Emilia Galotti
Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen.
Von Gotthold Ephraim Lessing
Vowort
„Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing ist ein Klassiker der deutschen Literatur, der erstmals 1772 aufgeführt wurde. Dieses bürgerliche Trauerspiel behandelt tiefgründige Themen wie Macht, Intrigen und moralische Konflikte und ist ein beeindruckendes Beispiel für die Aufklärungsliteratur.
Die Handlung dreht sich um Emilia Galotti, eine junge Frau von außergewöhnlicher Schönheit und Tugend, die im Mittelpunkt der Begehrlichkeiten des Prinzen Hettore Gonzaga steht. Der Prinz, besessen von Emilia, setzt alles daran, sie in seinen Besitz zu bringen, und nutzt dabei skrupellose Mittel. Mit der Hilfe des intriganten Kammerherrn Marinelli wird Emilias Verlobter, Graf Appiani, ermordet und Emilia in das Schloss des Prinzen entführt.
Lessing gelingt es, durch die tragische Geschichte der Emilia Galotti die Korruption und die Willkür der damaligen Feudalherrschaft zu beleuchten. Die moralischen Dilemmata und die inneren Konflikte der Charaktere sind meisterhaft dargestellt und geben einen tiefen Einblick in die menschliche Natur. Besonders eindrucksvoll ist die Figur von Emilias Vater, Odoardo Galotti, der zwischen seiner Liebe zu seiner Tochter und seinem Streben nach moralischer Integrität hin- und hergerissen ist.
Die zentrale Szene, in der Odoardo seine eigene Tochter tötet, um sie vor der Schande und der Gewalt des Prinzen zu bewahren, ist von erschütternder Intensität. Dieses Opfer stellt die ultimative Konsequenz der moralischen Verstrickungen dar und wirft fundamentale Fragen nach Freiheit, Ehre und Gerechtigkeit auf. Lessing schafft es, mit"Emilia Galotti" ein Werk zu schaffen, das die Leser und Zuschauer auch heute noch in seinen Bann zieht und zum Nachdenken anregt.
Wenn du dich auf die bewegende Geschichte von"Emilia Galotti" einlässt, wirst du ein Stück Literatur erleben, das durch seine sprachliche Schönheit, durch seine tiefgründigen Themen und starken Charaktere besticht. Es ist ein Drama, das die zeitlosen Fragen der menschlichen Existenz und die Herausforderungen der moralischen Integrität auf eindrucksvolle Weise beleuchtet.
Tauchen Sie ein in die Welt von"Emilia Galotti" und lassen Sie sich von der fesselnden Erzählung und den intensiven Emotionen dieses meisterhaften Dramas mitreißen. Ich bin sicher, dass Sie von der Tiefe und Komplexität dieser Geschichte fasziniert sein werden!
Gotthold Ephraim Lessing war ein herausragender Dichter, Dramatiker, Kritiker und Philosoph der deutschen Aufklärung. Geboren am 22. Januar 1729 in Kamenz, Sachsen, wuchs er in einer gebildeten Familie auf. Sein Vater, ein protestantischer Pfarrer, legte großen Wert auf Bildung, was Lessings intellektuellen Werdegang maßgeblich prägte.
Lessing besuchte die Fürstenschule St. Afra in Meißen, wo er eine umfassende humanistische Ausbildung erhielt. Später studierte er Theologie und Medizin an der Universität Leipzig, wobei er sich jedoch zunehmend der Literatur und dem Theater zuwandte. Seine ersten literarischen Werke, darunter Komödien und Kritiken, entstanden in dieser Zeit und zeigten bereits seine außergewöhnliche Begabung.
Nach seinem Studium arbeitete Lessing als freier Schriftsteller, Kritiker und Dramaturg in verschiedenen Städten, darunter Leipzig, Berlin und Hamburg. In Berlin schrieb er für verschiedene Zeitschriften und erlangte als scharfsinniger Kritiker und Essayist Anerkennung. Seine Werke zeichneten sich durch eine klare Sprache, tiefgründige Gedanken und eine progressive Haltung aus, die die Ideen der Aufklärung widerspiegelten.
Ein Meilenstein in Lessings Karriere war die Veröffentlichung seines Dramas „Minna von Barnhelm“ (1767), das als erstes bedeutendes deutsches Lustspiel gilt. Es folgten weitere erfolgreiche Stücke, darunter „Emilia Galotti“ (1772), ein bürgerliches Trauerspiel, das die Willkür der Feudalherrschaft kritisierte. Sein bekanntestes Werk ist jedoch „Nathan der Weise“ (1779), ein dramatisches Gedicht, das für religiöse Toleranz und Humanität plädiert und bis heute von großer Bedeutung ist.
Neben seinen literarischen Werken war Lessing auch als Bibliothekar in Wolfenbüttel tätig, wo er Zugang zu einer der größten Bibliotheken Europas hatte. Diese Position ermöglichte ihm intensive Studien und die Veröffentlichung wichtiger Schriften zur Literatur- und Kunsttheorie. Besonders bekannt ist sein Werk „Laokoon“ (1766), in dem er die Grenzen und Unterschiede zwischen Malerei und Dichtkunst analysierte.
Lessings Leben war geprägt von einem unermüdlichen Streben nach Wissen und Wahrheit. Er setzte sich für Aufklärung, Vernunft und Toleranz ein und hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die deutsche Literatur und Kultur. Sein Werk und seine Ideen inspirieren bis heute Generationen von Lesern und Denkern.
Lessing starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig, hinterließ jedoch ein reiches literarisches Erbe, das seine Bedeutung als einer der größten Denker der Aufklärung unterstreicht. Seine Werke laden ein, sich mit den großen Fragen der Menschheit auseinanderzusetzen und die Prinzipien von Vernunft und Humanität zu reflektieren.
Im Dezember 2024
Personen
Emilia Galotti.
Odoardo und Claudia Galotti. Aeltern der Emilia.
Hettore Gonzaga. Prinz von Guastalla.
Marinelli. Kammerherr des Prinzen.
Camillo Rota. Einer von des Prinzen Räthen.
Conti. Maler.
Graf Appiani.
Gräfinn Orsina.
Angelo, und einige Bediente.
Erster Aufzug
(Die Scene, ein Kabinett des Prinzen.)
Erster Auftritt
Der Prinz, an einem Arbeitstische, voller Briefschaften und Papiere, deren einige er durchläuft.
Klagen, nichts als Klagen! Bittschriften, nichts als Bittschriften! – Die traurigen Geschäffte; und man beneidet uns noch! – Das glaub’ ich; wenn wir allen helfen könnten: dann wären wir zu beneiden. – Emilia? (indem er noch eine von den Bittschriften aufschlägt, und nach dem unterschriebenen Namen sieht.) Eine Emilia? – Aber eine Emilia Bruneschi – nicht Gallotti. Nicht Emilia Galotti! – Was will sie, diese Emilia Bruneschi? (er lieset) Viel gefodert; sehr viel. – Doch sie heist Emilia. Gewährt! (er unterschreibt und klingelt; worauf ein Kammerdiner hereintritt.) Es ist wol noch keiner von den Räthen in dem Vorzimmer?
Der Kammerdiener. Nein.
Der Prinz. Ich habe zu früh Tag gemacht. – Der Morgen ist so schön. Ich will ausfahren. Marchese Marinelli soll mich begleiten. Laßt ihn rufen. (der Kammerdiener geht ab) – Ich kann doch nicht mehr arbeiten. – Ich war so ruhig, bild’ ich mir ein, so ruhig – Auf einmal muß eine arme Bruneschi, Emilia heißen: – weg ist meine Ruhe, und alles! –
Der Kammerd. (welcher wieder herein tritt.) Nach dem Marchese ist geschickt. Und hier, ein Brief von der Gräfinn Orsina.
Der Prinz. Der Orsina? Legt ihn hin.
Der Kammerd. Ihr Läufer wartet.
Der Prinz. Ich will die Antwort senden; wenn es einer bedarf. – Wo ist sie? In der Stadt? oder auf ihrer Villa?
Der Kammerd. Sie ist gestern in