Jake
»Nach einer Viertelmeile die Ausfahrt 81 auf die US-231 North in Richtung Murfreesboro nehmen.«
»Ja, ja. Ich hab’s gehört«, murmle ich meinem Navi zu und überprüfe meine Spiegel, bevor ich die Spur wechsle. »Wer braucht schon eine Frau, wenn ich dich habe, die mir ständig auf die Nerven geht?«
Normalerweise bin ich nicht so ein Arsch, aber nach fast elf Stunden auf der Straße bin ich erschöpft, hungrig und mehr als bereit, endlich aus diesem Auto zu steigen.
Seit ich heute Morgen endlich einen Hinweis auf den möglichen Aufenthaltsort von Adams lange verschollener Schwester bekommen habe, bin ich unterwegs. Neugierig, ob sich die Spur bestätigen würde, packte ich meine Tasche, buchte die erstbeste Ferienwohnung, die ich finden konnte, und machte mich auf den Weg. Selbst für einen kurzen Tankstopp nahm ich mir kaum Zeit.
Dieser Fall bereitet mir von Anfang an Kopfzerbrechen, aber Adam hat mich um Hilfe gebeten, und ich werde nicht aufgeben, bis ich seine geheimnisvolle Schwester gefunden habe. Adam ist mein Klient, aber ich betrachte ihn auch als Freund. Nachdem ich ihm in der Vergangenheit geholfen habe, weiß ich, wie viel ihm seine Familie bedeutet. Als er herausfand, dass sein Nichtsnutz von Vater nicht sein leiblicher Vater war, rief er mich an. Er wusste, dass ich ihm Antworten liefern konnte, und beauftragte mich, Informationen über den Mann zu finden, dessen DNA er teilte. Eigentlich hätte es ein klarer Fall sein sollen, aber es tauchten mehr Fragen als Antworten auf. Ich hätte nie gedacht, dass ich mehr als ein Jahr später immer noch nach diesen Antworten suchen würde.
Adams biologischer Vater, Luis Hernandez, war ein echtes Ekelpaket – Abschaum epischen Ausmaßes. Er hatte mehr als genug Leichen im Keller und noch ein paar im Garten vergraben. Aber mit mir als Ermittler blieben diese Geheimnisse nicht lange verborgen. Ich deckte all seine schmutzigen Machenschaften auf, einschließlich seiner Angewohnheit, Kinder zu zeugen und dann zu verschwinden. Adam nahm diese Nachricht überraschend gut auf. Er freute sich sogar, Geschwister zu haben. Na ja, Halbgeschwister, um genau zu sein, aber das war für Adam unerheblich. Familie bleibt Familie.
Das erste Geschwisterkind fand ich schnell. Zufällig lebte er in derselben Kleinstadt, in die Adam gerade gezogen war. Das zweite Geschwisterkind tauchte wie aus dem Nichts auf und überraschte sogar mich. Doch das dritte ... Das war komplizierter. Die Informationen über den Aufenthalt und Verbleib waren spärlich und widersprüchlich. Jede neue Entdeckung schien im Widerspruch zu den bisherigen Informationen zu stehen. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht einmal sicher, nach wem ich überhaupt suche.
Bis heute Morgen war das einzige konkrete Detail, das ich hatte, ein Name:
Riley Ashton Rose.
Ich mag zwar ein verdammt guter Privatdetektiv sein, aber ich bin dennoch an das Gesetz gebunden. Es gibt Informationen, die ich auf legalem Wege nicht bekommen kann. Noch nie habe ich zu illegalen Mitteln gegriffen, um einen Fall zu lösen, und werde auch jetzt nicht damit anfangen – egal wie kompliziert es wird.
Heute Morgen erhielt ich einen Hinweis von einer zuverlässigen Quelle: die letzte bekannte Adresse von Riley Ashton Rose.
Jetzt bin ich ein Mann mit einer Mission.
Die monotone Stimme meines Navis führt mich durch Murfreesboro, während die Sonne langsam untergeht. Ich werfe einen Blick auf die Stadt und beschließe, heute Abend keine Nachforschungen mehr anzustellen. Ich mag es nicht, nach Einbruch der Dunkelheit herumzuschleichen, es sei denn, es lässt sich nicht vermeiden.
Ich will mir die Gegend ansehen, denn ich brauche einen Plan für morgen. Auch wenn ich spontan ins Auto gesprungen bin, weiß ich, dass so etwas Planung und Geduld e