1. KAPITEL
„Wie wäre es mit einer schönen Tasse Tee, meine Liebe? Sie sehen geschafft aus.“
Tory Caswell drehte sich überrascht um. Die letzten Hochzeitsgäste waren vor einer Stunde gegangen. Tory war zu müde und zu deprimiert gewesen, um in ihr leeres Hotelzimmer zu gehen, und sie hatte gedacht, in dem Ballsaal allein zu sein.
Die kleine, ältere Frau in der Uniform eines Hausmädchens war scheinbar aus dem Nichts heraus aufgetaucht. „Es geht ganz schnell.“
Tory bemühte sich vergeblich, das Gesicht der Frau in dem schwachen Licht auszumachen, das von den Lichterketten stammte, die um die Säulen geschlungen waren.
„Nein, danke“, erwiderte Tory. „Hier ist nichts mehr zu tun, und ich gehe auch gleich.“
Das Hausmädchen sah sich in dem mit Grünpflanzen, weißen Luftschlangen, rosa Rosen und Lilien geschmückten Saal um.
Jills Hochzeitsfarben – die Farben des Valentinstages.
Die Frau in der weißen und grauen Uniform drehte sich, und das Licht fiel auf rosige Wangen, veilchenblaue Augen und leuchtend weißes Haar. „Muss eine schöne Hochzeit gewesen sein“, meinte sie.
„Ja.“ Tory seufzte schwer. „Meine Schwester hat geheiratet.“
„Sie sehen selbst wie eine Braut aus, meine Liebe. Rosa Satin und weiße Spitze. Wie nennen Sie diesen Stil?“ Prüfend berührte sie Torys ausgestellten Ärmel.
„Viktorianisch. Meine Schwester ist ganz verrückt danach. Darum hat sie auch dieses alte Hotel für ihre Hochzeit ausgesucht.“ Eine Träne lief Tory über die Wange.
„Aber, aber.“ Die zierliche Frau holte ein Taschentuch aus der Schürzentasche und drückte es Tory in die Hand. „Eine Hochzeit sollte ein fröhliches Fest sein.“
„Das war sie auch.“ Tory schniefte. „Aber meine Schwester wird bei ihrem Mann in Australien leben. Die beiden sind sofort nach der Feier abgereist. Sie wird mir fehlen.“
„Natürlich, aber das Leben hält viele Überraschungen bereit.“ Die freundliche Stimme des Hausmädchens mit dem britischen Akzent linderte Torys Schmerz. „Ich bringe Ihnen jetzt Tee und trinke auch eine Tasse, und Sie erzählen mir von der Hochzeit.“
„Bitte, machen Sie sich keine Mühe.“
„Das ist keine Mühe, Miss Caswell. Übrigens, ich heiße Emma.“ Die Frau verschwand durch die Schwingtür zur Küche.
Woher kannte Emma ihren Namen? Ein Schauer lief Tory über den Rücken. Doch dann fiel ihr ein, dass sie zusammen mit allen anderen Teilnehmern am Beginn der Hochzeitsfeier vorgestellt worden war.
Planung und Vorbereitung des großen Ereignisses lagen jetzt hinter ihr, zwei Wochen Urlaub in Florida vor ihr. Jahrelang hatte sie sich nicht freigenommen, aber die Werbeagentur, die sie mit harter Arbeit aufgebaut hatte, konnte eine Weile ohne sie a