: Lukas Erler
: Winter's Game
: Tropen
: 9783608124200
: 1
: CHF 12.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Lukas Erler verbindet klassischen Krimi und Politthriller. So atemberaubend wie hochbrisant.« Nele Neuhaus Jemand will die Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter tot sehen. In der Tiefgarage ihrer Kanzlei lauert ihr ein Auftragskiller auf. In letzter Sekunde kann sie entkommen. Doch schon kurz darauf wird sie Opfer eines weiteren Anschlags: Auf offener Straße wird ihr Auto gerammt und sie selbst schwer verletzt. Im Krankenhaus erreicht sie eine neue Todesbotschaft: ein Strauß schwarzer Dahlien. Die Todesblume. Gemeinsam mit ihrem jungen Mitarbeiter Ritchie, der mit seinem Schulsprecherlächeln jeden zum Reden bringt, setzt sich Carla Winter auf die Spur des Täters - und stößt dabei auf ein grausames Verbrechen. DER NEUE THRILLER VON LUKAS ERLER FÄHRT IN DIE GLIEDER WIE EIN EISIGER WINDSTOSS. Eigentlich ist die Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Doch nachdem sie zweimal nur knapp einem Mordanschlag entkommen ist, liegen ihre Nerven blank. Als sie dann auch noch einen Strauß schwarzer Dahlien ins Krankenhaus geliefert bekommt, weiß sie: Jemand will sie um jeden Preis zum Schweigen bringen. Nur wer? Und warum? Carla Winter bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken: Auf dem Krankenhausflur begegnet ihr eine Frau, die nach einem Schlag auf den Kopf unter einer seltenen Sprachstörung leidet. Sämtliche Gedanken und Wörter sind verdreht, doch scheint sie etwas über den Täter zu wissen. Nur was? Von einem Polizisten erfährt Winter, dass es sich wohl um den Drahtzieher eines international agierenden Menschenhändlerrings handelt. Er bittet sie bei den Ermittlungen um Hilfe. Ein Wunsch, den Carla Winter nicht abschlagen kann.

Lukas Erler, geboren 1953, studierte Soziologie, Philosophie und Sozialgeschichte und absolvierte eine Ausbildung zum Logopäden. Er arbeitete als Soziologe in der Stadtentwicklungsplanung und als Logopäde drei Jahrzehnte in der neurologischen Rehabilitation. Mit seinen Thrillern wurde er mehrmals für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Erler lebt mit seiner Familie in Nordhessen.

Vier


Carla drückt die Klinke herunter und tritt hinaus auf den Gang. Rechts befindet sich der Aufenthaltsraum des Pflegedienstes. Die Richtung scheidet also aus. Jetzt einer Nachtschwester über den Weg zu laufen und womöglich irgendwelche Fragen beantworten zu müssen, wäre sehr ungünstig. Also besser nach links den Flur hinunter. Vielleicht hat sie Glück und kann unbehelligt ein wenig herumwandern.

Leise schließt sie die Tür hinter sich und lässt ihren Blick durch den endlos langen Korridor gleiten, von dem links und rechts die Patientenzimmer abgehen. Weiße Wände und Türen, blauer Linoleumfußboden, der unter ihren Füßen ein wenig nachzugeben scheint, an der Decke stark heruntergedimmteLED-Röhren, die ein mattes, schmuddeliges Licht abgeben. Carla holt tief Luft und spürt den vertrauten Schmerz im Brustkorb, der seit dem Crash jeden Atemzug begleitet. Die Pflegerinnen haben ihr empfohlen, möglichst flach zu atmen, aber sie hat das Gefühl, dass sie dabei einfach zu wenig Luft bekommt. Kann es sein, dass die Sauerstoffsättigung in ihrem Blut sich über den Tag verringert hat? Und dass sie dadurch so unruhig geworden ist?

Es ist schon nach Mitternacht. Nachdem Moritz gegangen ist, hat sie ein paar Stunden geschlafen und ist dann aufgewacht, weil sie auf die Toilette musste. Danach hat sie sich bis 23:00 Uhr auf dem Tablet eine Dokumentation über Schwarzstörche angesehen, die so langweilig war, dass sie dabei eigentlich prima hätte wieder einschlafen müssen, aber so war es nicht. Stattdessen hat sie den Film bis zum Schluss geguckt, dann das Licht ausgeschaltet und vergeblich versucht, flach atmend zur Ruhe zu kommen.

Doch an Schlaf ist nicht mehr zu denken gewesen. Alle psychischen Abwehrmechanismen, die sie bis zu diesem Punkt mobilisieren konnte, um zu verdrängen, was geschehen ist, und die Angst nicht an sich heranzulassen, haben gleichzeitig versagt, und unbarmherzig hat die Wahrheit, mit der Moritz sie konfrontiert hat, von ihrem Verstand Besitz ergriffen.Das war kein Unfall. Jemand hat versucht, dich in aller Öffentlichkeit umzubringen. In einer Endlosschleife zirkuliert dieser Gedanke seitdem durch ihren Kopf und weigert sich, irgendeinem anderen Platz zu machen.

Sie hat angefangen zu schwitzen und am ganzen Körper zu zittern. Ihre Hand wollte nach dem Klingelknopf tasten, um den Pflegedienst zu rufen, aber sie hat sie zurückgezogen. Die Weißkittel würden ihr etwas spritzen, das ihr zwar einen tiefen Schlaf, aber auch einen vollkommenen Kontrollverlust bescheren würde. Das will Carla auf keinen Fall. Sie wird das allein in den Griff kriegen.

Eine Stunde später hat sie kapituliert und überlegt, die Nachtschwester doch um ein Beruhigungsmittel zu bitten. Und dann ist ihr – wie aus dem Nichts – der Gedanke gekommen, dass es vielleicht gut wäre, sich ein bisschen zu bewegen. Irgendwie die Initiative zu ergreifen, ein wenig Kontrolle zurückzugewinnen und nicht länger wie ein hilfloses Wrack auf dem Rücken zu liegen. Ihr schießt ein Satz durch den Kopf, den ihre Schwester Ellen ihr vor Monaten entgegengeschleudert hat.Kontrolle war immer schon dein Ding.

Und wenn schon! Warum soll sie nicht aufstehen? Sie ist nicht verpflichtet, die ganze Zeit in ihrem Zimmer zu verbringen, oder? Nacht hin oder her. Wenn sie leise ist und niemanden stört, kann sie auch auf den Gängen ein wenig … wandeln? Was für ein wunderbar altmodisches Wort. Wenn sie draußen eine junge Pflegerin träfe, die sie fragt, was zum Teufel sie hier macht, könnte sie es sogar einmal laut aussprechen.Ich wollte nur ein wenig … wandeln. Weil ich so eine gottverdammte Scheißangst habe. Vielleicht würde sie den zweiten Satz auch weglassen. Und dann könnte sie dabei zuschauen, wie die junge Dame sich eine patzige Antwort verkneift, weil sie wie alle anderen hier genau weiß, dass Carla mit dem Oberarzt der Neuro liiert ist. Verdammt schade, dass der jetzt nicht hier sein kann. Moritz ist jederzeit bereit, bei bescheuerten Blödeleien mitzumachen, und allein seine Anwesenheit würde Carla beruhigen.

Je länger sie über einen kleinen nächtlichen Ausflug nachgedacht hat, desto vernünftiger ist ihr die Idee vorgekommen – und nun steht sie auf dem Gang und denkt ernsthaft darüber nach, ob sie nicht doch lieber zurück ins Bett soll. Was, wenn der Fußboden weiter nachgibt? Blödsinn, das hat sie sich eingebildet. Und einen