A Broken Frame
(1982)
Mitwirkende:
Dave Gahan: Leadgesang
Martin Gore: Keyboards, Begleitgesang, zusätzlicher Gesang bei „The Meaning Of Love“ und „Shouldn’t Have Done That“
Andy Fletcher: Keyboards, Begleitgesang
Aufgenommen in den Blackwing Studios, London, Dezember 1981 bis Juli 1982
Produzenten: Daniel Miller, Depeche Mode
Alle Songs von Martin Gore
Veröffentlicht am 27. September 1982
Label: Mute
Laufzeit: 40:55
Höchste Chartplatzierungen: UK: 8; USA: 177; Deutschland: 56; Neuseeland: 43; Schweden: 22
Gerade als Depeche Mode – eine Band, die vorwiegend aus Teenagern bestand – 1981 mit zwei Hit-Singles und dem starken DebütalbumSpeak& Spellder Durchbruch gelungen war, verloren sie ihren kreativen Anführer. Von allen vier Bandmitgliedern war Vince Clarke in musikalischer Hinsicht das reifste. Er war etwas älter und hatte den Großteil der Nummern aufSpeak& Spellgeschrieben – Martin Gore hatte zwei Songs beigesteuert, von denen einer ein Instrumental war. Wie gewonnen so zerronnen: So musste es dem verbliebenen Trio vorgekommen sein.
Clarke war ausgestiegen, da er sich nicht im Einklang mit der restlichen Gruppe wähnte. Er stand nur ungern im Rampenlicht, wie das etwa Gahan tat. Zudem verspürte er zu viel kreativen Druck bei Depeche Mode, obwohl er bloß als ein Viertel des großen Ganzen wahrgenommen wurde. Die Musik von Depeche Mode als „Produkt“ promoten zu müssen war schließlich der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er hasste sämtliche Fernsehauftritte, vor allem, wenn es sich dabei um Formate für Kinder und Jugendliche handelte – und davon gab es reichlich zu absolvieren, da sich damals im britischen Fernsehen nur wenige Sendungen rein auf Popmusik konzentrierten. Clarke wollte sich nicht unbedingt auf der Titelseite vonSmash Hitssehen. Dass Clarkes Ausstieg unmittelbar bevorstand, wurde Daniel Miller von Mute Records klar, als sie vor der Veröffentlichung vonSpeak& Spellauf eine kurze Tour aufbrachen. Als sie nach Großbritannien zurückkehrten, ließ Clarke die Katze aus dem Sack. Er würde Depeche Mode verlassen. Zwar wollte er noch die Tournee durch die Heimat absolvieren, doch danach beabsichtigte er, seinen Abschied offiziell zu verkünden.
Für eine Formation aus dem Synthie-Bereich waren Depeche Mode immer schon eine starke Live-Band. Obwohl sie anfangs nur ein paar Typen waren, die schüchtern hinter ihren Keyboards standen und Dave Gahan noch Lichtjahre von seiner späteren Rock-Gott-Persona entfernt war, hinterließen sie dennoch einen markanten Eindruck. So hatten sie es ja auch ihrem Potenzial als Live Act und ihrer Wirkung auf das Publikum zu verdanken, dass sie sowohl das Interesse von Daniel Miller und auch Seymour Stein von Sire Records auf sich gezogen hatten. Zwischen der jeweiligen Veröffentlichung der ersten Singles waren sie weiterhin durchwegs auf britischen Bühnen präsent und begannen, auch in Europa Fuß zu fassen. Gahan überwand allmählich seine anfängliche Zurückhaltung und wurde zu jener Art Frontmann, den die Band brauchte. Mit seiner sehr gefühlvollen Stimme hauchte er ihrem unvergleichlichen Synthie-Pop Leben ein. Barney Hoskins verglich die Reaktion des Publikums auf die Band imNMEmit nichts weniger als einem „Zustand der Entrückung“.
Ein weiteres Problem bestand für Clarke im mangelnden Interesse seiner Bandkollegen an den technischen Details, die ihren Sound erst ermöglichten. Keines der übrigen Bandmitglieder schien sich für neue Entwicklungen in der Synthesizer-Technologie zu interessieren oder dafür, wie diese ihren sich gerade erst entwickelnden Sound beeinflussten. Als sie begannen, das für jeden Act so schwierige zweite Album zu diskutieren, schien der Konsens zu sein, einfach eine Art Neuauflage vonSpeak& Spellzu machen, was Clarkes musikalische Ambitionen nicht befriedigte. Im Alter von 21 verließ er jene Band, die gerade begonnen hatte, sich einen Namen zu machen. Er verfolgte seine musikalischen Ziele in weiterer Folge mit Yazoo (zusammen mit Alison Moyet aus Basildon; Clarke hatte ihren großen Debüt-Hit „Only You“ ursprünglich Depeche Mode angeboten, die ihn aber ablehnten), dann The Assembly und letzten Endes zusammen mit Andy Bell als eine Hälfte des Zwei-Mann-Acts Erasure.
Der Abschied von Clarke kam zwar nicht gänzlich überraschend, war aber auch nicht wirklich erwartet wor