Lia, 10
«Für die Kinder war ich die ganze Zeit schon ein Mädchen.»
#Fussball #Jugendtreff #Trans
#Community #Film
Lia lebt mit ihren Eltern in einer Drei-Zimmer-Altbauwohnung in Bern. Am Eingang begrüsst mich eine aufgeweckte Zehnjährige in einem weiten violetten Strickpulli und verwaschenen Jeans. Die blonden glatten Haare reichen ihr bis zum Kinn, an einem Lederband um den Hals trägt sie einen hellblauen Fischschwanz als Anhänger. Wir setzen uns im Wohnzimmer an den Esstisch. Lias Mutter stellt Nüsse und Saft bereit und verschwindet dann im Nebenraum.
Vor Lia auf dem Tisch liegt ein Heft aus Klarsichthüllen. Die Fünftklässlerin hat in Regenbogenfarben den Titel «Meine Biografie von Lia, 5/6 D» gezeichnet, daneben die Sprüche: «Angst beginnt im Kopf. Mut auch» und «Du musst nicht spitze sein, um anzufangen. Aber du musst anfangen, um spitze zu werden.» Ein Foto zeigt Lia als Kleinkind zwischen ihren Eltern, alle drei tragen Sonnenbrillen. Lia, mit kurzen blonden Locken, trägt die pinke Brille verkehrt herum auf der Nase und lacht keck in die Kamera.
Ich bin Lia, und mich interessiert eigentlich fast alles, was mit Sport zu tun hat: Ich schwimme sehr gern, und ich spiele in einem Fussballclub. Ich höre mega gern Musik und tanze. Ich gehe ins Modern Ballett, das ist ein bisschen alle Tanzrichtungen zusammengemixt. Ich mache sehr gerne Handarbeiten, Stricken zum Beispiel. Und ich treffe mich gerne mit meinen Freundinnen. Wir laufen im Quartier herum oder gehen ins Schwimmbad. Ich habe mich entschieden, bei diesem Buch mitzumachen, weil mich das Thema interessiert. Wenn es andere Kinder gibt, die auchtrans sind, die mehr darüber wissen wollen.
Vor Kurzem mussten wir in der Schule eine Biografie über uns und unsere Familie schreiben. Wir konnten die Themen selber wählen, und da habe ich eben auch übertrans geschrieben, weil das ein wichtiger Teil meines Lebens ist. Seit ich zweieinhalb Jahre alt bin, wollte ich immer ein Kleidchen anziehen. Ich trug oft einen Rock von Mama über den Schultern, sodass es aussah wie ein Kleid. Dann hat mich meine Mama mit Lippenstift schminken müssen, und wir haben Prinzessin gespielt, stundenlang, fast jeden Tag, auch mit meinem Papa. Im Kindergarten wollte ich in jedem Spiel «Lia» heissen. Ich wollte nur noch pinke Sachen anziehen, und ich fand «Anna und Elsa» aus demDisneyfilm «Frozen» toll. Meine Eltern haben sich dann beraten lassen, ob es nur eine Phase ist. Ich habe meinen Eltern auch gesagt, dass ich ein Mädchen sein und Lia heissen will. So haben sie bald gemerkt, dass es keine Phase ist. Am Anfang fiel es ihnen noch schwer. Wenn ich hingefallen bin, riefen sie mich bei meinem Jungennamen und korrigierten sich dann schnell.
Als ich viereinhalb Jahre alt war, haben wir einen Kuchen gebacken und s