Abigajil
Abigajil verlor keine Zeit. Schnell nahm sie 200 Brote, zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, etwa fünf Sea geröstetes Korn, 100 Rosinenkuchen und 200 Feigenkuchen. Sie lud alles auf einige Esel und sagte zu ihren Knechten: „Geht schon voraus. Ich komme euch gleich nach.“ Aber ihrem Mann Nabal sagte sie nicht, was sie vorhatte.
Als sie im Schutz des Berges auf ihrem Esel abwärtsritt, sah sieDavid und seine Männer auf sich zukommen. David sagte gerade: „Für nichts und wieder nichts habe ich die Herden dieses Kerls in der Wüste beschützt, und nichts, was ihm gehörte, ging verloren. Aber er hat mir Gutes mit Bösem vergolten. Gott soll mich strafen, wenn ich bis morgen früh von allen seinen Leuten auch nur einen, der gegen die Wand pinkelt, am Leben lasse!“
Als Abigajil David sah, stieg sie rasch von ihrem Esel und verbeugte sich tief vor ihm. Sie warf sich ihm zu Füßen und sagte: „Mich trifft alle Schuld in dieser Sache, mein Herr. Bitte lass mich mit dir reden, und hör dir an, was ich zu sagen habe. Beachte doch Nabal, diesen bösartigen Menschen, nicht. Er ist ein Narr, wie schon sein Name sagt.
Ich aber habe deine Boten, die du geschickt hast, nie zu Gesichtbekommen.“ […]
David antwortete Abigajil: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der dich heute zu mir gesandt hat! Gepriesen sei deine Klugheit! Gesegnet sollst du sein, weil du mich daran gehindert hast, Blut zu vergießen und mich selbst zu rächen. Denn ich schwöre beim Herrn, dem Gott Israels, der mich davon abgehalten hat, dir etwas anzutun: Wenn du mir nicht so schnell entgegengeeilt wärst, würde morgen früh unter den Leuten Nabals keiner mehr von allen, die an die Wand pinkeln, am Leben sein.“
Und er nahm ihre Geschenke an und sagte zu ihr: „Kehre in Frieden nach Hause zurück. Ich habe gehört, was du gesagt hast, und werde deine Bitte erfüllen.“
1. Samuel 25,18–25.32–35
Ernest Gordon liegt stöhnend im Sterbehaus von Chungkai in Burma. Um ihn herum das Klagen der Sterbenden. Der Gestank der Toten dringt ihm in die Nase. Die unerträgliche Gluthitze des Dschungels gerbt seine Haut und lässt seine Kehle austrocknen. Wenn er nur einen Funken Kraft besäße, würde er seine abgemagerten Hüften bedecken, aber er ist so schwach, dass es ihm vollkommen gleichgültig ist. Die Diphterie hat ihn völlig ausgezehrt. Er kann nicht mehr gehen und spürt auch seinen Körper nicht mehr. Umschwärmt von Fliegen liegt er auf seiner verwanzten Matte in einem japanischen Kriegsgefangenenlager und wartet darauf, dass der Tod ihn von seinen Qualen erlöst.
Hinter ihm liegen schreckliche Ereignisse. Er hatte sich mit Anfang zwanzig als kräftiger junger Mann für die schottischeArgyle and Sutherland-Brigade gemeldet. Dann geriet er in japanische Gefangenschaft, musste Tag für Tag im Dschungel Knochenarbeit leisten, wurde geprügelt und durch die mageren Rationen langsam ausgehungert. Die Erinnerung an Schottland scheint ihm vollkommen unwirklich und die Zivilisation ist wie ein verblassender Traum.
Die Soldaten werden in der Gefangenschaft zu Barbaren. Sie bestehlen sich gegenseitig, berauben ihre sterbenden Kameraden und schlagen sich um kleinste Bröckchen der kargen Verpflegung. Diejenigen, die das Essen