1. KAPITEL
Das ist also mein neuer Arbeitsplatz. Aufmerksam sah Lizzie Dumont sich im Bay Bites Café um. Alle waren so freundlich und hilfsbereit gewesen, dass sie sich niemals anmerken lassen wollte, wie schwer ihr der Abstieg von der preisgekrönten Spitzenköchin in großstädtischen Sternerestaurants zur Managerin eines Cafés in der kulinarischen Wüste von Dolphin Bay fiel. Die Arbeit unter Dauerstress in den gastronomischen Hochburgen von Paris und Lyon lag hinter ihr, stattdessen stand ihr das vergleichsweise betuliche Leben einer Bistroköchin bevor.
Den Höhepunkt ihrer Karriere hatte sie in Frankreich erlebt, der Niedergang hatte sich seit ihrer Rückkehr nach Sydney abzuzeichnen begonnen. Lange Nachtschichten in den Küchen angesagter Restaurants hatten ihr viel zu wenig Zeit für ihre fünfjährige Tochter Amy gelassen. Auf Unterstützung durch Freunde und Familie hatte sie nicht zurückgreifen können. Nach vielen Jahren in Frankreich hatte sie nur noch wenige Bekannte in Australien. Und die wohnten übers Land verstreut, genau wie ihre kleine Familie. Es war ihr zusehends schwergefallen, Amy ein angemessenes Leben zu bieten. Schulden, die sich seit ihrer Scheidung angehäuft hatten, unzuverlässige Babysitter und unzumutbare Dienstpläne hatten Lizzie schwer belastet. Nach einem Jahr in Sydney war sie nahezu pleite gewesen. Der Verzweiflung nahe, hatte sie sogar mit dem schier unerträglichen Gedanken gespielt, Amy ihrem Exmann Philippe zu überlassen, der in Frankreich lebte.
Das Angebot ihrer Schwester war ihr daher wie eine Rettungsleine erschienen. Sie sollte das brandneue Café managen, das an Sandys Buchhandlung angrenzte. Lizzie hatte dankbar zugegriffen.
Gerade erst war sie in Dolphin Bay eingetroffen. Der aufstrebende Badeort an der Südküste von New South Wales zeichnete sich durch einen denkmalgeschützten Hafen und einige wahre Traumstrände aus. In gastronomischer Hinsicht hatte der Ort jedoch nichts zu bieten. Sie erinnerte sich an einen Urlaub, den sie hier als Jugendliche mit der Familie verbracht hatte. Kulinarische Höhepunkte waren damals Bratfisch mit Pommes direkt aus der essiggetränkten Papiertüte einer Imbissbude und das solide, aber köstliche Essen ihrer Pensionswirtin gewesen.
Dennoch war sie heilfroh über den neuen Job. Er bot ihr die Chance auf ein neues Leben mit Amy. Sie nahm sich vor, ihre gesamte Energie der Aufgabe zu widmen, das Bay Bites zum besten Café der gesamten Südküste zu machen.
Dieser Vorsatz verlieh ihr neuen Schwung und das erhebende Gefühl, ab jetzt ihr eigener Herr zu sein. Kein übellauniger Küchenchef würde sie mehr beschimpfen, sie musste keine Gerichte zubereiten, die sie aus eigenem Antrieb niemals auf die Karte gesetzt hätte.
Ihre Stimmung hob sich weiter, während sie sich im noch nicht eröffneten Café umsah. Sandy hatte es geschmackvoll eingerichtet – gemütlich und modern zugleich. Die Delfine auf den handgemalten Kacheln im Servicebereich sowie in geschnitzter Form an der hölzernen Theke und am Holzrahmen der Tafel, auf der sie die Tagesangebote notieren würde, gefielen Lizzie besonders gut.
Allerdings bemerkte sie auch, dass es noch vie