Es geht in diesem Kapitel um eine vorab orientierende Skizze dessen, was Hermeneutik meint, was es nicht meint, warum es eine Hermeneutik sportlicher Bewegungen braucht, und nicht zuletzt, was Sinn und Bedeutung meint und auch nicht meint. Das Buch insgesamt möchte den Unterschied zwischen Verstehen und Erklären bestimmen. Ich beantworte also die Frage von Odo Marquard (1979) nach der Frage, auf die die Hermeneutik eine Antwort sein will, wie folgt: Inwiefern stellt sich die Frage nach einemVerstehen, im Unterschied zu einemErklären, und was ist Hermeneutik als Antwort auf die Frage nach demVerstehen?
Auch diese Suche braucht eine Vororientierung. Diese liegt hier in der titelwortartigen Auskunft – also einer »rein appellative[n]Nennung[] einer ansonsten schon als praktisch bekannt unterstellten Praxis- oder Handlungsform« (Stekeler-Weithofer 2010b: 271)1 –, Hermeneutik sei die Lehre vom Sinn-Verstehen. Darin liegt eine erste, minimale Operationalisierung des Verstehens: Verstehbar sind Sinngebilde und nicht verstehbar sind Phänomene, die entweder keine Sinngebilde sind oder aber im je konkreten Vollzug ihres Begreifens nicht als Sinngebilde genommen werden – was immer genau ›Sinn‹ hier meinen mag.
Damit ist in jener titelwortartigen Auskunft schon eingeschlossen, dass der TerminusVerstehen doppeldeutig ist. Zum einen wird er jenen (spontanen oder methodisch kontrollierten) Vorgang bezeichnen, den bestimmten Sinn eines bestimmten Sinngebildes zu »verstehen«, also den mit einem Sinngebilde gegebenen Sinn zu verstehen(1), gleichbedeutend: ihn auszulegen oder zu interpretieren – salopp gesprochen: