: Michelle Engel, David Grüntjens
: Dio mio! Wenn Kirche Spaß macht, entsteht ein Ort der Begeisterung - Best Practice aus der @diokirche_krefeld - SPIEGEL-Bestseller
: Kösel
: 9783641329686
: 1
: CHF 11.30
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: Christliche Religionen
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Best-Practice aus der Dionysiuskirche Krefeld
Als sich Pfarrer David Grüntjens und Gemeindereferentin Michelle Engel 2019 kennenlernen und gemeinsam ihren Dienst in der Citykirche St. Dionysius in Krefeld antreten, sind sie sich schnell einig: 'Wir machen das anders.' Und zwar so, dass Kirche wieder Spaß macht! Menschen sollen das Gefühl haben, dass sie hier willkommen sind, dass hier gemeinsam gelacht, gefeiert, geliebt, geweint, gelebt wird; das Gefühl, dass Kirche ganz direkt mit ihnen und ihrem Leben zu tun hat. Dann kam erst mal Corona in die Quere, aber dennoch: 'Frau Engels' - wie David Grüntjens sie spaßeshalber immer verkehrt anredet - und der 'Chef' - wie Michelle Engel den Pfarrer liebevoll ironisch nennt - haben viele Ideen und setzen sie um: eine gemeinsame Vision fürs Team, Öffnung des Pfarreirats, neue Gottesdienstzeiten, Konzentration aufs Wesentliche, einen Willkommensdienst an der Kirchentür, der ausnahmslos jeden persönlich begrüßt, und allem voran: der Instagramkanal, auf dem 'Frengels&Chef' live und hautnah davon berichten, wie echt Kirche ist. Willkommen in der @diokirche_krefeld! Nachahmungen ausdrücklich erwünscht!

Michelle Engel, geb. 1993, ist Gemeindereferentin mit Leib und Seele und hat ein Händchen für kreative Kommunikation. Als sie spontan ein Video mit Pfarrer David Grüntjens beim Staubsaugen im Büro aufnahm, war der Instagram-Kanal der Stadtpfarrkirche St. Dionysius geboren. Mit Erfolg: Es entstand eine engagierte Online-Community, die das Gemeindeleben über die sozialen Medien auf neue Weise erlebt. Michelle Engels moderne, lebensnahe Gemeindearbeit erreicht und bereichert viele Menschen, die sich dadurch ermutigt und gestärkt fühlen. Nach dem Studium in Paderborn arbeitet sie seit Dezember 2018 in der Pfarrei Papst Johannes XXIII.

Kapitel 2

»Ich kenne die Meinen, die Meinen kennen mich«

Für eine Kirche, die Beziehung lebt

»Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.«

Joh 10,1 – 5.14 – 15

Ich bin als Mensch irgendwie immer auf der Suche. Ich frage mich, wozu ich da bin, was mein Auftrag in dieser Welt ist oder wer ich eigentlich bin. Die letztgenannte Frage ist vielleicht die, die am schwierigsten zu beantworten ist. Mit dem ehrlichen Blick auf mich selbst muss ich mir doch immer wieder eingestehen, dass ich mir auch selbst ein Rätsel bleibe. So viele Facetten meiner selbst werden mir erst nach und nach bewusst. Manches verdränge ich oder verberge ich ganz bewusst vor anderen und auch vor mir. Manches sehe ich überhaupt nicht und manches rede ich mir selber schön oder besonders schlecht. Ich weiß um die ein oder andere Schwäche, wie um die ein oder andere Stärke. Kritik von außen, wenn ich auf blinde Flecken hingewiesen werde, kann mich aus der Bahn werfen. Sollten andere etwas sehen, das ich nicht sehe? Wenn aber andere mir etwas zutrauen wollen, weil sie in ihrem Blick auf mich auf die Idee gekommen sind, ich wäre dazu besonders geeignet, fühle mich überhöht oder falsch eingeschätzt. Wenn ich mich selbst doch schon nicht ganz verstehe und kenne, wie sollten andere das dann tun? Dabei gehört dieses Gefühl für mich in das Portfolio der Grundsehnsüchte, die ich mit mir rumtrage: gekannt zu werden. Wirklich gekannt zu sein. Nicht nur so oberflächlich, irgendwie. Sondern so wirklich. Durch und durch. Ich trage die Sehnsucht in mir, dass da jemand ist, der wirklich die Autorität hat zu sagen: »Ich kenne dich.«

Das Bild, das Jesus vom guten Hirten zeichnet, begegnet dieser Sehnsucht in mir. Jesus macht klar, dass es ganz viele falsche Hirten gibt, die mich auf ihre Fährte locken wollen, die vorgeben, mich zu kennen, und so tun, als ginge es ihnen um mich – dabei geht es ihnen nur um sich selbst und ihren Vorteil. Bei Jesus ist das anders. Dem geht es wirklich nur um mich. Und der schaut mich an und sagt mir, dass er mich kennt. Und er verurteilt mich nicht. Und er überfordert mich nicht. Und er verlangt nicht sofort irgendwas von mir. Sondern er ist einfach nur da und sagt: »Ich kenne dich.« So ganz echt. Tief. Durch und durch. Besser als ich mich selber. Bei ihm ist mein inneres Dunkelfeld erhellt. Er sieht auch meine blinden Flecken. Vor ihm kann ich gar keine Maske tragen und so tun, als wäre ich ganz anders – er kennt mich. Trotzdem rennt er nicht weg, so wie ich das manchmal gerne möchte. Ganz im Gegenteil, er will mich führen und er will noch mehr: dass ich auch ihn kennenlerne. »Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.« Das ist, fernab aller Sentimentalitäten, das wohl Tiefgründigste, mit dem man eine Beziehung zwischen zwei Personen beschreiben kann. In so eine Beziehung will Jesus mich zu sich bringen und hineinwachsen lassen. Und plötzlich frage ich mich nicht mehr, wer ich bin oder wozu ich da bin, sondern womit ich das eigentlich verdient habe. Dass da ein Gott ist, dem ich nicht egal bin, der nicht nur oberflächlich an mir interessiert ist, sondern wirklich ganz echt und ganz tief mit mir in Beziehung treten will, der mich kennt und den ich kennen darf.

Auf den Punkt gebracht, ist »Beziehung« eigentlich eines der wichtigsten Kernwörter des Christentums. Der Glaube an Gott bleibt völlig leer, wenn er nicht vom Bemühen um eine