Die Seele des Pferdes
„Es ist der Geist, der sich den Körper baut.“ – Goethe
Es waren die Pferde, die mich schon immer auf meinen Weg durchs Leben begleitet haben. Sie waren es, die mich in vielen traurigen Momenten meines Lebens wieder Hoffnung und Mut gegeben und mich vor dem Untergang bewahrt haben.
Für mich war es vollkommen normal, mein Gegenüber intensiv wahrzunehmen. Mit intensiv meine ich, dass ich alles, was mein Gegenüber ausstrahlte, spürte. Jeden Gedanken, jede Verspannung spürte ich so intensiv, dass ich kaum noch wusste, ob dies zu mir gehörte oder nicht. Ich spürte manche Symptome körperlich, und manche Gedanken waren so präsent, als wären sie meine eigenen Gedanken. Daher war es auch ganz normal für mich, mit den Tieren um mich herum zu kommunizieren. Ich sah auf den ersten Blick, ob sie traurig waren oder mir etwas mitteilen wollten. So wie auch dieser eine braune Wallach, dem ich mit meiner Familie begegnete. Ich empfand die Präsenz und das Wissen von Pferden als magisch. Es waren in meiner Kindheit und Jugendzeit die Pferde, mit denen ich mich wohlgefühlt habe und durch die ich mich selbst sehen konnte. Dieser braune Wallach war wunderschön, und ich konnte nicht anders, als ihm beim Grasen zuzusehen und ihn zu spüren. Er nahm mich sofort wahr und lief an den Zaun. Es war – wie so oft – ein magischer Moment. Viele der anwesenden Person verstanden nicht, was ich nun tat. Ich kommunizierte mit ihm und ich spürte, dass es ihm nicht gut ging. Er war sehr einsam und allein, und er war froh, dass ihm endlich jemand zuhört und ihn wahrnimmt. Ich streichelte sein Fell ganz sanft und vorsichtig, denn er reagierte sehr empfindlich auf Berührungen. Der Moment war sehr intensiv und prägte mich für mein ganzes Leben, denn der Wallach überschüttete mich mit Liebe und Dankbarkeit.
Ich fragte meine Familie, ob wir ihm nicht helfen könnten, da er unglücklich war und er lieber woanders sein wollte. Doch sie verstand nicht, wie ich auf solche Gedanken kam und warum ich überhaupt so etwas sagte, denn es war ja einfach nur ein Pferd.
Dieser Moment und viele andere Momente waren für mich sehr schmerzlich, denn ich wiederum verstand nicht, warum meine Familie das, was ich wahrnahm, nicht wahrnahm. Und warum sie das, was ich spürte, nicht spürte.
Es gibt viele Menschen auf dieser Erde, die die gleichen Fähigkeiten haben wie ich. Bei vielen ist das Hellwissen ausgeprägt, manche sind hellhörig und hören die Rufe, das Flehen ihres Umfelds. Andere wiederum sind feinfühlig und spüren, was in ihrem Gegenüber vor sich geht. Die Begriffe hellhörig, hellfühlend und hellwissend beschreiben besondere Formen intuitiver Wahrnehmung, die über die gewöhnlichen Sinne hinausgehen. Hellhörigkeit ist die Gabe, Botschaften, Klänge oder Schwingungen wahrzunehmen, die anderen verborgen bleiben. Es