: Mike Vogler
: Das unbekannte Reich
: Brandenburgisches Verlagshaus
: 9783960584896
: 1
: CHF 11.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 229
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In seinem neuen Buch veröffentlicht Mike Vogler eine möglichst objektive Betrachtung der historischen Geschehnisse, die dem interessierten Lesepublikum spannende Einblicke in die Abgründe des Nationalsozialismus geben. Auf zahlreichen Recherchereisen, in Originalquellen und anderen Schriften machte er sich ein detailliertes Bild von den historischen Gegebenheiten der NS-Zeit. Begonnen mit den bekanntesten Konzentrationslagern der Geschichte über die grausame Klinik Pirna-Sonnenstein bis hin zur sagenumwobenen Wewelsburg erkundete Mike Vogler die bedeutsamsten Denkmäler und Mahnmale des Dritten Reichs.

Mike Vogler wurde 1970 in Dresden geboren und lebt heute mit seiner Frau im Stadtteil Dresden-Klotzsche. Schon seit früher Jugend beschäftigt sich Mike Vogler mit geschichtlichen und grenzwissenschaftlichen Themen. Neben dem Heiligen Gral sind Geschichte und Mythologie unserer germanischen Vorfahren seine bevorzugten Forschungsgebiete. Ergebnisse dieser Forschung waren das Erscheinen der Bücher 'Mysterium Heiliger Gral' (2010) sowie 'Hexen, Teufel und Germanen' (2012). In der Folgezeit wandte sich der Autor verstärkt der historischen Erforschung von Mythen und Legenden zu, die in 'Düstere Legenden' (2014) und 'Legenden des Grauens' (2018) beschrieben wurden. Neben seiner Arbeit als Verlagsautor veröffentlicht Mike Vogler auch Bücher in Eigenregie, ist an verschiedenen Anthologien zu den Geheimnissen der Menschheitsgeschichte beteiligt und schreibt Artikel für Fachmagazine. Heimatforscher und Co-Autor Mirko Kühn, geboren 1978, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Geheimnissen, die sich um den Leinawald ranken. Gemeinsam mit enthusiastischen Mitstreitern und verschiedenen Experten versucht er, die im Leinawald verborgene Bunkeranlage ausfindig zu machen.

Adolf Haas – der unbekannte Kommandant


Wenn du mich schneidest, schieße ich dir eine Kugel durch den Kopf,“ sagte der stiernackige Mann mit dem Hitlerbärtchen zu dem Häftling in der gestreiften Lagerkleidung, der ihm gerade das Gesicht zur Rasur einseifte. Die Rangabzeichen der achtlos auf einen Stuhl geworfenen Uniformjacke wies den Mann als SS-Obersturmbannführer aus. Gekonnt rasierte der Häftling den SS-Führer und gönnte ihm auf Anweisung sogar noch eine kurze Gesichtsmassage. Danach fragte der SS-Mann den Häftling, ob er denn keine Angst gehabt hätte. Max Hollweg, so hieß der Gefragte, antwortete mit einem zaghaften Lächeln: „Nein, Herr Obersturmbannführer, wenn ich Sie geschnitten hätte – hätten Sie nicht mehr geschossen!“ Der SS-Führer lachte ein kurzes grimmiges Lachen und entließ den Häftling mit einer Handbewegung. Dieser ging erleichtert zurück in seine Baracke im Konzentrationslager Niederhagen.9

Wer war dieser scheinbar gnädige SS-Obersturmbannführer, der so gelassen auf eine Antwort reagierte, für die ein anderer SS-Führer den Häftling mit Sicherheit verprügelt oder gar erschossen hätte?

Adolf Haas wurde am 14. November 1893 in Siegen im geschichtsträchtigen Westfalen geboren. Etwa anderthalb Jahre nach der Geburt ihres Sohnes zogen die Eltern Helene und Adolf Haas in die Nachbarstadt Hachenburg, wo sie das Hotelrestaurant „Westend“ übernahmen. Hierher lud der Vater gern seine Kameraden vom „Kriegerverein Hachenburg-Altstadt“ ein. Just am 4. Geburtstag von Söhnchen Adolf fand eine große Feier statt, in deren Rahmen der königliche Landrat einen neuen Fahnenschleier übergab, den Kaiser Wilhelm II. dem traditionsreichen Verein gestiftet hatte. Der Junge wuchs in einer derart militär- und kriegsverherrlichenden Umgebung auf, dass sein künftiger Lebensweg praktisch schon vorgezeichnet war. Zunächst erlernte Adolf Haas jedoch nach Abschluss der Volksschule den Beruf des Konditors und arbeitete nach erfolgreicher Ausbildung in Marmen, Bad Kreuznach und Mannheim.

Im Alter von 19 Jahren meldete sich Adolf Haas dann freiwillig beim Militär, was sein Vater mit Begeisterung begrüßte. Inwieweit er seinen Sohn bei dieser Entscheidung beeinflusste, ist nicht bekannt. Seine Ausbildung absolvierte Adolf Haas von Oktober 1913 bis Januar 1914 bei der „Stammabteilung der Marineartillerie-Abteilung Kiautschou“ in Cuxhaven. Während der gesamten Ausbildung galt Haas als mustergültiger Soldat. Seine späteren Vorgesetzten bei der SS lobten in ihren Beurteilungen immer wieder sein soldatisches Verhalten, priesen speziell seine Fähigkeiten in Bezug auf Kommandosprache und Exerzieren.

Nach seiner Ausbildung wurde Haas zum Hauptstützpunkt des kaiserlichen Ostasiengeschwaders im chinesischen Tsingtau versetzt, wo er am 22. Februar 1914 eintraf. Im Zuge des 1. Weltkrieges kam es zu einer Seeblockade des Hafens von Tsingtau durch britische und japanische Kriegsschiffe. Obwohl heute ein nur wenig bekannter Nebenkriegsschauplatz, kam es in Tsingtau zu einem erbitterten militärischen Ringen um die Vorherrschaft in China. Ende September 1914 schlossen japanische und britische Truppen den Belagerungsring und Tsingtau geriet unter ein Dauerbombardement von Land, Luft und Meer. Der von seinen Vorgesetzten geschätzte „Mustersoldat“ Adolf Haas wurde von einer Artilleriestellung zur nächsten geschickt, doch auch ein Kämpfer wie er wurde nach wochenlangem Einsatz kriegsmüde. In seinem Tagebuch notierte Haas Anfang November: „Gestern u. heute nichts zu essen bekommen u. ein paar Tage nicht geschlafen. Da ist man besser aufgehoben, wenn man erschossen wird. Mir ist es egal.“10

Am 7. November 1914