: Ansgar Graw
: Die Ära Trump Chancen und Risiken für Amerika und die Welt
: LangenMüller
: 9783784485195
: 1
: CHF 14.80
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
America First! Und zweitens? »Groß und glorreich« will Donald Trump Amerika machen. Er will Steuern kürzen, Zölle erheben, Illegale deportieren, Grönland und Panama kontrollieren. Er ist Kapitalist und Protektionist, er ist Isolationist und Imperialist, er gilt als Frauenverächter und fördert Frauen. Kein anderer Machtpolitiker ist so widersprüchlich wie Trump. Wie tickt der mächtigste Mann der Welt? Was will er wirklich? Auf wen stützt er sich dabei? Dieses Buch, mit essayistischer Kraft erzählt, gibt die Antworten.

1. Und was, wenn Trump recht hat?

Stellen wir an den Anfang eines Trump-kritischen Buches von einem Autor, der den wiedergewählten Präsidenten der USA ablehnt wegen seiner Selbstgerechtigkeit und seiner Polemik und seiner Demokratieverachtung, wie sie am 6. Januar 2021 überdeutlich wurde, eine gemeine Frage: Was ist, wenn Trump recht hat?

Nicht mit seiner Idee, dass nur Wahlen fair sind, die ihn als Sieger ausweisen. Oder dass der Präsident mit ein paar Muskelspielereien Grönland unter US-Hoheit bekäme (obwohl ganz und gar nicht ausgeschlossen ist, dass er den Status dieser Insel tatsächlich verändern wird). Oder dass sich mit Zollschranken nach China und Europa und Kanada und Mexiko Amerikas ökonomische Probleme lösen ließen. Oder dass es den USA besser ginge, wenn sämtliche illegalen Einwanderer, mindestens elf Millionen, deportiert würden. Oder bei seinem Umgang mit Frauen – immerhin wurde er in einem zivilrechtlichen Verfahren verurteilt wegen sexuellen Missbrauchs und seine Berufung dagegen kurz vor Jahresende 2024 von einem Bundesgericht abgewiesen. Aber dass er vielleicht recht hat mit dem Gespür dafür, dass die bisherigen Rezepte, die in freien Gesellschaften diskutiert werden, keine adäquate Antwort sind auf die aktuellen Herausforderungen? Dass die Transformation auf allen Feldern, von der Öffnung der Grenzen über eine Strangulierung der Volkswirtschaften im Zeichen einer klimaneutralen Zukunft, von den Bürgern nicht mitgemacht wird? Die Mehrheit der Amerikaner schickte deshalb im Januar 2025 zum zweiten Mal einen Präsidenten ins Weiße Haus, der sich demwoken Konsens linksliberaler Meinungsmacher verweigert. Die Argentinier wählten bereits 2023 mit Javier Milei einen Mann, der ihnen sämtliche Härten marktliberaler Radikalität in Aussicht stellte, aber letztlich auch eine Befreiung von einem Übermaß an Staat. In Europa, von Ungarn über Italien bis Skandinavien, den Niederlanden, Österreich und Frankreich, die neuen Rechts- und Linksaußen-­Parteien in Deutschland nicht zu vergessen, werden neue Lösungen gesucht. Gefunden hat sie noch keiner, Donald Trump eingeschlossen, und der Brexit der Briten möge Europa nicht zum Vorbild werden. In jedem Fall braucht es Konzepte angesichts der Macht autoritärer Regime, die vor allem in China und in Russland zunehmend expansiv agieren, eines noch wirtschaftlich-diplomatisch, das andere bereits mit Panzern und Raketen. Nordkorea, Belarus und Iran gehören in dieses Lage