: Philip Kerr
: Die Berlin-Trilogie Feuer in Berlin / Im Sog der dunklen Mächte / Alte Freunde - neue Feinde
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644022539
: 1
: CHF 10,00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 1072
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Berlin Noir - Philip Kerrs phantastische Thrillertrilogie aus der deutschen Vergangenheit In seiner Berlin-Trilogie um den Privatdetektiv Bernhard Gunther gelingt es Philip Kerr, die schmutzig-düstere Atmosphäre des Dritten Reichs und der Berliner Nachkriegszeit in der Form eines spannenden Kriminalromans heraufzubeschwören. Geschickt verwebt er die historischen Ereignisse und Protagonisten mit seinen Kriminalgeschichten - eine atemberaubende Mischung. «Kerr ist die europäische Krimi Entdeckung der letzten Jahre.» RADIO BREMEN

Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. 1989 erschien sein erster Roman «Feuer in Berlin». Aus dem Debüt entwickelte sich die Serie um den Privatdetektiv Bernhard Gunther. Für Band 6, «Die Adlon-Verschwörung», gewann Philip Kerr den weltweit höchstdotierten Krimipreis der spanischen Mediengruppe RBA und den renommierten Ellis-Peters-Award. Kerr lebte in London, wo er 2018 verstarb.

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Merkwürdige Dinge ereignen sich in den dunklen Träumen des Großen Verführers …

Heute morgen sah ich an der Ecke Friedrichstraße und Jägerstraße zweiSA-Männer, die einen roten Schaukasten desStürmers von der Mauer eines Gebäudes abschraubten. Der optische Eindruck dieser Schaukästen mit ihren halb-pornographischen Strichzeichnungen von arischen Mädchen in den lüsternen Umarmungen langnasiger Monster zielt darauf, den schwachköpfigen Leser anzuziehen und ihm einen flüchtigen Kitzel zu verschaffen. Anständige Leute wollen damit nichts zu tun haben. Die beidenSA-Männer luden die Kästen jedenfalls auf die Ladefläche ihres Lastwagens, wo bereits viele andere lagen. Sie machten ihre Arbeit nicht gerade sorgfältig, da bei ein paar Kästen die Glasscheiben ohnehin schon zerbrochen waren.

Eine Stunde später sah ich dieselben Männer vor dem Rathaus wieder, wo sie einen Kasten von einer Straßenbahnhaltestelle entfernten. Diesmal ging ich zu ihnen und fragte sie, was sie da trieben.

«Es ist wegen der Olympiade», sagte einer von ihnen. «Wir haben Befehl, sie alle wegzuräumen, damit die ausländischen Besucher, die nach Berlin kommen, um sich die Wettkämpfe anzusehen, keinen Schock kriegen.»

Meines Wissens ist eine solche Rücksichtnahme seitens der Behörden einmalig.

Ich fuhr mit meinem Wagen nach Hause – es ist ein alter schwarzer Hanomag – und zog meinen letzten guten Anzug an: Er ist aus hellgrauem Flanell und hat mich, als ich ihn vor drei Jahren kaufte, hundertzwanzig Mark gekostet. Der Stoff ist von einer Qualität, die in diesem Land immer seltener zu finden ist: wie Butter, Kaffee und Seife. Die heutigen Wollstoffe sind meistens Ersatz. Gewiß, sie sind einigermaßen brauchbar, nur nicht sehr strapazierfähig und ziemlich unwirksam, wenn es darum geht, im Winter die Kälte abzuhalten. Oder im Sommer die Hitze.

Ich überprüfte mein Aussehen im Schlafzimmerspiegel, und dann griff ich nach meinem besten Hut. Es ist ein breitkrempiger dunkelgrauer Filzhut mit einem schwarzen Baratheaband. Nichts Besonderes. Aber wie die Männer von der Gestapo trage ich meinen Hut anders als üblich, nämlich tief in die Stirn gezogen. Dadurch werden natürlich meine Augen verdeckt, und das erschwert es den Leuten, mich zu erkennen. Es ist eine Marotte, die bei der Kripo aufgekommen ist und die ich mir dort zu eigen gemacht habe.

Ich steckte ein Päckchen Muratti in meine Jackentasche, klemmte mir vorsichtig ein in Geschenkpapier verpacktes Stück Rosenthal-Porzellan unter den Arm und machte mich auf den Weg.

Die Hochzeit fand in der Luther-K