Vor über 30 Jahren haben wir begonnen, unsere Gesellschaft und unsere Unternehmen digital zu transformieren. Zum Vergleich: Es hat nur 20 Jahre gedauert, um die Pyramiden von Gizeh (2580–2560 v. Chr.) zu errichten.
Was ist in Deutschland in Bezug auf die Digitalisierung in dieser Zeitspanne passiert? Nicht genug, denn Deutschland liegt im internationalen Vergleich derzeit im unteren Mittelfeld. Ein paar Zahlen hierzu: Deutschland liegt auf
Einschub 1: Abbildung: Veränderung der Rangplätze im Länderindex seit dem Jahr 2006
Quelle: Berechnungen von Calculus Consult
Das heißt also, wenn wir das Absinken Großbritanniens dem Brexit zuschreiben, haben wir das Gleiche – und noch einen Prozentpunkt mehr – geschafft, obwohl wir in derEU geblieben sind. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Ich weiß, dass Viele das nicht hören wollen. Aber genau das ist ein Grund für diese beklagenswerte Position und muss deshalb so klar herausgearbeitet werden. Ich habe das, seit ich mich mit Transformation beschäftige, also bald 20 Jahre lang, beständig selbst erlebt bzw. mit eigenen Ohren gehört: Dass man unangenehme Weisheiten hierzulande nicht hören will. Stattdessen suhlt man sich in den Erfolgen der Vergangenheit. Klassischer »Vogel Strauß«. Ein schönes Sprichwort, das ich in meinen Gesprächen häufig anbringe, ist Folgendes:
Wem die Götter Schlechtes wünschen, dem senden sie 30 Jahre Erfolg.
Die Reaktion darauf ist meistens ein herzliches Lachen – vermutlich ein Weglachen.
Die Tatsache, dass die Zeiten des deutschen Erfolges vorbei sind, muss erstmal akzeptiert werden. Sonst kommen wir nicht voran – das sagt schon die Binsenweisheit »Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung!«. Wir dürfen diesen Befund, diese klare Datenlage, nicht länger ignorieren, sondern sie als Beschreibung der Realität akzeptieren und zur Grundlage für unser Handeln machen. Dafür sind die interessengeleiteten Jubelmeldungen von Verbänden und Politik nicht gerade hilfreich. Wie wäre es also mit etwas mehr echten Impulsen zum Aufbruch, statt der Pflege ach so zarter Egos?
Danach müssen wir uns fragen: Woran liegt dieses Defizit? Wer oder was ist die Ursache? Und wie können wir es besser machen? Das sind die Themen, denen ich in diesem Buch nachgehe. Denn es geht um unsere Zukunft.
In der Folge des Digitalisierungsdefizits hat Deutschland nämlich auch anWohlstand eingebüßt. Nehmen wir hier nur mal, als einen von mehreren Indikatoren, die Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes, wie es alljährlich von derOECD ermittelt wird:
32Einschub 2: Abbildung: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes weltweit (2008–2025, inkl. neuster Prognose derOECD für Deutschland)5
Während Deutschland nach dem vorletzten Schock, der Finanzkrise 2008/2009, stark zurückkam, wendete sich das Blatt ab 2014. Bis kurz vor der Corona-Krise konnten wir im Vergleich zu den 17 Ländern der Eurozone noch einigermaßen mithalten, seit der Corona-Krise hingegen liegt unsere Heimat im Wachstum des realenBIPs deutlich unter dieser Gruppe (die übrigens global betrachtet ihrerseits Schlusslicht ist). Das setzt sich auch in den Prognosewerten bis 2025 fort.
Natürlich kann man jetzt wieder die Glaubwürdigkeit dieser und jener der oben genann