: Thomas Korsgaard
: Stadt Roman
: Kanon Verlag
: 9783985681426
: Die Tue-Trilogie
: 1
: CHF 17.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Sommerferien bevor Tue in die Oberstufe kommt. Auf dem Hof ist es verdächtig ruhig. 900.000 Kronen hat die Versicherung gezahlt. Zumindest die Schulden sind sie los. Für neue Gartenmöbel hat es auch noch gereicht, einen der Plastikstühle hat Tues Mutter an der Flaggenstange gehisst. Wer auf etwas Gutes wartet, wartet nie vergeblich, sagt sie. Sie ist verliebt. Aber nicht in Tues Vater. Dieses Geheimnis muss Tue hüten, sonst verrät die Mutter dem Vater seins: dass Tue schwul ist. Das Wohnheim, in dem seine beste Freundin Iben wohnt, ist dagegen ein Ort voller Möglichkeiten. Dort hängt eine Discokugel von der Decke, unter der sie Walzer tanzen, Wein aus Kaffeebechern trinken und Tue Ibens roten Kimono anziehen darf. - Thomas Korsgaard erzählt mit großer Zärtlichkeit vom Aufspannen der Flügel. »Tue wächst einem ans Herz.« WDR 5

Thomas Korsgaard, geb. 1995, schrieb seinen Debütroman »Hof« mit gerade mal 21 Jahren. Band 2 und 3 der Trilogie folgten wenige Jahre später. Seine Romane haben sich in Dänemark mehr als 300.000 Mal verkauft. Für seinen letzten Roman wurde Thomas Korsgaard mit dem Literaturpreis Goldene Lorbeer ausgezeichnet und ist damit der jüngste Preisträger aller Zeiten. Bei Kanon erschien Band 1 »Hof« im Herbst 24, Band 3 »Paradies« wird im Herbst 25 erscheinen.

KAPITEL 7


Morten und ich standen in der Küche und verzierten die Eistorten mit Marzipanrosen, damit sie wie selbstgemacht aussahen. Meine Mutter hatte auch Tortenfontänen gekauft. Wir sollten die Torten zum Abschluss des Abends an den Tisch bringen, während von irgendeinem Handy der »Champagner-Galopp« abgespielt wurde. Eigentlich hatte ich schon beschlossen, bei der Party nicht dabei zu sein.

»Du bist so egoistisch, du willst immer nur allein sein«, hatte meine Mutter mich angeschnauzt, als ich ihr das mitteilte. Ich hatte schlagartig Bauchschmerzen bekommen, weil sie recht hatte. Jetzt galt es nur, diesen Abend zu überstehen.

Das Küchenfenster stand offen, und wir mussten uns beeilen, weil die Eistorten schon anfingen zu schmelzen. Sie sollten bis zu ihrem Einsatz zurück in die Gefriertruhe.

»Kann ich jetzt mal fröhliche Gesichter sehen?«, rief uns meine Mutter durchs Fenster zu. Sie war auf dem Hofplatz und hängte Lichterketten an die Wäscheleine, unter der zwei Gartentische standen, die sie zusammengeschoben hatte. An der Leine hing auch ein schimmernder blauer Luftballon. Die anderen in der Packung waren bröselig und ließen sich nicht aufblasen. Mein Vater hatte rosa Bauernrosen mitgebracht, die auf dem Tisch standen und die Köpfe hängen ließen.

»Die Gäste kommen bald, her mit der guten Laune! Ich will ein Lächeln sehen, Kinder!«, rief meine Mutter.

»Ich kann nicht lächeln, wenn ich mich konzentrieren muss!«, rief Morten und ging ins Badezimmer, um sich die Haare zu machen.

»Freust du dich denn gar nicht, Tue?« Meine Mutter sah durchs Küchenfenster.

»Nein«, sagte ich, weil ich nicht lügen wollte. »Ich will nicht dabei sein. Das willst du ja auch nicht. Wolltest du nicht nach Fünen ziehen?«

»Sei still. Darüber reden wir heute nicht. Heute wird gefeiert.«

Meine Mutter hatte sich ihr Hochzeitskleid umnähen lassen, damit es ihr wieder passte. In den vergangenen zwölfeinhalb Jahren hatte sie einige Kleidergrößen zugenommen. Irgendwie hatte das Fett sie in die Knie gedrückt, sie krumm gemacht. In einem Fotoalbum bei O. P. und Oma hatte ich sie als junge Frau gesehen. Damals war sie hübsch gewesen. Das war lange vor meinem Vater und uns. Lange vor der T