: Hans R. Hässig, Roland F. Stoff
: Unternehmensidentität gestalten Nachhaltige Kulturentwicklung durch Wertemanagement
: Schäffer-Poeschel Verlag
: 9783791065939
: 1
: CHF 35.70
:
: Management
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unternehmenskultur kann nicht verordnet oder geschult werden, sondern entsteht  durch das tägliche Handeln und die gelebten Werte der Mitarbeitenden. Und Unternehmenskultur muss Identität schaffen, damit der Firmenzweck lebt und die Menschen, die dazu beitragen, ihre eigenen Werte mit der Organisation vergleichen können. Das Buch bietet Führungskräften eine praxisorientierte Anleitung, wie sie durch eine werteorientierte Unternehmenskultur den Firmenzweck und die Identität ihrer Organisation stärken können.  Führungskräfte lernen, wie sie: - Werte als moralisches Versprechen verankern, - Effektivität und Effizienz messen, - Konflikte und Grauzonen managen, - Zusammenhänge erkennen, - Freiheit und Orientierung bieten. Das Buch gibt Führungskräften die Werkzeuge und das Wissen an die Hand, um eine nachhaltige und wertorientierte Unternehmenskultur zu entwickeln und zu pflegen.

Hans R. Hässig, Elektroingenieur der Eidgenössisch technischen Hochschule ETH, Zusatzausbildung in Organisationsentwicklung SAAP. Hatte als Leiter Forschung und Entwicklung das Privileg mit Willi Studer, bei Studer-Revox und unter Harman International, Industriegeschichte zu schreiben. Hat mit den Produkten die Firma erneut zum technologischen Weltmarktführer geführt. Dies betraf auch die Entwicklung von digitalen Mischpulten für Fernseh- und Rundfunkanstalten auf der ganzen Welt sowie für Großkonzerte von namhaften Musikkünstlern in den 90er und 00er Jahren. Diese Entwicklung beinhaltete auch das Führen von Unternehmenseinheiten im In- und Ausland, deren Firmenkulturen immer wieder neue Herausforderungen für den Unternehmenserfolg waren.

Wie wird Unternehmenskultur sichtbar?


Wort und Schrift in Vorgaben und Richtlinien


Das gesamte Wissen der Menschheit drückt sich in Sprache und Schrift aus. Die Schrift erst machte es möglich, Wissen über Generationen nachhaltig mitzuteilen.

  • Schrift machte unser Wissen zeitlos.

  • Schrift machte unser Wissen vermittelbar.

Der Ursprung der Schrift aber ist das Symbol, ist die bildhaft verkürzte Darstellung eines erkennbaren Motivs. Uns ist heute die Schrift unseres Kulturkreises derart eigenständig im Bewusstsein, dass wir die Ursprünge der Buchstaben und Zahlen nicht mehr als Symbole zu erkennen vermögen.

Eine unpräzise Ausdrucksweise verbirgt oft einen Mangel an Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein. Sie kann aber auch für unverbindliches Verhalten gezielt genutzt werden. Grundsätzlich ist die Sprache jedoch ein Instrument, mit dem wir täglich und unmittelbar die angestrebte Unternehmenskultur formen können.

Sowohl Vorgesetzte als auch deren Untergebene bewegen sich heute in einem von Schlagwörtern, Floskeln und Fremdwörtern geprägten Umfeld. Spätestens dann, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, zeigt sich, dass man aneinander vorbeiredete. Dann nämlich entstehen Konflikte, die der Ranghöhere in der Regel gewinnt. Der Sache dient ein solcher Prozess nicht, und er ist auch für eine weitere Zusammenarbeit weder förderlich noch vertrauensbildend. Doch er prägt die Unternehmenskultur und ist oft Ursache für Blockaden.

Probleme beginnen immer im Kopf und da wir grundsätzlich eine innere Angst haben, nicht anerkannt zu werden oder zu versagen, äußern wir uns erst unverbindlich, dann konkret. Je besser wir dies gelernt haben, desto leichter finden wir Ausreden und Schuldzuweisungen. Das ist unser Schutzmechanismus. Wir verarbeiten mit dieser Gewohnheit wohl eigene Fehler, fühlen uns aber dabei letztlich nicht wohl. Für unsere Beziehungen und unsere Arbeitswelt ist ein solches Verhalten jedoch hinderlich und verkompliziert den Alltag.

Die Sprache pflegen diszipliniert die eigene Trägheit. Eine Unternehmenskultur wird von vielen Faktoren beeinflusst. Ein wirkungsvolles Instrument, sie zu formen, sind unsere Sprache und Ausdrucksweise. Ungeachtet aktueller Modetrends sollten sich Vorgesetzte selbst um eine verständliche, ihrem Wesen entsprechende Sprache bemühen und das Umfeld auffordern, es ihnen gleichzutun. Sprache braucht Zeit, denn Zeit fördert das Bewusstsein … und Bewusstsein schafft wiederum Zeit.

Abb. 6: Sprachwirkung (Quelle: Hässig, Hans Rudolf& Stoff, Roland Franz (2016), Wertekompass, Erst die präzise Sprache formt die Unternehmenskultur wirkungsorientiert und verbindlich. Eigene Abbildung)

Verdecktes ansprechen verhindert Katz und Maus spielen. Sprache und Ausdruck haben auch etwas mit Ritualen zu tun. In jeder Konversation wird eine Botschaft mit Ja, Nein, Nicken oder Kopfschütteln bestätigt. Wer in diesem Ritual unehrlich ist, trägt wesentlich dazu bei, unklare Ausdrucksweisen zu unterstützen. Firmen, in denen sehr wenig über Fehler und Unzulänglichkeiten gesprochen wird, leben eine Kultur der Verdrängung. Ihre Sprache ist leise und freundlich, aber unverbindlich.

Firmen, in welchen Fehler als Herausforderung angesehen und besprochen werden, leben eine Unternehmenskultur der Offenheit und Klärung. Ihre Sprache ist lebendig, direkt und vertrauensbildend.

Haltung und Authentizität sind immer erkennbar. Eine unpräzise Sprache eröffnet Vorgesetzten viele Möglichkeiten, der Verantwortung ausweichen zu können. Dieses Verhalten ist dann adäquat, wenn Leitbild und Führungsgrundsätze auch unpräzise formuliert sind.

Unverbindlichkeit ist an folgenden Beispielen ersichtlich:

  • Alles sachlich zu benennen und Ich-Botschaften zu vermeiden, deutet auf die Absicht hin, Arbeiten im »freien Raum« stehen zu lassen, bis sich Freiwillige erbarmen oder sich genötigt fühlen, diese auszuführen.

  • Sanktionen werden im Geschäftsalltag selten verhängt. »Corporate Governance«, »Code of Conduct«, »Corporate Social Responsibility« sind meist so abgefasst, dass sie wie eine Drohung wirken. Bei Verstößen greifen sie