»Dieup ewig ungedeelten müssen einmal Preußen werden«
»Holstein fragte: Sie wollten das gleich von Anfang an? Ja, gewiss, erwiderte der Fürst. Gleich nach dem Tode des Königs [Frederik VII.] von Dänemark. Es war aber schwer. Alles war dabei gegen mich, die Kronprinzlichen, er und sie, von wegen der Verwandtschaft, der König selbst zuerst und lange Zeit Österreich, die kleinen deutschen Staaten, die Engländer, die es uns nicht gönnten. Mit Napoleon, da ging es, der dachte uns damit zu verpflichten. Endlich waren zu Hause die Liberalen dawider, die auf einmal das Fürstenrecht für wichtig hielten – es war aber nur ihr Hass und Neid gegen mich –, und auch die Schleswig-Holsteiner wollten nicht. Die alle, und was weiß ich noch.«
Otto von Bismarck am20. Oktober1877[1]
Jahrhundertelang galt den Dänen dasDannevirke zwischen Treene und Schlei als das eindrucksvolle Symbol ihres nationalen Selbstbehauptungswillens. In seinen wechselnden Ausprägungen sollte es seit dem Mittelalter Franken und reichsdeutsche Aufgebote aufhalten, und noch zu Beginn des Krieges von 1864 war der dänische Glaube an seine Wirksamkeit gegen die modernen Armeen der Preußen und Österreicher ungebrochen. Erhalten sind von »Königin Thyras« mächtiger Burg nur noch einige Mauerreste, aber die von Pionieren der Bundeswehr und derDanske Forsvar wiedererrichtete Bastion XIV verschafft eine Vorstellung vom Ausmaß der Wehranlage zu Beginn des dänischen Katastrophenjahres. Eingehegt von der typischen westdeutschen Wohnbebauung, erscheint das Ganze inzwischen recht unspektakulär, und von seiner einstigen Wichtigkeit für das Nachbarland Dänemark erfährt der Besucher höchstens noch in dem kleinen, ebenso unscheinbaren Museum am Rande der Anlage. Der symbolische Bedeutungsverlust des Danewerks lässt sich auf den ersten Blick leicht dadurch erklären, dass es schon seit anderthalb Jahrhunderten nicht mehr Teil Dänemarks ist. Auch seit ihrer letzten Verschiebung nach dem Ersten Weltkrieg verläuft die Staatsgrenze immer noch etwa 60 Kilometer nördlich des ehemaligen Verteidigungswerkes. Allerdings hatten sich die Dänen selbst schon im Verlauf des Krieges von 1864 von ihrem einstigen Nationalmythos zu verabschieden begonnen. War doch ihre gesamte Streitmacht nur wenige Tage nach Eröffnung der Feindseligkeiten zur Bestürzung vieler dänischer Patrioten ohne Kampf heimlich und bei Nacht aus der Anlage abgezogen worden. Militärisch war es zwar ein weiser Entschluss, mit dem General Christian Julius de Meza dem Land die Armee wohl gerettet hatte, erinnerungspolitisch jedoch war es eine Entzauberung.
Noch im selben Krieg sollten dagegen die auf einem Höhenzug am östlichen Rand der Halbinsel Sundewitt oberhalb von Düppel aufgeworfenen Schanzen für Dänemark zum neuen Kristallisationspunkt nationalen Stolzes werden. Zwar waren auch sämtliche dieser zehn Schanzen am 18. April 1864 innerhalb nur weniger Minuten verloren gegangen, aber die dänische Armee hatte zuvor dort wochenlang dem gewaltigen preußischen Artilleriefeuer getrotzt und bis zuletzt tapfer um die befestigten Stellungen gerungen. Gerade der verlustreiche Tag von Düppel sollte damals erheblich zu Dänemarks Bereitschaft beitragen, den Kampf gegen die Deutschen auch in scheinbar aussichtslos gewordener Lage fortzusetzen.
Freilich lagen auch die Reste der Düppeler Schanzen nach dem Wiener Friedensschluss vom 30. Oktober 1864 nicht mehr auf dänischem Staatsgebiet, und die Karriere des Schlachtortes als nationale Erinnerungsstätte begann dann auch erst nach dem Ersten Weltkrieg, als mit der Volksabstimmung von 1920 der Sundewitt und die benachbarte Insel Alsen wieder an Dänemark zurückfielen. König Christian X. nahm damals das Land feierlich in Besitz und ließ auch innerhalb der von den Preußen erwei