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Die dunkelblaue deutsche Limousine erwies sich als neuer 7er BMW, ebenfalls mit dem Wunschkennzeichen OSC. Gregory entriegelte die Türen aus zehn Metern Entfernung mit dem Sender im Schlüsselanhänger, und Reacher setzte sich auf den Beifahrersitz, fand den Schalter und fuhr den Sitz nach hinten, um mehr Beinfreiheit zu haben. Gregory zog ein kleines silbernes Mobiltelefon heraus und tippte eine Nummer ein.
»Komme mit einem Zeugen zurück«, sagte er knapp und sehr britisch. Dann klappte er sein Handy zu, ließ den Motor an und ordnete sich in den mitternächtlichen Verkehr ein.
Die zehn Minuten erwiesen sich als zwanzig. Gregory fuhr auf der Sixth Avenue durch die ganze Innenstadt bis zur 57th Street und dann zwei Blocks nach Westen. Auf der Eighth Avenue ging es nach Norden weiter, über den Columbus Circle zum Central Park West, dann auf die 72nd Street. Zuletzt hielt er vor dem Dakota Building.
»Nette Unterkunft«, meinte Reacher.
»Für Mr. Lane ist das Beste gerade gut genug«, sagte Gregory in neutralem Tonfall.
Als sie ausstiegen und auf dem Gehsteig standen, trat ein weiterer kompakter Mann in einem grauen Anzug aus dem Schatten, stieg in den BMW und fuhr ihn weg. Gregory begleitete Reacher in das Gebäude und im Aufzug nach oben. Die Eingangshalle und alle Korridore waren so düster prunkvoll wie das Äußere.
»Sehen Sie manchmal Yoko?«, fragte Reacher.
»Nein«, antwortete Gregory.
Sie stiegen im vierten Stock aus. Gregory führte ihn um die Ecke und zu einer Apartmenttür, die sich vor ihnen öffnete. Der Portier musste sie oben angemeldet haben. Die Tür bestand aus honigfarbener massiver Eiche, und das warme Licht, das auf den Korridor fiel, war ebenfalls honigfarben. Das Apartment bestand aus luxuriös eingerichteten hohen Räumen. Durch eine kleine Diele gelangte man in einen großen quadratischen Wohnraum. Dort gab es gekühlte Luft, gelblich gestrichene Wände, Lampen auf niedrigen Tischchen und mit Chintz bezogene bequeme Sofas und Sessel. Er war mit sechs Männern ziemlich voll. Keiner von ihnen saß. Alle standen schweigend da. Drei trugen graue Anzüge wie Gregory, drei hatten schwarze Jeans und Bomberjacken aus schwarzem Nylon an. Reacher wusste sofort, dass sie alle ehemalige Soldaten waren. Genau wie Gregory. Das sah man ihnen an. In dem Apartment selbst herrschte eine Atmosphäre stiller Verzweiflung, wie in einem Befehlsbunker, der weit von irgendeinem Punkt entfernt liegt, an dem eine Schlacht in diesem Augenblick verloren geht.
Alle sechs Männer drehten sich um und richteten ihren Blick auf Reacher. Keiner von ihnen sprach. Aber fünf Männer sahen nun den sechsten an, was ihn in Reachers Augen als Mr. Lane identifizierte – als den Boss. Er war eine halbe Generation älter als seine Männer, trug einen grauen Anzug und hatte graues Haar, das militärisch kurz geschoren war. Er war zwei, drei Zentimeter größer als der Durchschnitt und schlank. Sein Gesicht wirkte blass und sorgenvoll. Er stand si