: Sebastian Elsbach
: Christian Faludi
: Eiserne Front Abwehrbündnis gegen Rechts 1931 bis 1933
: Weimarer Verlagsgesellschaft
: 9783843807319
: Wissensreihe im Auftrag der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte
: 1
: CHF 13.50
:
: Neuzeit bis 1918
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Eiserne Front wurde im Dezember 1931, keine 18 Monate vor der endgültigen Zerstörung der Weimarer Republik, gegründet. Dennoch besitzt die antifaschistische Organisation bereits über ihr Symbol - den Dreipfeil - ein bis in die Gegenwart reichendes Nachleben. Zum Verständnis der Eisernen Front als sozialdemokratisch dominiertes Abwehrbündnis gegen Rechts ist eine Betrachtung der republikanischen Zivilgesellschaft und besonders des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold unerlässlich. Zumal sich das Verhältnis der Eisernen Front zu den Parteien der Weimarer Koalition keineswegs reibungslos gestaltete. Was setzten die Weimarer Demokratinnen und Demokraten der NSDAP entgegen und warum waren ihre Bemühungen letztlich nicht von Erfolg gekrönt? Wurden zivilere Antworten ausprobiert oder lag der Fokus auf einer militanten Reaktion gegen die totalitäre Bedrohung? Diese Fragen regen an zum Nachdenken, wie heutige Demokratien sich gegen Bedrohungen durch radikale Bewegungen zur Wehr setzen können. Band 1 der Schriftenreihe der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte, herausgegeben von Christian Faludi.

Sebastian Elsbach studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie in Frankfurt (Oder), Chemnitz, Lodz und Jena. Anschließend arbeitete er an seiner Dissertation zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, welche 2019 mit dem Förderpreis des Jenaer Instituts für Politikwissenschaft, 2020 mit dem Friedrich-Ebert-Preis ausgezeichnet wurde. Zudem publizierte er zur Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts und arbeitet derzeit im Rahmen des Kollegs »Das demokratische Gewaltmonopol in der Weimarer Republik, 1918-1924« an der Forschungsstelle Weimarer Republik in Jena. Christian Faludi ist Historiker aus Weimar und assoziierter Wissenschaftler an der Forschungsstelle Weimarer Republik der Friedrich-Schiller-Universitä Jena. Er lehrt, forscht, publiziert und kuratiert Ausstellungen zu Themen der modernen Geschichte Mitteldeutschlands, der Weimarer Republik und der Geschichte des Nationalsozialismus. Seit 2021 ist er Projektleiter der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte in Weimar.

Die Eiserne Front und ihr Symbol – der Dreipfeil – sind heutzutage selbst jüngeren Menschen ein Begriff. Und dies dazu noch international. Auf Demonstrationen gegen rechte Parteien sind regelmäßig Flaggen, Plakate oder T-Shirts mit dem Dreipfeil als einem antifaschistischen Symbol zu entdecken, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch im Vereinigten Königreich, den USA oder anderen europäischen und amerikanischen Ländern. Die sozialdemokratischen Parteien Portugals und Österreichs wählten den Dreipfeil – oder eine Adaption hiervon – sogar als offizielles Parteiabzeichen. Auf diese Weise erlangte die Eiserne Front, deren eigentliche Existenz kaum mehr als ein Jahr – vom Dezember 1931 bis zum März 1933 – dauerte, eine überraschend langfristige Nachwirkung. Der wesentliche Grund hierfür dürfte sein, dass die Mitglieder der Eisernen Front in den Endmonaten der Weimarer Republik die Einzigen waren, die entschlossen demokratische Prinzipien verteidigten, die in der Reichsverfassung niedergelegt waren.

Die liberalen Parteien hatten sich zu diesem Zeitpunkt ebenso wie die katholische Zentrumspartei mehrheitlich von der demokratisch-parlamentarischen Ordnung verabschiedet und die verfassungswidrige Machtausweitung des Präsidialkabinetts von Heinrich Brüning (Zentrum) gedeckt. Reichspräsident Paul von Hindenburg eignete sich nach dem von rechts provozierten Auseinanderbrechen der letzten parlamentarisch legitimierten Koalition unter Reichskanzler Hermann Müller (SPD) im März 1930 per Notverordnung zentrale Kompetenzen des Reichstages an. Darunter insbesondere das Recht der Haushaltshoheit, welches unter keinen verfassungsmäßigen Umständen Gegenstand einer Notverordnung sein durfte, deren rechtlicher Zweck eigentlich nur ein rein ausführender zu sein hatte; also der Durchsetzung bereits bestehender Gesetze dienen sollte, sodass die Notverordnungen nicht selbst einen Gesetzescharakter vortäuschen durften. Brünings Kabinett, welches von den verschiedenen Parteien der bürgerlichen Mitte sowie einem Teil der rechtsextremen DNVP unterstützt wurde, hinderte dies nicht daran, dem Reichstag sein Haushaltsrecht zu entwinden, welches die wohl wichtigste gesetzgeberische Kompetenz eines jeden echten Parlaments darstellt.

Erster Gründungstag des Reichsbanners am 22. Februar 1925 in Magdeburg, am Rednerpult Hermann Müller (Bundesarchiv)

Mit einer verfassungsrechtlich sehr zweifelhaften Begründung wurde von den Rechtsberatern Brünings ein vermeintlicher »Staatsnotstand« herbeikonstruiert, der die im Notverordnungs-Haushalt festgeschriebenen drastischen Sparmaßnahmen legitimieren sollte. Bei einer parlamentarischen Mehrheit verfing diese Argumentation aber nicht. Als der Reichstag am 18. Juli 193