: Andreas Winkelmann
: Ihr werdet sie nicht finden
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644018303
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der neue Standalone-Psychothriller von Nr.-1-Bestsellerautor Andreas Winkelmann: Ein Mädchen verschwindet. Der Vater begeht einen verhängnisvollen Fehler. Und eine junge Frau weiß als Einzige, was damals geschah - doch auch sie ist spurlos verschwunden.  Jonas war früher einmal Polizist. Bis er für das Verschwinden seiner Tochter einen Verdächtigen zur Rechenschaft zog. Franka ist Privatdetektivin mit einem Talent für digitale Spuren und auf der Suche nach einer Vermissten. Ihre Ermittlungen decken Verbindungen zu einem alten Fall auf - dem von Jonas' Tochter, die nie gefunden wurde. Frankas erster Verdächtiger: Jonas. Doch schon bald ermitteln die beiden zusammen. Denn die Vermisste scheint etwas darüber zu wissen, was damals wirklich geschah ... 

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren, in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.

Kapitel 1


1.


Vor sieben Jahren

Verzweifelte Rufe hallten durch die Sommernacht. Von dem Lärm verwirrte Fledermäuse schwirrten hektisch über die Wiese, stürzten auf Jonas Waider zu und wichen im letzten Moment aus. Weit nach Mitternacht lag die Luft drückend warm auf dem Land, kein Windhauch kühlte, Shorts und Shirt klebten am Körper wie eine zweite Haut.

Jonas’ Hals schmerzte, seine Stimme war längst heiser vom Rufen, er musste sich anstrengen, um überhaupt noch einen Ton herauszubekommen.

Isabell, Isabell, Isabell …

Immer wieder rief er ihren Namen, stolperte über die Wiese durch die mondhelle Nacht, vorwärts, immer weiter, nicht aufgeben, irgendwo musste sie sein. Neben ihm, hinter ihm, vor ihm, überall riefen seine Nachbarn und Freunde nach Isabell, suchten sie in dem unzugänglichen Naturschutzgebiet, das an ihre Wohnsiedlung grenzte. Doch Isabell antwortete nicht. Kein «Hier bin ich» oder «Helft mir».

Isabell war verschwunden.

Wie konnte sie verschwunden sein?

Er hatte doch aufgepasst, alles dafür getan, damit seiner Familie nichts passierte. Schon immer getrieben von der Angst, Isabell oder Marie könne etwas zustoßen, hatte er es mit seiner Fürsorge und seinem Beschützerinstinkt sicher manchmal übertrieben. Aber wie hätte er anders handeln können, wenn er jeden Tag in seinem Beruf sah, wie die Welt wirklich war?

Jonas Waider blieb stehen und drehte sich im Kreis. Spürte Panik, Verzweiflung und das Bedürfnis, Gott um Hilfe zu bitten. Du musst professionell bleiben, sagte er sich, aber es nützte nichts. Denn hier ging es um seine Tochter, die er über alles liebte.

Unter die «Isabell»-Rufe mischte sich ein anderer.

Jemand rief seinen Namen.

Jonas änderte die Richtung. Hin zum Rufenden. Das Gras war knielang und dicht, Brennnesseln brannten an seinen nackten Unterschenkeln. Er trat in ein Kaninchenloch, strauchelte, stürzte, rappelte sich auf und sah eine Gestalt aus jenem dunklen Waldweg treten, aus dem er vor ein paar Minuten selbst gekommen war. Sie schwenkte eine Taschenlampe.

«Jonas, wo bist du?»

Er riss die Arme hoch. «Ich bin hier.»

Es war sein Kollege, Sven-Ole Reiter. Wieso kam er zurück? Er sollte doch in der anderen Richtung suchen, westlich des Abbruchs. Jonas hielt auf das hektisch tanzende Licht der Taschenlampe zu und erreichte am Rand der Wiese Sven-Ole, der sich auf den Oberschenkeln abstützte und nach Luft rang.

«Hast du sie gefunden?»

Sven-Ole schüttelte den Kopf.

Vom Schweiß angezogene Mücken umschwirrten ihn, er schlug nach ihnen, konnte sie aber nicht vertreiben. Sein aschblondes Haar lag wie angeklebt an seinem Kopf.

«Komm mit …», sagte er atemlos. «Die Jungs haben etwas gefunden. Das musst du dir ansehen.»

«Was? Was haben sie gefunden?»

Die Panik ließ Jonas laut werden.

«Komm mit, bitt