1. KAPITEL
Trotz der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit warteten bereits fünfzig oder sechzig Fotografen vor der Firmenzentrale.
Allerdings nicht auf ihn.
Trip Winslow schaute aus dem getönten Fenster der Limousine. Niemand wusste, dass er kommen würde. Unglaublicherweise war es ihm trotz der vielen Kommunikationsplattformen der modernen Welt gelungen, inkognito zu bleiben – dank eines Anrufs bei Lazlo, dem Manager des Diamond Clubs. Lazlo hatte das heiße Bad inklusive Rasur, den Wagen samt Fahrer sowie alle Sicherheitsvorkehrungen schnell, unauffällig und mit der gleichen unerschütterlichen Ruhe arrangiert, mit der er alles tat. Genau das war es, was ihn für die zehn reichsten Menschen der Welt, die eine kleine Elite innerhalb des Clubs bildeten, so wertvoll machte.
Noch immer galt Trips Verschwinden als die Geschichte des Jahres, vielleicht sogar des Jahrzehnts. Denn wie oft löste sich einer der reichsten Männer der Welt einfach in Luft auf? Daher hatte er damit gerechnet, dass Paparazzi und Reporter hier in New York sein würden.
Trip ließ seinen Blick aus stahlblauen Augen über die Gruppe von Männern wandern, die sich auf den Stufen des ikonischen Winslow Buildings versammelt hatten. Es fühlte sich an, als sei er in einen Hinterhalt geraten.
Ein Anflug von Panik stieg in ihm auf. Einen Moment befand er sich wieder im Dschungel. Sein Herz klopfte wild, als er sah, wie sich einige Männer auf ihn zubewegten – die Augen zusammengekniffen und mit Pistolen in den Händen, die sie wie in diesen Videospielen hielten, die er als Teenager ununterbrochen gespielt hatte.
Nur dass diese Gangster echt gewesen waren. Und ihre Kugeln auch.
„Soll ich zur Rückseite fahren, Mr. Winslow? Alternativ kann ich den Sicherheitsdienst rufen, um die Straße abzusperren?“
Einen Moment antwortete er nicht auf die Frage des Fahrers. Selbst jetzt, zehn Monate nach dem Tod seines Vaters, fiel es ihm immer noch schwer zu begreifen, dass nun er dieser Mr. Winslow war.
Für ihn würde der Titel immer seinem Vater, Henry Winslow II, gehören.
Sein älterer Bruder Charlie hätte sich darüber nie Gedanken gemacht. Unwillkürlich versteifte sich Trip. In vielerlei Hinsicht fühlte es sich an, als würde er seinen Bruder kaum ke