Question Number One:
Do You Want To Have Fun?
Die Frau auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs schrie. Flatternde Bänder der Tobsucht, wie das Geheul eines Kojoten. Als es begann, saß ich im Wohnzimmer auf dem Sofa, die Füße unter mich gezogen. Einen kurzen Moment klang ihre Stimme wie die eines Beutejägers, und mein Herz machte vor Adrenalin einen Satz, als sei ich selbst die Beute. Dann erkannte ich die Modulationen, den Tonfall und das ausgefeilte Auf und Ab.
Es war ein Samstagabend Ende Juli und das Wetter fühlte sich schon seit Tagen tropisch an. Drückende, schwüle Hitze stieg in schimmernden Wellen vom Asphalt auf. Draußen in den Canyons versengten Flächenbrände das trockene Gestrüpp. Kontrolle war ein Wort aus einem anderen Sprachschatz. Die Leute behaupten, der Herbst sei die Brandsaison Südkaliforniens, doch ich finde den Sommer am fiesesten. Heute Abend war die Luft jedoch klar, und meine Fenster standen offen. Nun stand ich vom Sofa auf, durchquerte das Zimmer und schloss mich ein. Ließ etwas Musik laufen. Das Problem mit der Frau war nicht, dass sie schrie, sondern dass ich das Schreien schon kannte.
Ich wusste, wer sie war. So ungefähr. Zumindest vom Gesicht her. Eckig, aber auch mondförmig – jedes Mal, wenn sie mir auffiel, sah sie anders aus. Gut schulterlanges Haar, braun mit verblichenen blauen Strähnen. Sie lebte allein, in dem Bungalow gegenüber, auf der anderen Seite des Innenhofs. Mitte dreißig, nur ein paar Jahre jünger als ich. Schlank, aber mit vollen Hüften und leichtem Schwung darin, schick gekleidet, in eng anliegenden Jeans und knöchelhohen Stiefeln.
Mir fallen solche Sachen auf, besonders die Stiefel …
Zu behaupten, sie hätte mich bemerkt, wäre übertrieben.
Nein, das stimmt nicht, ich bin sicher, dass sie mich bemerkt hat, so wie man Leute bemerkt, die man entweder nicht kennt oder die einem nicht sonderlich wichtig sind. Ich war nur ein Typ, der in einem der anderen Bungalows wohnte, unauffällig, früh ergraut. Ich war hier eingezogen, nachdem meine Ehe implodiert war, im Windschatten jenes Sturms. Ich war auf der Suche gewesen … nicht nach einem Zuhause oder irgendeinem Gefühl von Zugehörigkeit, sondern nur nach einem Ort, an dem ich landen konnte.
Dieser Bungalow war die erste Behausung, die ich mir angesehen hatte: Schlafzimmer, Wohnzimmer, mit einer Küche auf der anderen Seite einer halbhohen Wand, Küchentresen, ein paar Hocker. Ich habe das gesamte Mobiliar übernommen – Sofa, Bett, Sessel, Couchtisch –, alles an einem einzigen Nachmittag. Ich wollte es einfach nur hinter mir haben und mich nicht damit belasten.
In den letzten Wochen oder Monaten meiner Ehe hatte ich mich genauso gefühlt; ich wollte sie einfach nur hinter mir lassen, was immer sie war.Should I Stay Or Should I Go, wie in diesem alten Clash-Song, den ich, weiß ich noch, Jahrzehnte nach seinem Erscheinen, in dem Jahr, in dem ich zwanzig wurde, viel gehört habe. Ich war frisch mit der Frau zusammen,