Im neuen Garten stand eine Platane. An der glatten, blätternden Borke hatte Rivka es gleich erkannt. Esse hatte auf Ahorn getippt.
Zwei Monate vor dem Umzug hatten sie mit einem etwas schmuddeligen Makler neben diesem Baum gestanden und sich das »charakteristische Wohnhaus von 1900« von hinten angeguckt. Snibbe hatte sich ins Gras gefläzt, als ob der Garten schon ihm gehörte. Der Makler sprach wenig, während er Rivka und Esse herumführte. Was er sagte, klang nordisch: spröde, relativierend. Rivka ließ es drauf ankommen und nahm demonstrativ die Hand ihrer Freundin, und als sie dem Makler Hand in Hand in die sonnendurchflutete Küche folgten, bemerkte er staubtrocken, dass ein Stück weiter zwei Männer wohnten. Auch aus dem Westen.Nette Leute.
»Makler sind hier einfach normale Menschen«, sagte Rivka auf der Rückfahrt. Sie spürte, dass Esse ihre Begeisterung über das Haus im Zaum halten wollte, und verfiel in Schweigen. Es war ein gegenseitiges Abtasten der Stimmung. Beide waren sich einig, ahnte Rivka, aber auch auf der Hut, weil es zu schön schien. Der Dampf von glücklichem Hund füllte den Wagen, Rivka schaute in die Weite, das Noorderland, von dem sie nicht genau sagen konnte, ob sie es beruhigend oder beängstigend fand. Inmitten der Lehmwüste war dieses unerhört bezahlbare Haus eine Oase, ein Hafen, mit einem Schuppen im Garten, wo sie sich schreiben sah. Sie sah ihre Büchersammlung im Einbauregal im Wohnzimmer, Esses Fotografien im Flur mit dem fahlen Marmor.
»Man könnte meinen, da ist was faul«, durchbrach Esse die Stille im Auto.
»Irgendwas ist immer«, sagte Rivka.
Wenig später hatten sie an der A6 gehalten. Ein kurzer Blickwechsel, dann rief Esse den menschelnden Makler an und machte ein Angebot.
Der Umzug verlief harmonisch, der Abschied vom Alten unsentimental. Die Möbelpacker waren weg. Jetzt wohnten sie hier, hoch im Norden, wo man an guten Tagen das Meer riechen konnte. Es war kein großes Haus, aber der tiefe Garten ein üppiges Stück Zukunft. Friedlich und voller Möglichkeiten, so hatte er auf sie gewirkt. Er ließ ihre abgehetzten Herzen ruhig und kräftig schlagen.
Außer der Platane, sah Rivka jetzt durchs Fenster einer Küche voller Kisten, standen im Garten noch eine schlanke Lärche, eine Birke und am Graben drei Kopfweiden. Nur eine Fingerübung für Rivka – inzwischen konnte sie schon an die fünfzig Baumarten bestimmen. Die Welt dehnte sich aus, wenn etwas, was früher nur einen einzigen Namen hatte –Baum –, sich auf einmal in unzählige wohlklingende Kategorien verzweigte. Pappel, Zypresse, Herlitze – wie war sie ihr Leben lang bloß ohne diese Wörter ausgekommen?
Bäume erfreuten sich in letzter Zeit e