in Wien) war ein Wiener Pädagoge, Sozialist, Bergsteiger und Diplomat. 1939 reiste er mit Ludwig Krenek nach Indien, um an einer Himalaya-Expedition teilzunehmen. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als »feindlicher Ausländer« festgenommen und in wechselnden Internierungslagern untergebracht. 1944 wurde er als Antifaschist aus der britischen Haft entlassen und erhielt eine Stelle als Lehrer an einer amerikanischen Schule in Südindien. 1946 kam seine Frau Martha, die den Krieg in England verbracht hatte, nach Indien, 1948 kehrten sie nach Wien zurück. Zunächst arbeitete Kolb wieder als Lehrer, später als Diplomat u.?a. in Paris und Pakistan. »Einzelgänger im Himalaya« erschien erstmals 1957 und wurde 1959 auch ins Englische übersetzt.

TRÄUME WERDEN WIRKLICHKEIT


Weite Horizonte, Ketten von schlichtgeformten Bergen, satte und doch pastellweiche, seltsame Farben auf den kahlen Hängen, Gelb, Rot und Violett; irgendwo am lichten Rand des Himmels ein schneebedeckter Berg; kristallklare Luft, singendes Licht in unendlicher Stille, dann wieder steifer, feindseliger Wind; Gebetsfahnen, Tschorten; Häuser aus Stein und Lehm; kümmerliche Gerstenfelder, magere Grasflecken, wenige armselige Weidenbäume; Männer und Frauen mit braunen, verwitterten Gesichtern:Tibet.

Himmelstürmende Eisberge; lange Schneefahnen an sturmumtosten Gipfelzacken; gerillte Eiswände, höher und steiler als irgendwo, behangen mit Lawinenschnee; in zerbrechlichen Zelten winzige Menschlein, die solche Berge besteigen wollen; den einen treibt dies, den anderen jenes; Unglaubliches wird vollbracht im Klettern, Schneewaten, Lastenschleppen, im Ankämpfen gegen Sturm und Kälte, gegen Ermüdung und Benommenheit in dünner Luft; wir sehen Erfolg und Mißerfolg, sehen menschliche Kleinheit, aber auch menschliche Größe bis zum Opfertod um eines Kameraden willen, ohne Unterschied von Sprache, Rasse, Bildung oder Stand:Himalaya.

Breite, heilige Ströme in flachem Land, gütige Bewässerer der Felder; Banyanbäume mit baumelnden Luftwurzeln; Palmkronen an langen, verborgenen Stämmen; Affen, fliegende Hunde, Pfauen, Elefanten; erbarmungslose Sonne am wolkenlosen Himmel; oder wasserfallartiger Regen nach monatelanger Dürre; rote Farbe als heiliges Zeichen an Bäumen und Steinen; kleine, geschnitzte Götterbilder; Lotosblüten, Kokosöl, Reiskörner und Zitronen, den Göttern geopfert; Tempel und Moscheen; braune Menschen mit ansprechenden, verwandt anmutenden Gesichtszügen:Indien.

Wie viele Tausende von uns abendländischen Menschen träumen nicht von diesen fernen Welten! Wie viele junge Männer wären nicht bereit, Jahre der Entbehrung in Kauf zu nehmen, wenn sie sich zum Lohn an jenen Gipfeln der Erde messen oder die unbekannten Weiten Innerasiens durchforschen könnten!