: Daniel Stenmans
: Imitator Thriller
: mainbook Verlag
: 9783911008228
: 1
: CHF 7.10
:
: Spannung
: German
: 328
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gefangen. Gefoltert. Gerettet. Gerade noch rechtzeitig sind Amelie und Björn Wagner aus den Händen eines psychopathischen Killers gerettet worden. Ihr Albtraum scheint zu Ende. In Wahrheit beginnt er gerade erst. Obwohl der Mörder in Haft ist und auf seine Verhandlung wartet, geht das Töten weiter ...

Daniel Stenmans, Jahrgang 1979, verheiratet und Vater von zwei Kindern lebt mit seiner Familie in dem Wallfahrtstädtchen Kevelaer am unteren linken Niederrhein. Nach komödiantischen Theater-Stücken veröffentlichte er 2015 die E-Book-Reihe 'Der Friedhofsänger' und 2023 den Thriller 'Komplize' beim mainbook Verlag. Hauptberuflich arbeitet er als Leitung einer Kindertagesstätte in Kevelaer.

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Der Wecker klingelte.

Seine Augen waren schon seit Langem geöffnet. Hatte er überhaupt geschlafen? Er konnte sich nicht erinnern. An keinen Traum. Dafür an viele Gedanken. Grausame, unheilvolle Gedanken.

Björn Wagner richtete sich auf und drückte die Ausschalttaste des Weckers. Die Ruhe war eine Wohltat. Er ließ sich zurück aufs Kissen fallen und wandte den Kopf zur Seite. Er war allein. Der Platz neben ihm gehörte Amelie, seiner Frau. Doch die hatte schon seit drei Monaten nicht mehr dort gelegen. Sie schlief in einem Krankenhauszimmer der Rheinischen Kliniken in Süchteln, Viersen. Auf der Station K 12. Dort, wo es viele wie sie gab. Traumatisierte Gewaltopfer. Misshandlung und Vergewaltigung, Folter und Qualen waren übereinstimmende Punkte in den Lebensläufen der Patienten.

Björn streckte die Hand aus und legte sie auf das Kissen, das Amelie gehörte. Es war kalt. Er streichelte den Stoff, zupfte eine Falte glatt, nahm die Hand zurück und legte sie wie die andere neben seinen Körper.

Er musste aufstehen. Duschen. Frühstücken.

Wie jeden Morgen …

Doch warum? Warum sollte er essen? Er bekam doch eh wieder Hunger. Und dann dieser Schmerz, wenn es wieder hinauswollte. Laut den Ärzten war alles verheilt. Dort, wo er ihn verletzt hatte. Mit dem Besenstil. Verheilt? Von wegen. Es tat weh, wenn er zur Toilette musste. So sehr, dass er sich eine Zeit lang geweigert hatte, überhaupt etwas zu essen.

Und warum sollte er sich waschen? Der Dreck, der ihm seit drei Monaten anhaftete, ließ sich nicht abwaschen. So sehr er auch schrubbte. Er roch das Blut, mit dem er besudelt gewesen war. Seines. Und ihres.

Björn schüttelte den Kopf. Er schloss die Augen, spannte jeden Muskel seines Körpers an. Seine Zehen, seine Finger, seine Fäuste. Seine Beine und Arme. Seinen Bauch. Er hielt die Spannung, zählte bis fünf und ließ langsam locker. Er wiederholte die Übung fünfmal und stand auf. Keine Entspannung ohne Anspannung, hatte ihm Volker Brinkmann verraten, sein Therapeut. Er hatte ihm diese Übung empfohlen.

Björn ging ans Fenster, zog die Jalousie in die Höhe. Die Sonne strahlte. Blauer Himmel. Er spürte ein Zucken um seine Mundwinkel. Ein Lächeln? Vielleicht war es auch nur ein nervöses Zittern gewesen. Wie das in seinem Augenlid, das ihn in den Wahnsinn trieb.

Björn ging in die Küche, machte sich einen Kaffee. Sein Blick fiel auf die leere Stelle hinter der Kaffeemaschine, wo vor drei Monaten noch ein schwere