Kapitel 1
»Komm schon!«, rief Krista Matthews, während sie mit beiden Händen auf das Lenkrad ihres dunkelgrünen Toyota Tercel, Baujahr 1993, einhämmerte. »Spring an, du Mistding. Sprrrrrrring an!«
Sie schaltete den Motor aus und wieder ein, aber das Auto tat nichts – außer zu stöhnen und zu stottern und ihr vorzugaukeln, es würde jeden Moment anspringen.
Verdammt!
Die Uhr auf dem Armaturenbrett verriet ihr, dass sie zu spät kommen würde. Sie sah einen älteren Mann aus dem Haus kommen, vor dem sie mit ihrem Wagen stand. Der arme Mr. Geller war fast neunzig, weigerte sich aber standhaft, eine Gehhilfe zu benutzen. Er sagte, sein Stock reiche völlig aus, obwohl er angesichts der Art, wie er die nasse Kiesauffahrt zu ihr herunterhumpelte, wahrscheinlich mit einem Rollstuhl besser bedient gewesen wäre. Er hob seinen Stock und klopfte an ihr Fenster; Regen tropfte von der Kapuze seiner waldgrünen Regenjacke.
»Guten Morgen, Constable. Ist es die Batterie?«, fragte er lächelnd.
Krista strich sich die dunkelroten Locken aus der Stirn und nickte. »Ich glaube schon.«
»Soll ich Ihnen mit ein wenig Saft aushelfen?«
Oh, Mr. Geller, wenn Sie nur ein paar Jahrzehnte jünger wären und nicht mit Mrs. Geller verheiratet, wäre ich sofort dabei.
Das Funkeln in seinen freundlichen grauen Augen verriet, dass ihm die Zweideutigkeit seiner Worte vollkommen bewusst war.
Mit einem amüsierten Kichern verdrehte sie die Augen und nickte.
Er humpelte zu seinem alten, ramponierten Ford. Innerhalb von Sekunden hatte er ihn vor ihr Auto gefahren und öffnete die Motorhaube. Sie öffnete ebenfalls ihre Motorhaube, stieg wieder ein und beobachtete, wie er seinen Truck geschickt an ihr Auto anschloss. Er spähte unter ihre Motorhaube und nickte ihr dann zu, das Gesicht nass vom Regen.
Betend, mit geschlossenen Augen und überkreuzten Fingern, drehte Krista den Schlüssel noch einmal.
Ihrem alten Vermieter sei Dank, es funktionierte. Das Auto erwachte wieder zum Leben.
Der Motor sprang an!
Mr. Geller schloss ihre Motorhaube und winkte ihr wortlos zu, da er wusste, dass sie wahrscheinlich schon spät dran war. Sie erwiderte sein Winken mit einem breiten, dankbaren Lächeln, fuhr die Auffahrt hinunter und machte sich auf den Weg zum Revier.
Mit einer Viertelstunde Verspätung und klatschnass, nachdem sie vom Auto zur Polizeiwache gerannt war, außerdem mit Ohrenschmerzen, die wohl von dem unbarmherzigen Wind herrührten, der über Nacht aufgekommen war, goss sich Krista um Viertel nach sechs im Pausenraum eine Tasse Kaffee ein. Sie betete, dass ihr Partner und Ausbilder sich krankgemeldet hatte.
Aber sie hatte Pech.
Heute war nicht gerade ihr Glückstag.
Sie roch ihn, bevor sie ihn sah. Hörte ihn, noch bevor sein Geruch ihr in die Nase drang. Dieses ekelhafte Körperspray, in dem er gern zu baden schien. Und das Lachen, bei dem alle anderen Frauen in der Truppe fast in Ohnmacht fielen. Für Krista hingegen hörte er sich an wie ein gruseliger Clown, der vorhatte, ihr im nächsten Moment das Gesicht abzuziehen. Ganz egal, wie oft sie ihn abblitzen ließ, seine Annäherungsversuche zurückwies oder höflich, aber bestimmt Nein zu seinen Avancen sagte, er war überzeugt, er könnte bei ihr landen, und am Ende würde sie mit ihm schlafen oder zumindest einen trinken gehen.
Als wäre es bei der Polizei ein Initiationsritus, mit seinem Vorgesetzten Sex zu haben. Jedenfalls, das war wohl der Punkt, bei Polizistinnen. Das behauptete er, aber sie wusste, dass es nicht stimmte. Der Unsinn war allein auf seinem Mist gewachsen. Er nutzte jeden dämlichen Vorwand, der ihm nur einfiel, um eine weitere Rekrutin in sein Bett zu kriegen. Aber bis jetzt hatte er bei ihr keinen Erfolg gehabt. Es war schon lange her, dass Krista einen Mann in ihr Höschen gelassen hatte, und auf keinen Fall wollte sie ihre Durststrecke mit Myles Slade beenden, diesem König der Trottel.
Sie und zwei ihrer Kolleginnen hatten etwa zur gleichen Zeit auf dem Revier