2.
Sternwürfel
Wenige Stunden zuvor
»Es wird eine Katastrophe geben«, sagte Phoenix.
Atlan hob eine Augenbraue, während Liam Barstow und Gucky einen verwunderten Blick tauschten. Nur Shrell gab sich ungerührt. Sie stand am Rand der zwölf Meter durchmessenden Beobachtungslounge, die sich über alle drei Decks erstreckte. Teile der Außenverkleidung waren weggefahren, und die pfeilförmige Rumpfspitze lag von der Kugel gestreckt, um eine bessere Sicht zu ermöglichen.
Shrell sah durch den transparent geschalteten Rumpf in die Schwärze des Alls. In ihrem schwarzen, hautengen Anzug schien sie Teil der eisigen Finsternis zu sein, die ihren Weg ins Innere des PHOENIX gefunden hatte. Neben ihr wachte ein runder Kampfroboter leunscher Bauart. Obwohl er nur einen Meter groß war, offenbarten seine dunklen Schussdornen tödliche Kampfkraft.
Illustration: Dominic Beyeler
Perry Rhodan lehnte sich im Schwebesitz vor. »Misst du eine Gefahr an, Phoenix?«
»Nein.« Es klang ein wenig kleinlaut. »Sachlich betrachtet kann ich meine Aussage nicht untermauern. Im Gegenteil. Der Weg hierher verlief erstaunlich unspektakulär. Es ist uns dank Shrells Späherschiffen gelungen, unentdeckt zu bleiben, obwohl ich über keine extra dafür geschaffenen Tarnsysteme verfüge. In dieser Region scheint es momentan keine Gefahr zu geben.«
Gucky schwebte im Schneidersitz ein Stück in die Höhe, sodass er über seinem Sitz thronte. Seine großen Ohren zuckten belustigt. »Vielleicht fehlt dir dein alter Herr. Die Bemerkung hätte von ihm kommen können.«
Der Ara Zhobotter hatte zusammen mit Dr. Liam Barstow den PHOENIX samt seiner künstlich erzeugten Intelligenz geschaffen. Er hielt sich wie die Ärztin Meg Ontares derzeit nicht an Bord des kleinen Fernraumschiffs auf.
Sie waren mit Shrell fünf Besatzungsmitglieder. Obwohl der PHOENIX im Ruhezustand 160 Meter lang war, kam er Rhodan in den vergangenen Tagen zu eng vor. Besonders weil er Aelor vor Shrell und der Mannschaft verbergen musste. Bisher hatte er keine Möglichkeit gefunden, die anderen über den rätselhaften Fremden zu informieren, der in einem Klonkörper Sichus steckte. Er hatte befürchtet, von Shrell überwacht und abgehört zu werden.
»Nun ...«, sagte Phoenix und aktivierte seinen Avatar. Als prächtiger, goldgelber Phönix mit brennendem Federkleid erschien er in einem gleißenden Holo in der Mitte der Lounge. »Um ehrlich zu sein ... mich verwirrt, was gerade geschieht. Da ist ein Impuls in mir. Am liebsten würde ich mich über eure Befehle hinwegsetzen und einfach von hier verschwinden. Natürlich tue ich das nicht, aber ...«
»Muffensausen!«, unterbrach Gucky. »Dir geht die Mauser! Dein Bürzel stößt auf Grundeis! Du hast Schiss!«
Der Avatar schaffte es, den langen Hals so zu beugen, dass es beleidigt wirkte. »Unmöglich! Ich mag Abenteuer. Ich bin für sie geschaffen.«
»Ganz genau!«, stimmte Gucky zu. »Und du erlebst gerade eines! Wir schreiben den vierten September 2250 Neuer Galaktische Zeitrechnung, die also streng genommen gar nicht mehr so neu ist. Vierzigtausend Lichtjahre von seinem Aufbruchspunkt entfernt, wartet das Fernraumschiff PHOENIX auf eine Enthüllung, die nie ein Ilt zuvor gesehen hat!«
»Ich bin mehr als ein Raumschiff«, warf der PHOENIX ein. »Und du solltest nicht zu viele alte terranisc