: Malin Thunberg Schunke
: Ein höheres Ziel Kriminalroman
: Polar Verlag
: 9783910918191
: 1
: CHF 10.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 376
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Während eines exklusiven Junggesellenabschieds an der französischen Riviera gerät der schwedische Staatsbürger Amir Yasin mitten in ein blutiges Attentat und wird, des Mordes verdächtigt, seiner Freiheit beraubt. Nach mehreren Terroranschlägen hat sich die Stimmung in Europa verschärft und der ehrgeizige Richter Philippe Duvernoy führt die französischen strafrechtlichen Ermittlungen mit eiserner Hand. Die Jagd nach den Attentätern erstreckt sich über mehrere Länder und in Den Haag werden die schwedische Staatsanwältin Esther Edh und ihre italienische Chefin Fabia Moretti in den Fall involviert. Wer ist Amir Yasin und was ist wirklich in der Bar in Juan-les-Pins passiert? Die komplizierte Angelegenheit wird bald von Machtspielen und nationalem Revierdenken geprägt. Amir Yasin ist von seiner Familie in Stockholm isoliert und kämpft verzweifelt in Fleury-Mérogis, einem der größten und brutalsten Gefängnisse Europas um sein Überleben und um Gerechtigkeit. Der Roman ist der erste einer Reihe über Esther Edh und Fabia Moretti.

Malin Thunberg Schunke ist Privatdozentin für Strafrecht und hat als Staatsanwältin gearbeitet. Sie wurde 1969 in Skövde (Schweden) geboren, lebt aber mit ihrer Familie in Hannover und auf Sardinien. Nachdem sie mehrere juristische Fachbücher geschrieben hat, hat sie im Jahr 2019 ihren ersten Roman 'Ett högre syfte' EIN HÖHERES ZIEL veröffentlicht. Es ist der erste Teil in der neuen Romanserie über die Staatsanwältinnen Esther Edh und Fabia Moretti die bei Eurojust in Den Haag arbeiten. 'Ett högre syfte' wurde mit dem Debütantenpreis der Schwedischen Krimi Akademie ausgezeichnet und war für den 'Crimetime Award' 2019 nominiert.

Kapitel 7
Cap d’Antibes, Samstag, 13. Juni 2015


Wie bin ich bloß eingeschlafen?

Mit einem Gefühl von Scham richtete Manfred sich im Bett halbwegs auf. Der Fernseher lief immer noch ohne Ton, aber im Moment wurde auch nichts gesendet. Sein Handy lag auf dem Boden. Die Uhr zeigte kurz vor 5 Uhr am frühen Morgen.

Lange hatte er noch mit Ludwig und Fredrik vor dem Fernseher ausgeharrt und die Nachrichtensendungen angeschaut, die News-Seiten im Netz immer wieder aufgerufen und darauf gewartet, dass Amir ins Hotel zurückkommen oder zumindest anrufen würde. Sie zerbrachen sich die Köpfe, was ihrem Freund da unten im Erdgeschoss passiert sein könnte, ob sie ihn vielleicht ins Krankenhaus gebracht hatten und er sie von dort nicht kontaktieren konnte. Sie riefen sogar in ein paar Krankenhäusern im näheren Umkreis von Juan-les-Pins an. Je später es wurde, desto mehr forderten der Schock und der viele Alkohol im Blut ihren Tribut. Jeder verschwand wortlos in seinem Zimmer.

Habe ich etwas übersehen?

Manfred rannte über den Flur und klopfte an die Tür von Amirs Hotelzimmer. Vom Lärm wurde sofort die Tür daneben aufgerissen.

»Er ist nicht da.« Ludwig trat hinaus in den Flur. Er war bleich und seine Stimme klang seltsam. »Wir müssen reden. Auf der Stelle. Weck Fredrik und kommt zu mir rüber.«

»Ist er zurück?«

»Manfred, du musst Fredrik wecken. JETZT!«

Etwas in Ludwigs Gesichtsausdruck bewirkte, dass Manfred sofort umdrehte und zu Fredriks Tür rannte.

Ein paar Minuten später saßen sie auf Ludwigs Bett und starrten ungläubig ins Leere.

»Das kann doch nicht wahr sein. Das glaube ich nicht.« Manfred schüttelte den Kopf. »Das ist total unwahrscheinlich. Du hast bestimmt was falsch verstanden.«

»Manfred, beruhige dich. Ich bin mir hundertprozentig sicher. Er ist es. Das habt ihr doch selbst gesehen. Ich spiele euch den Clip noch mal vor.« Ludwig stellte sein Handy lauter und hielt es hoch, damit die anderen es sehen konnten.

Danach herrschte erst einmal Schweigen. Keiner konnte die Bilder, die sie soeben gesehen hatten, so richtig begreifen. Auch Ludwig schien noch ganz schockiert zu sein, obwohl er sie nach eigenen Angaben inzwischen mehrmals angesehen hatte.

Manfred fasste sich als Erster. »Das ist doch wahnsinnig. Die haben sich geirrt. Dürfen sie das einfach so?«

»Vielleicht war es auch nur jemand, der Amir ähnlich sieht?« Fredrik raufte sich die Haare, sodass sie in alle Himmelsrichtungen abstanden. Ohne das Haarwachs, das er immer benutzte, wirkte er irgendwie geschrumpft, als sei seine ganz selbstverständliche Autorität an die Frisur gekoppelt.

»Es ist Amir«, entgegnete Ludwig. »Das Bild, auf dem er abgeführt wird, ist scharf. Der Fotograf muss es irgendwie hinter die Absperrungen geschafft haben, oder er hat von der Polizei Einlass er