Marie sitzt neben der offenen Tür der Aussegnungshalle auf dem Boden, den Kopf gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen, und hört Franz zu. Früher saßen sie gemeinsam hier und haben ihrem Vater zugehört. Die Leute waren zwar nie wegen ihm da, aber er spielte, als wären sie es, und Marie hat es geliebt. Damals hat Eckstein noch ab und zu mit ihnen geredet, irgendwas von Respekt gesagt und ob sie nicht woanders sitzen könnten, vielleicht irgendwo, wo man sie nicht sieht. Seit Jahren aber sagt er nichts mehr, und manchmal wirft er ihr einen verschwörerischen Blick zu, wenn er vorbeikommt. Fühlt sich wie ein gemeinsames Geheimnis an.
Der Boden neben ihr knarzt, und die Jungs rollen den Sarg auf dem kleinen Wagen raus. Marco, Wojciech, Peter und Mohammed sind alle über siebzig und in Rente. Sie rollen den Wagen, seit Marie ein Kind war, und sie strahlen dabei immer noch die Würde aus, mit der der Wagen geschoben werden sollte. Selbst wenn das Rad hinten links bei jeder Umdrehung quietscht. Für einen Moment passt das Quietschen zum Rhythmus der Musik, dann nicht mehr, und Marie muss grinsen. Weil sich nie jemand traut, etwas zu sagen.
Hinter dem Wagen schreiten Pfarrer Eckstein und der Kerl, der seine Frau verloren hat. Wahrscheinlich ist er zum letzten Mal bei seiner Hochzeit so andächtig gelaufen. Autounfall, hat Eckstein gesagt, und sie hätte es sich denken können, aber sie ist trotzdem überrascht, wie jung er ist. Kaum älter als sie. Sein dunkler Blick starr auf das quietschende Rad gerichtet, die braunen Haare ein wenig zu lang, das Gesicht schockgefroren. Noch hat er die Wahrheit nicht an sich rangelassen, noch könnte das alles nur ein Traum sein. Sie kennt das Gefühl. Der Arme. Aber bevor er hinter der Frau mit den Krücken verschwindet, die mit einer älteren Dame knapp hinter ihm geht, sieht Marie noch etwas anderes. Da liegt was unter all der Dunkelheit, in seiner Haltung, in dem Blick, in der Art, wie er nach dem Kragen tastet. Irgendetwas an ihm lässt sie nicht los. Sie richtet sich auf und sieht ihm nach, bis die ganze Gruppe die Halle verlassen hat.
Als Letztes tritt Anjuli in die Sonne, wie immer im dunklen Hosenanzug, wie immer mit ernstem Gesicht, wie immer die Hände gefaltet. Sie sind gleich alt, aber Anjuli strahlt die gleiche Würde aus wie die Jungs. Sie lächelt leicht, als sie Marie sieht. Marie steht auf und hält ihr di