Der letzte Auftrag
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Alex Mann
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Der letzte Auftrag
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Novo Books
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9783961274215
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1
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CHF 2.70
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Spannung
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German
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190
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kein Kopierschutz/DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF/ePUB
Der Amerikanische Bürgerkrieg neigt sich seinem Ende zu, und es sieht nicht gut für die Konförderierten aus den Südstaaten aus. Das sieht auch der realistische Konförderierten-Captain James Spears so, doch ein Aufgeben lässt sein Ehrgefühl nicht zu. Dann erhält er einen letzten Auftrag. Er soll mit seinen Männern von den Virginia Partisan Rangers den Senator Douglas Reilly quer durch die feindlichen Linien und das wilde südwestliche Indianerland nach Mexico bringen, wo er die dort herrschenden Franzosen als Unterstützer gegen die Nordstaaten gewinnen soll. Es wird ein mörderischer Ritt, und die kleine Truppe wird mehr und mehr dezimiert. Doch dann ist es entgegen aller Erwartungen das geschafft. Aber als sie die Grenze schon in Blickweite haben, werden sie von Unionstruppen gestellt. Spears hatt jetzt nur noch die Wahl sich zu ergeben oder sterben ... Ein neuer Military-Western, hart, schonungslos, packend.
Der kalte Regen prasselte unaufhörlich auf ihn nieder. Er hämmerte wie schweres Artilleriefeuer auf die Krone seines Hutes und lief in mächtigen Strömen über seinen schwarzen Regenmantel. Seine Stiefel sanken tief im Matsch ein und so wirkten seine Bewegungen recht linkisch, als er sich vom Stall zu dem großen, hell erleuchtenden Herrenhaus hinüberbewegte. Der Posten mit der langen Muskete und dem aufgepflanzten Bajonett hatte sich unter den Schutz der Veranda zurückgezogen. James Spears hatte genau gesehen, wie der Mann hastig seine Waffe geschultert hatte, als er den Fremden auf sich zukommen sah. Noch bevor er einen Fuß auf die kleine Treppe setzen konnte, die zur Veranda hinaufführte, straffte sich der Wachtposten. 'Halt. Wer da?' 'Captain James Washington Spears, Virginia Partisan Rangers. Ich wurde herbestellt.' Der Mann musterte ihn kurz ungläubig. Unter dem schwarzen weiten Regenmantel, der jegliches Abzeichen verbarg, sowie der tief in die Stirn gezogenen Hutkrone konnte er kaum mehr als einen dichten, struppigen Bart erkennen. Durch das Stillstehen kroch sofort die Kälte in Spears Hände und Ohren, während sich gleichzeitig unter dem gummierten Mantel die Hitze staute. 'Korporal der Wache!', rief der Posten schließlich. Sofort wurde die Tür des Herrenhauses geöffnet. Der Korporal wartete anscheinend direkt im Eingangsbereich. Statt einer Muskete trug er eine Laterne und trat hinaus auf die Veranda. 'Was ist denn los?' 'Ein Captain Spears von den Virginia Partisan Rangers. Er sagt, er wird erwartet.' 'Muss ich beim Offizier der Wache nachfragen', sagte der Korporal und war bereits auf dem Weg nach drinnen. 'Dürfte ich vielleicht unter dem Dach warten? Es ist mächtig kalt und nass hier draußen.' Spears rieb sich die klammen Hände. 'Nein', sagte die Wache bestimmt, doch der Korporal drehte sich um. 'Lass das, McKenna. Geh ein Stück beiseite und lass den Mann raufkommen.' Der Posten fällte das Bajonett und trat zwei Schritte nach rechts, um Spears Platz zu machen. Schnell erklomm er die fünf Stufen und lehnte sich dann mit dem Rücken an den Pfosten eines Stützbalkens. Nach einer halben Minute öffnete sich die Tür und der Kopf des Korporals erschien im hellen, warmen Licht. 'Sie können reinkommen, Captain Spears.' Spears schüttelte sich und streifte den nassen Mantel ab. Dann trat er ins Innere des Hauses. Der Vorraum war nüchtern eingerichtet. Auf einer Treppe, die ins obere Stockwerk führte, saßen drei Soldaten in neuen, dunkelblauen englischen Uniformen1 mit hellem Kragen und dazu den braunen Jeanshosen der Konföderierten. Ihre Musketen lehnten an der Wand. Sie gehörten vermutlich zur Wache. An einer anderen Wand waren sechs Stühle aneinandergereiht. Auf einem saß ein junger Leutnant in tadelloser blaugrauer Uniform. Seine hohen Reitstiefel waren blank poliert. James Spears fragte sich, wie lang er da so wartete, denn der Regen dauerte nun bereits den ganzen Nachmittag an. 'Möchten Sie einen Kaffee, Sir?', fragte der Korporal und musterte Spears, der einen merklichen Kontrast zu dem jungen Leutnant bildete. Spears trug einen einfachen braunen Anzug, der nichts Militärisches zeigte. Um seine Hüfte war ein breiter Gürtel mit einem Coltholster und einem langen Bowiemesser geschlungen. 'Gern', sagte er kurz angebunden und setzte sich neben den jungen Leutnant. Der Mann warf ihm einen etwas abfälligen Seitenblick zu. Spears lauschte dem Klappern der Stiefel, als der Korporal in der Küche verschwand und kurz darauf mit einer zierlichen Porzellantasse erschien, die er Spears reichte und die in den groben, schwieligen Händen der beiden Männer seltsam deplatziert wirkte. 'Danke', sagte Spears und nahm einen tiefen Schluck. Angenehme Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Dennoch runzelte er die Stirn. 'Das ist doch kein Kaffee, Korporal.' Der Korporal wandte sich um und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. 'Ersatz, Sir. Das, was wir seit Monaten trinken. Süßkartoffelkaffee.' 'Verstehe. Wann hatten Sie zuletzt einen richtigen Kaffee?' Der Korporal kratzte sich an der Stirn. '63 in Pennsylvania, glaub ich.' 'Schicken Sie einen Mann zum Stall, zu meinem Sergeanten. Er soll ihnen ein Säckchen geben. Für Sie und Ihre Leute, nicht für...' Spears richtete die Augen zur Decke, zum Obergeschoss, wo die beiden Senatoren des konföderierten Kongresses sitzen sollten. 'Echten Kaffee, Sir?' 'So echt, wie er vor dem Krieg war, Korporal.' 'Vielen Dank, Sir. Ist mächtig anständig von ihnen.' 'Kleines Geschenk von General Sheridans Kavallerie.' Spears sah die freudigen Gesichter und das Grinsen der Wachsoldaten. Geschichten darüber, wie den Yankees der Hintern versohlt wurde, trugen noch immer zur Steigerung der Moral bei. Auch wenn den meisten inzwischen klar war, dass die Konföderierten nur noch Schlachten, eigentlich nur noch Gefechte gewinnen konnten, aber nicht den Krieg. Vor ein paar Tagen hatte Grant die Armee von Nordvirginia aus ihren Stellungen bei Petersburg und Richmond vertrieben. Die Hauptstadt der Konföderation war gefallen und in Flammen aufgegangen, und Lee zog sich nun hastig nach Westen zurück. Er hatte Tausende von Männern verloren. 'Sie sind Offizier?', fragte der Leutnant und unterbrach Spears Gedankengänge. 'Ja. Captain James Washington Spears, Virginia Partisan Rangers.' 'Partisan Rangers. Verstehe.' Der Leutnant verzog das Gesicht und verkündete damit deutlich seinen mangelnden Respekt für die Guerillas. 'So weit im Süden?' 'Ich wurde für einen Auftrag hierher beordert. Und Sie?' 'Ich warte auf ein neues Kommando.' 'Schätze, man wird sie enttäuschen. Wo sollen diese Kommandos denn jetzt noch herkommen?' Der Leutnant, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte, zuckte mit den Schultern. 'Bald werden zwei konföderierte Armeen in North Carolina stehen, die von Lee und die von Joe Johnston. Und dann werden wir zurückschlagen.' Das helle Leuchten eines Blitzes zuckte durch die regennassen Fensterscheiben und gleich darauf folgte das tiefe Grollen des Donners. Der Leutnant warf einen Blick zum Fenster. Spears musterte ihn. Jung. Glattrasiert. Tadellos uniformiert. Neu. Anscheinend voller Tatendrang. Zu spät für diesen Krieg. 'Soweit ich weiß, gibt es in diesen Armeen einen Mangel an Soldaten. Nicht an Offizieren.' Der Leutnant warf ihm wieder einen süffisanten Seitenblick zu. 'Es besteht nach wie vor ein Mangel an professionellen Offizieren.' 'Verstehe.' Spears leerte die Tasse und holte eine Pfeife unter seiner Jacke hervor. 'Virginia Military Institute?' 'Ja.' 'Welcher Jahrgang?' Der Leutnant rutschte etwas unangenehm berührt auf seinem Stuhl hin und her. 'Ich habe dieses Jahr mein Patent erhalten.' 'Im Frühjahr?' 'Ja.' Spears seufzte schwer und drückte mit dem kleinen Finger den Tabak in seiner Pfeife fest. 'Gehen Sie nach Hause, Junge. Das erspart ihnen einiges an Ärger.' 'Weil viele Offiziere so denken wie Sie, verlieren wir den Krieg.' Spears ließ die Pfeife sinken und warf dem jungen Mann einen scharfen Blick zu. 'Ganz ehrlich, wenn Sie gern in einem Duell erschossen werden möchten, dann reden Sie nur so weiter. Dank der Offiziere in unserer Armee haben wir überhaupt so lange durchgehalten.' 'Auf General Lee trifft das sicherlich zu.' 'Ach, aber auf Colonel Mosby nicht?' 'Nein.' James Washington Spears nickte langsam, stand auf und setzte sich auf einen Stuhl an der gegenüberliegenden Wand. 'Was soll das?', fragte der Leutnant. 'Wissen Sie, Lieutenant', sagte Spears langsam. 'Ich habe in diesem Krieg schon etliche Menschen umgebracht. Die meisten waren Yankees. Manche waren Südstaatler und die meisten davon wiederum gute Virginier. Ich habe sie getötet, weil sie es mit dem Norden gehalten haben, aber ich denke dennoch, dass es gute Virginier waren. Sie haben eben nur an etwas anderes geglaubt als ich. Jedenfalls habe ich heute noch niemanden getötet und das soll auch in der letzten halben Stunde dieses Tages so bleiben.' Bevor der Leutnant etwas sagen konnte, erschien ein anderer junger Offizier am Fuß der Treppe. 'Captain Spear