: Friedrich Schiller
: André Hoffmann
: Maria Stuart Drama
: Andhof
: 9783736429444
: 1
: CHF 1.80
:
: Dramatik
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Maria Stuart' von Friedrich Schiller ist ein Meisterwerk der deutschen Literatur, das die letzten Tage der schottischen Königin Maria Stuart dramatisiert. Durch die virtuose Verbindung historischer Fakten und dichterischer Freiheit gelingt es Schiller, die vielschichtigen Charaktere und die politischen Intrigen der Zeit eindrucksvoll zu schildern. In diesem Stück begegnen wir Maria Stuart, die einstige Königin von Schottland, die in England gefangen gehalten wird. Ihr Schicksal ist besiegelt, doch sie kämpft mit Würde und Leidenschaft um ihr Leben und ihre Ehre. Schiller zeigt uns die innere Zerrissenheit einer Frau, die zwischen Macht und Ohnmacht, Schuld und Unschuld steht. Gleichzeitig beleuchtet er die politische Bühne, auf der Königin Elisabeth I. agiert, die eine ebenso komplexe und faszinierende Persönlichkeit darstellt. Das Stück thematisiert die Konflikte zwischen persönlicher Integrität und politischer Verantwortung, Liebe und Hass, Loyalität und Verrat. Es lässt uns tief in die menschlichen Abgründe blicken und zwingt uns, über Fragen der Gerechtigkeit, der Macht und des Schicksals nachzudenken. In 'Maria Stuart' verdichten sich die zentralen Themen der Aufklärung und der Romantik zu einem fesselnden Drama, das bis heute nichts von seiner Intensität und Aktualität verloren hat. Mit 'Maria Stuart' gelingt es Schiller, historische Ereignisse in ein universelles Licht zu rücken und uns die zeitlosen Konflikte und Emotionen der menschlichen Existenz näherzubringen. Es ist ein Werk, das sowohl literarisch als auch emotional berührt und uns dazu anregt, über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Wenn du bereit bist, dich auf dieses packende Drama einzulassen, wirst du in den Bann einer Geschichte gezogen, die dich nicht mehr loslassen wird. Tauche ein in die Welt von 'Maria Stuart' und erlebe ein Stück Literaturgeschichte, das seine Faszination über die Jahrhunderte hinweg bewahrt hat.

Friedrich Schiller (1759-1805) war ein bedeutender deutscher Dichter, Dramatiker und Historiker, der eine zentrale Rolle in der deutschen Literatur spielte. Geboren am 10. November 1759 in Marbach am Neckar, wuchs er in einer Familie auf, die Wert auf Bildung legte. Sein Vater Johann Kaspar Schiller war Offizier und Wundarzt, und seine Mutter Elisabeth Dorothea stammte aus einer Familie von Gastwirten. Schiller besuchte zunächst die Lateinschule in Ludwigsburg und später die Karlsschule, eine Militärakademie, die vom Herzog Karl Eugen von Württemberg gegründet wurde. Obwohl er ursprünglich Theologie studieren wollte, wurde er von Herzog Karl Eugen gezwungen, Jura und später Medizin zu studieren. Während seiner Zeit an der Karlsschule begann Schiller, Gedichte und Theaterstücke zu schreiben, darunter sein erstes bedeutendes Werk, 'Die Räuber' (1781), das den Beginn der literarischen Bewegung Sturm und Drang markierte. Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums arbeitete Schiller als Regimentsarzt, aber seine Aufführung von 'Die Räuber' brachte ihn in Konflikt mit Herzog Karl Eugen, was ihn dazu veranlasste, nach Thüringen zu fliehen. In Thüringen fand er Zuflucht und Unterstützung bei Henriette von Wolzogen, die ihm ermöglichte, weiter zu schreiben. In dieser Zeit entstanden Werke wie 'Kabale und Liebe' (1784). Schiller zog später nach Mannheim, wo er als Theaterdichter arbeitete, und später nach Leipzig, wo er seine Freundschaft mit Christian Gottfried Körner und andere bedeutende Persönlichkeiten der Weimarer Klassik, wie Johann Wolfgang von Goethe, pflegte. Gemeinsam mit Goethe prägte er die Weimarer Klassik und schuf Werke wie 'Maria Stuart' (1801) und 'Wilhelm Tell' (1804). Neben seinen dramatischen Werken verfasste Schiller auch zahlreiche ästhetische Abhandlungen und Gedichte, die später von Beethoven in seiner 9. Sinfonie vertont wurde. Schiller starb am 9. Mai 1805 in Weimar, aber sein Erbe lebt in seinen Werken weiter, die bis heute von großer Bedeutung und Einfluss sind. Schillers Leben und Werk sind ein Zeugnis für seine unerschütterliche Leidenschaft für Kunst und Gerechtigkeit, und er bleibt eine inspirierende Figur in der Geschichte der deutschen Literatur.

Sechster Auftritt


 


Mortimer. Maria.

Maria.
 Von meinem Oheim!
Dem Kardinal von Lothringen aus Frankreich! (liest)

 

„Traut dem Sir Mortimer, der euch dieß bringt,
Denn keinen treuern Freund habt ihr in England.“

(Mortimern mit Erstaunen ansehend)

Ist’s möglich! Ist’s kein Blendwerk, das mich täuscht?
So nahe find ich einen Freund und wähnte mich
Verlassen schon von aller Welt – find ihn
In euch, dem Neffen meines Kerkermeisters,
In dem ich meinen schlimmsten Feind –

Mortimer (sich ihr zu Füßen werfend).
 Verzeihung
Für diese verhaßte Larve, Königin,
Die mir zu tragen Kampf genug gekostet,
Doch der ich’s danke, daß ich mich euch nahen,
Euch Hülfe und Errettung bringen kann.

Maria.
Steht auf – Ihr überrascht mich, Sir – Ich kann
So schnell nicht aus der Tiefe meines Elends
Zur Hoffnung übergehen – Redet, Sir –
Macht mir dieß Glück begreiflich, daß ich’s glaube.

Mortimer (steht auf).
Die Zeit verrinnt. Bald wird mein Oheim hier seyn,
Und ein verhaßter Mensch begleitet ihn.
Eh euch ihr Schreckensauftrag überrascht,
Hört an, wie euch der Himmel Rettung schickt.

 

Maria.
Er schickt sie durch ein Wunder seiner Allmacht!

Mortimer.
Erlaubt, daß ich von mir beginne.

Maria.
 Redet, Sir!

Mortimer.
Ich zählte zwanzig Jahre, Königin,
In strengen Pflichten war ich aufgewachsen,
In finsterm Haß des Pabstthums aufgesäugt,
Als mich die unbezwingliche Begierde
Hinaus trieb auf das feste Land. Ich ließ
Der Puritaner dumpfe Predigtstuben,
Die Heimat hinter mir, in schnellem Lauf
Durchzog ich Frankreich, das gepriesene
Italien mit heißem Wunsche suchend.
     Es war die Zeit des großen Kirchenfests,
Von Pilgerschaaren wimmelten die Wege,
Bekränzt war jedes Gottesbild, es war,
Als ob die Menschheit auf der Wandrung wäre,
Wallfahrend nach dem Himmelreich – Mich selbst
Ergriff der Strom der glaubenvollen Menge,
Und riß mich in das Weichbild Roms –
     Wie ward mir, Königin!
Als mir der Säulen Pracht und Siegesbogen,

 

Entgegenstieg, des Kolosseums Herrlichkeit
Den Staunenden umfing, ein hoher Bildnergeist
In seine heitre Wunderwelt mich schloß!
Ich hatte nie der Künste Macht gefühlt,
Es haßt die Kirche, die mich auferzog,
Der Sinne Reiz, kein Abbild duldet sie,
Allein das Körperlose Wort verehrend.
Wie wurde mir, als ich ins Innre nun
Der Kirchen trat, und die Musik der Himmel
Herunterstieg, und der Gestalten Fülle
Verschwenderisch aus Wand und Decke quoll,
Das Herrlichste und Höchste, gegenwärtig,
Vor den entzückten Sinnen sich bewegte,
Als ich sie selbst nun sah, die Göttlichen,
Den Gruß des Engels, die Geburt des Herrn,
Die heilge Mutter, die herabgestiegne
Dreifaltigkeit, die leuchtende Verklärung –
Als ich den Pabst drauf sah in seiner Pracht
Das Hochamt halten und die Völker segnen.
O was ist Goldes, was Juweelen Schein,
Womit der Erde Könige sich schmücken!
Nur Er ist mit dem Göttlichen umgeben,
Ein wahrhaft Reich der Himmel ist sein Haus,
Denn nicht von dieser Welt sind diese Formen.

Maria.
O schonet mein! Nicht weiter. Höret auf,

 

Den frischen Lebensteppich vor mir aus
Zu breiten – Ich bin elend und gefangen.

Mortimer.
Auch ich wars, Königin! und mein Gefängniß
Sprang auf und frei auf einmal fühlte sich
Der Geist, des Lebens schönen Tag begrüßend.
Haß schwur ich nun dem engen dumpfen Buch,
Mit frischem Kranz die Schläfe mir zu schmücken,
Mich fröhlich an die Fröhlichen zu schließen.
Viel edle Schotten drängten sich an mich
Und der Franzosen muntre Landsmannschaften.
Sie brachten mich zu eurem edeln Oheim,
Dem Kardinal von Guise – Welch ein Mann!
Wie sicher, klar und männlich groß! – Wie ganz
Gebohren, um die Geister zu regieren!
Das Muster eines königlichen Priesters,
Ein Fürst der Kirche, wie ich keinen sah!

Maria.
Ihr habt sein theures Angesicht gesehn,
Des vielgeliebten, des erhabnen Mannes,
Der meiner zarten Jugend Führer war.
O redet mir von ihm. Denkt er noch mein?
Liebt ihn das Glück, blüht ihm das Leben noch,
Steht er noch herrlich da, ein Fels der Kirche?

 

Mortimer.
Der Treffliche ließ selber sich herab,
Die hohen Glaubenslehren mir zu deuten,
Und meines Herzens Zweifel zu zerstreun.
Er zeigte mir, daß grübelnde Vernunft
Den Menschen ewig in der Irre leitet,
Daß seine Augen sehen müssen, was
Das Herz soll glauben, daß ein sichtbar Haupt
Der Kirche Noth thut, daß der Geist der Wahrheit
Geruht hat auf den Sitzungen der Väter.
Die Wahnbegriffe meiner kind’schen Seele,
Wie schwanden sie vor seinem siegenden
Verstand und vor der Suada seines Mundes!
Ich kehrte in der Kirche Schooß zurück,
Schwur meinen Irrthum ab in seine Hände.

Maria.
So seid ihr einer jener Tausende,
Die er mit seiner Rede Himmelskraft
Wie der erhabne Prediger des Berges
Ergriffen und zum ew’gen Heil geführt!

Mortimer.
Als ihn des Amtes Pflichten bald darauf
Nach Frankreich riefen, sandt’ er mich nach Rheims,
Wo die Gesellschaft Jesu, fromm geschäftig,
Für Englands Kirche Priester auferzieht.

 

Den edeln Schotten Morgan fand ich hier,
Auch euren treuen Leßley, den gelehrten
Bischof von Roße, die auf Frankreichs Boden
Freudlose Tage der Verbannung leben –
Eng schloß ich mich an diese Würdigen,
Und stärkte mich im Glauben – Eines Tags,
Als ich mich umsah in des Bischofs Wohnung,
Fiel mir ein weiblich Bildniß in die Augen,
Von rührend wundersamem Reiz, gewaltig
Ergriff es mich in meiner tiefsten Seele,
Und des Gefühls nicht mächtig stand ich da.
Da sagte mir der Bischof: Wohl mit Recht
Mögt ihr gerührt bei diesem Bilde weilen.
Die schönste aller Frauen, welche leben,
Ist auch die jammernswürdigste von allen,
Um unsers Glaubens willen duldet sie,
Und euer Vaterland ist’s, wo sie leidet.

Maria.
Der Redliche! Nein, ich verlor nicht alles,
Da solcher Freund im Unglück mir geblieben.

Mortimer.
Drauf fing er an, mit herzerschütternder
Beredsamkeit mir euer Märtyrthum
Und eurer Feinde Blutgier abzuschildern.
Auch euern