Reese
Durch die geöffnete Balkontür blicke ich auf den Ozean und atme die Meeresbrise ein. Vor drei Monaten hätte ich mir nicht träumen lassen, jeden Tag mit diesem Blick aufzuwachen. Dann passierte das mit Kirk und Melissa, und ich wusste, dass es keine Option war, weiterhin in Minnesota zu bleiben. Um ehrlich zu sein, wusste ich das schon lange vor dem ganzen Drama.
Seit unsere Eltern zusammen sind, hatten Melissa und ich Probleme, aber ich habe das immer auf unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten geschoben. Ich bin mehr der Bücherwurm und sie mehr die Barbie. Ich bleibe lieber zu Hause. Sie geht tagsüber gern shoppen und nachts auf Partys. All das wäre egal gewesen, wenn wir nach Richards Heiratsantrag nicht bei ihnen eingezogen wären. Dann wären wir während ihrer Abwesenheit auch nicht allein im Haus gewesen, weil wir beide noch aufs College gingen – Melissa im zweiten Jahr und ich im vierten, kurz vor dem Abschluss.
An dem Morgen, an dem ich Melissa und Kirk zusammen erwischte, rief ich meine Tante Ileana an, die Schwester meines Vaters. Sie lebt in Florida und ich fragte sie, ob ich bei ihr bleiben könnte, bis ich Klarheit darüber habe, wie es weitergehen soll. Zum Glück war sie sofort einverstanden. Nach dem Gespräch telefonierte ich mit meiner Mutter, um ihr von dem Umzug zu erzählen. Zu sagen, dass sie verärgert war, wäre eine Untertreibung, vor allem, weil ich mich weigerte, ihr einen Grund zu nennen.
Ich konnte es nicht über mich bringen, ihr zu erzählen, dass Kirk und Melissa hinter meinem Rücken miteinander schliefen. Sie liebte Kirk mindestens genauso lange wie ich.
Ich wollte auch keine Probleme zwischen ihr und Richard verursachen, indem ich ihr erzählte, was seine Tochter getan hatte. Nicht, dass das alles Melissas schuld gewesen wäre. Kirk hättenein sagen können und müssen. Wenn er mit Melissa zusammen sein wollte, hätte er ehrlich zu mir sein sollen.
Es wäre seltsam gewesen, aber sein Verrat hätte mich nicht überrumpelt.
Nachdem ich mit meiner Tante und meiner Mutter alles geklärt hatte, sprach ich mit meinem Vertrauenslehrer, um herauszufinden, was ich für einen Schulwechsel tun müsste. Er sagte mir im Wesentlichen, dass er meinen Wunsch zwar verstehen könne, es aber so kurz vor dem Abschluss nicht klug wäre.
Nach diesem Gespräch wusste ich, dass ich bleiben musste, auch wenn es scheiße war. Also änderte ich meine Pläne noch einmal.
Glücklicherweise hatte eine Freundin von mir ein Zimmer in der kleinen Wohnung frei, die ihre Eltern für sie gekauft hatten, und bot es mir an. Nachdem ich eine Unterkunft gefunden hatte, ve