: Katja Maybach
: Ein Morgen in Paris Roman: Die Bonnet-Frauen 1 | Der Auftakt einer Familiensaga voller Liebe, Dramatik und Schicksal
: dotbooks
: 9783989524514
: Die Bonnet-Frauen
: 1
: CHF 8.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 275
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In der Stadt der Liebe atmet sie die Luft der Freiheit - doch ein Sturm naht heran ... Als Fleur Durand 1939 nach Paris kommt, erhofft sie sich einen Neuanfang. Über ihre tragische Vergangenheit hat sie einen Roman geschrieben, der das Interesse des großen Verlegers Maurice Mouret geweckt hat. Die Veröffentlichung soll ihr endlich das selbstbestimmte, freie Leben ermöglichen, das sie sich so lange gewünscht hat. Gleichzeitig findet sie in Maurice einen einfühlsamen Mann, der sie auf diesem Weg begleiten will. Doch dann spürt Fleurs gewalttätiger Ehemann sie auf und zwingt sie, mit ihm Paris zu verlassen. Während Fleur fieberhaft nach einem Ausweg sucht, bricht der Zweite Weltkrieg aus und die deutsche Wehrmacht besetzt Paris. Maurice weiß: für ihn als Jude bleibt nur eine Möglichkeit, er muss fliehen. Ein Wiedersehen zwischen ihm und Fleur scheint unmöglich ... Der erste Band der dramatischen Familiensaga um die Bonnet-Frauen wird Fans von Micaela Jary und Anne Jacobs begeistern.

Katja Maybach hat seit jeher zwei große Leidenschaften: das Schreiben und die Mode. Nach einer langen und bewegenden Karriere in der Modebranche, unter anderem in Paris, beschloss sie, ihre zweite Leidenschaft zum Beruf zu machen und begann, erfolgreich Romane zu schreiben. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt heute in München. Die Website der Autorin: katja-maybach.de Die Autorin im Internet: facebook.com/katja.maybach Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre Familiengeheimnisromane »Melodie der Erinnerung«, »Die Stunde der Schwestern«, »Das Haus unter den Zypressen«, »Der Duft von Rosenöl und Minze«, »Eine Nacht im November«, »Die Nacht der Frauen«, »Das Haus ihrer Kindheit« und »Ein Morgen in Paris«.

EINS


Paris

Juni 1939

MAURICE

Maurice Mouret stand am offenen Fenster, beugte sich ein wenig vor und sah hinunter auf die belebte Place de l’Opera. Würde er sie sehen, wenn sie den Platz überquerte, vielleicht seinen Blick spürte und hochsah? Doch er konnte sie unter den vielen Menschen nicht entdecken, obwohl sie dieses hellgrüne Kleid trug. Vielleicht, so überlegte er, traf sie im gegenüberliegenden Café de la Paix jemanden, mit dem sie den Vertrag feiern wollte, den sie gerade unterschrieben hatte. Ihr Roman war angenommen worden und würde ab dem 1. September in wöchentlichen Fortsetzungen in derBon-weekend erscheinen, eine der Zeitungen, die Maurice Mouret als Verleger herausgab. SeineBonne-journée war eine der meistgelesenen Tageszeitungen, stark politisch und kulturell ausgerichtet, währendBon-weekend sich mehr an die weibliche Leserschaft richtete. Mode, Kochrezepte, Werbung für Kosmetik und Haarprodukte. Nur Positives, das war das Credo der männlichen Redakteure. Keine Politik, das langweile die Frauen, und auch keine Berichte über den Spanischen Bürgerkrieg oder über die Angst vor dem Nationalsozialismus in Deutschland. Die Ehefrau, Hausfrau und Mutter, das war die relevante Zielgruppe, und die Auflagen gaben den Redakteuren recht. Aber wie die letzten Umfragen zeigten, fanden auch berufstätige Frauen Gefallen an den Romanen, und so hatte sich die Zielgruppe erweitert, und die Auflagen waren gestiegen. Das hatte ihm Frank Dubois, Chefredakteur derBon-weekend, erklärt. Der Fortsetzungsroman in der Wochenendzeitung war das Herzstück des Blattes. Maurice gab dem Chefredakteur vonBon-weekend absolute Handlungsfreiheit, nur die Verträge gingen über seinen Schreibtisch. Wie auch heute, als die neue Autorin Violetta Cassini zu ihm kam, um ihren Vertrag zu unterschreiben.

Frank Dubois war begeistert gewesen. »Sie ist neu, frisch, unverbraucht.«

»Wie jung ist sie denn?« Maurice war neugierig geworden.

»Nicht mehr ganz jung«, hatte Dubois ein wenig unsicher erwidert, »ich schätze, so um die vierzig.«

»Was hat sie bis jetzt gemacht, war sie berufstätig?«

Dubois zuckte mit den Schultern. »Sie war verheiratet, lässt sich scheiden, hat offenbar keine Kinder. Als sie uns das Manuskript aus Rennes eingeschickt hat, lautete die Adressehauptpostlagernd. Und ich habe ja auch nur mit ihr telefoniert. Du musst wissen, Maurice, ich war heilfroh, als mir das Manuskript auf den Tisch flatterte. Du weißt, Berenice Montez hat nach fünf Romanen eine Schreibblockade und hat kurzfristig abgesagt. Ein Glück, dass Violetta Cassini genau da ihr Manuskript eingeschickt hat. Und es ist gut, glaub mir.«

»Ist der Name Violetta Cassini ein Pseudonym, was glaubst du?«

»Ich vermute, ja. Auch Berenice Montez ist eines. Vielleicht nur künstlerische Eitelkeit, vielleicht auch, weil Autoren sich durch einen klangvollen Namen neu definieren, sich selbst in ein neues, ein anderes Leben versetzen wollen. Wer weiß das schon so genau? Künstler sind nun mal besondere Menschen. Also, Maurice, sag mir Bescheid, wie du sie findest.«

Damit war Frank gegangen, und Maurice hatte auf die neue Autorin gewartet, die pünktlich bei ihm angemeldet wurde.

Er gab zu, neugierig auf sie gewesen zu sein. Eine Frau, die einen so klangvollen Namen angegeben hatte und mit fast vierzig Jahren anfing, Romane zu schreiben. Doch als sie dann vor einer Stunde vor ihm gesessen hatte, war er enttäuscht gewesen. Aber was hatte er erwartet? Eine kapriziöse Diva, die sich mit diesem klangvollen Namen neu erschuf?

»Lesen Sie den Vertrag gut durch«, hatte er ihr vorgeschlagen, »bevor Sie ihn unterschreiben.«

»Aber ich kenne ihn doch bereits.« Verwundert hatte sie ihn angesehen. »Frank Dubois hat ihn mir zugeschickt, er ist in Ordnung.«

Während sie unterschrieb, beobachtete er sie. Sie hatte schöne blonde Haare, doch achtlos hochgesteckt, mit ein paar Kämmen, die nur lose das Haar zurückhielten. Das Gesicht war blass, blaue Ringe unter den Augen – von schlaflosen Nächten? Sie trug keinen Ehering mehr, und ihr grünes Kleid war zerknittert.