Einführung
Paare und Kinder – das kann man sich schon vorstellen, sogar lebhaft. Aber Paare und Innere Kinder?
Andererseits: Kennen wir es nicht zumindest vom Zuschauen, dass sich frisch verliebte Erwachsene glucksend im Kaufhaus unterhalten wie kleine, glückliche Kinder, die die Welt ringsum vergessen haben? Dabei scheren sie sich auch nicht um Leute, die schmunzelnd oder kopfschüttelnd danebenstehen.
Oder kennen wir nicht alle Situationen, in denen die anfangs so große Liebe urplötzlich umschlägt in Kampf oder gar Hass? In denen man sich derart streitet, dass ein Außenstehender – wenn es ihn denn in diesem Moment gäbe – meinen würde: Das ist ja wie im Sandkasten, gleich schmeißen die mit Sand!
Also: Überall haben wir es mit Kindern zu tun, nicht nur bei tatsächlich dem Lebensalter nach noch sehr jungen Menschen. Wenn also unsere Inneren Kinder imstande sind, mit Sand zu werfen, bzw. fliegende Untertassen und überhaupt unsere Paar- und sonstigen Beziehungen zu steuern, dann sollten wir schon ein Auge auf sie halten. Oder vielleicht auch eine Hand, mit der man ihnen zu verstehen gibt: »Ganz ruhig, komm erst mal runter«.
Aber damit ist es meistens nicht getan – oder haben Sie sich nicht schon einmal vorgenommen, in einem Krach mit Ihrem Partner ganz ruhig zu bleiben? Wahrscheinlich hat das nicht geklappt. Die Inneren Kinder machen nämlich, was sie wollen! Und das ist auch nicht verwunderlich, denn unsere Inneren Kinder sind zumeist in unserem Unterbewusstsein verankert. Und da kommt man ja bekanntermaßen schwer dran.
Beispielsweise bei Streit mischt das Innere Kind kräftig mit. Manchmal kommt man sich in solchen Streits geradezu wie fremdgesteuert vor, dabei hat nur ein Inneres Kind das Ruder übernommen.
Es scheint unglaublich, ist aber wahr: Wir alle folgen zu über 90 Prozent unserem Unterbewusstsein, lediglich knapp 10 Prozent unseres Alltags können wir bewusst gestalten.1 Das ist der Grund dafür, dass man sich oft geradezu fremdgesteuert fühlt; und man ist in extremen Situationen kaum imstande, sich bewusst im Zaum zu halten.
Ein Beispiel: Ein kleines Kind würde natürlich durchdrehen, wenn es von den Eltern verlassen werden würde. Ein Inneres Kind kann in genau solche Ängste und Wut geraten, wenn es auch nur den Eindruck hat, der Partner könnte die Beziehung beenden. Und da es inzwischen über erwachsene Kräfte verfügt, kann es unter Umständen mit Mord und Totschlag reagieren. Wohlgemerkt: Das Innere Kind in uns könnte so reagieren. Dass es bei Trennungen sehr selten zu solch extremen Handlungen kommt, haben wir dem Umstand zu verdanken, dass gewöhnlich genügend erwachsene Anteile vorhanden sind, die das Innere Kind im Zaume halten können.
Hirnforscher nennen recht erschreckende2 Zahlen darüber, dass wir zum überwiegenden Teil sozusagen auf Automatik laufen, von unserem unterbewussten Autopiloten gesteuert werden. Um es anschaulicher zu beschreiben: Wir alle laufen einmal als sichtbare Person herum, wohingegen neun »Personen« von uns unsichtbar seien, die unser Unterbewusstsein repräsentierten. Das entspricht dem oben genannten Zahlenverhältnis von 10 Prozent Bewusstsein