: Christine Koschmieder
: Frühjahrskollektion Roman
: Kanon Verlag
: 9783985681600
: 1
: CHF 17.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Besser kann man die 60er-Jahre nicht zusammenfassen.« Jury, Bachmannpreis 2024 Lilo will den nächsten großen Coup landen: Bademoden für die reife Frau. Das neue elastische Gewebe soll ihr den Swimmingpool hinter dem neuen Bungalow finanzieren. Doch dann steht unerwartet die Vergangenheit in ihrer Kabine. Denn neuerdings interessiert sich die deutsche Justiz für Geschäfte, die damals im besetzten Polen gemacht worden sind. Lilo und Harry sind kein unbescholtenes Paar. Sie verbindet mehr als eine unschuldige Liebe zur Mode. Auch Josef Neckermann, für dessen Versandunternehmen Harry zu arbeiten anfängt, mag lieber nach vorn als zurück blicken. Während Harry für seinen neuen Arbeitgeber auf der Leipziger Messe Verträge aushandelt, erfährt Tochter Reni mehr über die Vergangenheit deutscher Konfektionshäuser, als ihr lieb ist. - Farbig und genau erzählt Frühjahrskollektion von einer Zeit im Wandel und von Frauen, die der Verkleidungen überdrüssig geworden sind. »Wie eine Zeitkapsel: Ich spüre, ich schmecke, ich rieche diese Zeit.« Mithu Sanyal

Christine Koschmieder, wurde 1972 in Heidelberg geboren und lebt in Aken/Elbe. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Literaturagentin. Im Kanon Verlag erschienen 2022 ihr Roman »Dry« und zuletzt »Schambereich. Über Sex sprechen«. Christine Koschmieder wurde mit einem Auszug aus »Frühjahrskollektion« zum Bachmann-Preis 2024 eingeladen.

AJNGEMAHTEC I
HARRY (SEPTEMBER 1963)


»Die hot a Švips!«

Harrys Oberkörper versteift sich unter ihrem Gewicht, er muss sich zusammenreißen, den schweren Körper an seiner Brust nicht von sich zu stoßen und aufzuspringen, die weichen Arme, die sich mit unerwarteter Kraft in seinem Nacken festklammern, die geschliffenen bunten Glassteinchen ihrer Schmetterlingsbrosche, die sich durch sein Hemd drücken. Die schwitzende, schwere Frau, die wie ein Sandsack an seiner Brust hängt, hat mehr als nur einen Schwips. Sie riecht nach Calvados und Bénédictine-Likör, ihre Achselhöhlen sind viel zu dicht an seinem Gesicht, und die Gablonzer Modeschmuckbrosche an ihrem Diolenkleid wird ein Loch in sein Oberhemd reißen, wenn er nicht aufpasst. Er hat es kommen sehen und extra gewartet, bis sie sich alle an den reservierten Tischen in der Auberge niedergelassen hatten, und sich dann mit dem Rücken zu ihr an einen anderen Tisch gesetzt, für ihren Reiseleiter rücken sie gern ein bisschen auseinander. Völlig nutzloses Manöver bei einer von diesem Format. Zumal er es ja hat kommen sehen. Es ist immer eine dabei. Nur den Namen weiß man vorher nicht.

Anderlitschka, Elisabeth

Bergmann, Helga

Borufka, Emmy

Brentano, Edelgard

Bravnitschek, Elisabeth

Csokor, Lida

Dittmann, Therese

Eberle, Veronika

Feidenhengst, Anna

Gelinek, Heiderose

Gertitschke, Ingeborg

Hafenbradl, Gertrud

Hajak, Elfriede

Jarosch, Renate

Johne, Irma

Jurenka, Elli

Kittel, Olga

Kolepke, Hilda

Loewe, Erika

Meergans, Viola

Musch, Charlotte

Novak, Marie

Ochsenhalter, Emma

Petrik, Johanna

Rindt, Maria

Sackl-Walden, Clara

Urban, Hedwig

Wanka, Edith

Zeleny, Martha

Sie steigen natürlich nicht alphabetisch ein, wenn sie morgens ab halb acht am Sammelpunkt in Kehl eintreffen und er beim Einstieg die Namen abgleicht, aber ein paar Anhaltspunkte bietet die Teilnehmerliste schon, Adressen und Geburtsjahrgänge, den Familienstan