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Basel, den 25. April 82
Liebe Maja,
es ist Sonntagabend, zwanzig nach sieben. Ich habe bei meinem Mann das Mittagessen eingenommen, dann kehrte ich in die Klinik zurück, weil mein Mann mit seiner Freundin bei Verwandten eingeladen war. Ich lag den ganzen Nachmittag auf dem Bett und heulte. Später, nachdem ich Beruhigungspillen geschluckt hatte, las ich die letzten Geschichten aus Peter Bichsels «Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen.» Ich habe das Büchlein gekauft, es ist ein schönes, herausgegeben von Bernd Jentzsch im «Walter Literarium». Ich nehme gern schöne Bücher in die Hand, und noch lieber lese ich so sorgsame Texte wie diese. Ich glaube, noch vor ein paar Jahren hätten sie mich nicht angesprochen – in Gegenteil, sie hätten mich gelangweilt. Auch «Der Bub» von Hansjörg Schneider habe ich – wie das andere – mit einem Geschenkbon einer netten Schwägerin gekauft. Ehret einheimisches Schaffen!
Vorhin telefonierte mir eine Journalistin, die mit mir einen Termin abmachte; sie möchte mich ausfragen und von mir eine «Porträt-Skizze» im «Vaterland!» veröffentlichen.1
26. April.
Ich komme von der Arbeit. Es ärgert mich, dass «mein» Forscher 1912 die Eingeborenenfrauen immer «Weiber» nannte. Weshalb nannte er die Männer nicht «Kerle»? Nach der Arbeit trank ich ein Glas roten Wein im Garten des Restaurants Kunsthalle (wo wir uns trafen, als Du Deine Lesung hattest). L