KAPITEL 7
Morten und ich standen in der Küche und verzierten die Eistorten mit Marzipanrosen, damit sie wie selbstgemacht aussahen. Meine Mutter hatte auch Tortenfontänen gekauft. Wir sollten die Torten zum Abschluss des Abends an den Tisch bringen, während von irgendeinem Handy der »Champagner-Galopp« abgespielt wurde. Eigentlich hatte ich schon beschlossen, bei der Party nicht dabei zu sein.
»Du bist so egoistisch, du willst immer nur allein sein«, hatte meine Mutter mich angeschnauzt, als ich ihr das mitteilte. Ich hatte schlagartig Bauchschmerzen bekommen, weil sie recht hatte. Jetzt galt es nur, diesen Abend zu überstehen.
Das Küchenfenster stand offen, und wir mussten uns beeilen, weil die Eistorten schon anfingen zu schmelzen. Sie sollten bis zu ihrem Einsatz zurück in die Gefriertruhe.
»Kann ich jetzt mal fröhliche Gesichter sehen?«, rief uns meine Mutter durchs Fenster zu. Sie war auf dem Hofplatz und hängte Lichterketten an die Wäscheleine, unter der zwei Gartentische standen, die sie zusammengeschoben hatte. An der Leine hing auch ein schimmernder blauer Luftballon. Die anderen in der Packung waren bröselig und ließen sich nicht aufblasen. Mein Vater hatte rosa Bauernrosen mitgebracht, die auf dem Tisch standen und die Köpfe hängen ließen.
»Die Gäste kommen bald, her mit der guten Laune! Ich will ein Lächeln sehen, Kinder!«, rief meine Mutter.
»Ich kann nicht lächeln, wenn ich mich konzentrieren muss!«, rief Morten und ging ins Badezimmer, um sich die Haare zu machen.
»Freust du dich denn gar nicht, Tue?« Meine Mutter sah durchs Küchenfenster.
»Nein«, sagte ich, weil ich nicht lügen wollte. »Ich will nicht dabei sein. Das willst du ja auch nicht. Wolltest du nicht nach Fünen ziehen?«
»Sei still. Darüber reden wir heute nicht. Heute wird gefeiert.«
Meine Mutter hatte sich ihr Hochzeitskleid umnähen lassen, damit es ihr wieder passte. In den vergangenen zwölfeinhalb Jahren hatte sie einige Kleidergrößen zugenommen. Irgendwie hatte das Fett sie in die Knie gedrückt, sie krumm gemacht. In einem Fotoalbum bei O. P. und Oma hatte ich sie als junge Frau gesehen. Damals war sie hübsch gewesen. Das war lange vor meinem Vater und uns. Lange vor der T