: Christoph Wiederkehr
: Schule schaffen Schulangst - Notenfrust - Bürokratie - Wie gelingt es, dass Kinder wieder gerne zur Schule gehen?
: Goldegg Verlag GmbH
: 9783990604533
: 1
: CHF 8.70
:
: Gesellschaft
: German
: 220
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was wäre wenn
  • Kinder in die Schule gehen, ohne Angst zu haben?
  • Kinder statt mit Leistungsdruck zu kämpfen, ihrer natürlichen Wissbegierde nachgehen dürften?
  • Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht flexibel an den Bedürfnissen der Kinder ausrichten könnten?
  • Eltern entspannt an der Entwicklung ihrer Kinder teilhaben könnten, statt selbst Schulaufgaben zu machen?
  • Schule einfach wieder Spaß macht?

Was in vielen Fällen utopisch klingt, wäre möglich, wenn alle Beteiligten es wollen und aktiv dazu beitragen, dass eine Vision wahrwerden kann:Schule, die Spaß macht. In der Realitätscheitern viel zu viele gute Ideen an einer unbeweglichenBürokrat e, einzementiertenpoliti chen Dogmen, starren Weltbildern und mangelndes Aufeinander-Zugehen.

p>Es herrscht vielerorts eineFehlersuch-Mental tät, Schwächen rücken statt der zu unterstützenden Stärken in den Fokus, reale Probleme und Sorgen werden unter den Teppich gekehrt und heiße Eisen erst gar nicht angefasst. Statt der Bedürfnisse der Kinder steht eine überbordendeBürokrati und einePolitik des Gegeneinanders im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Der Rotstift regiert,Leistungs- und Notendruck und teureNachhilfestunde< strong> tragen ihr Übriges dazu bei, um aus der Begeisterung für alles Neue lästigeSchulpflicht werden zu lassen. So mündet Engagement in Frustration, aus Freude, Neugier und natürlichem Lernwillen wird gelangweilte Resignation.

Ki der, Lehrerinnen undLehrer undEltern leiden unterStress, Schulangst, Burn-out und Zukunftssorgen. Dass es auch anders geht, zeigen viele Positiv-Beispiele.

In diesem Buch findet der Bildungsexperte und Spitzenpolitiker, Christoph Wiederkehr, deutliche Worte zum Ist-Zustand und kritisiert hart, aber sachlich und fair, was in der Schulpolitik schiefläuft. In einemmutmachenden Ausblick greift er inspirierende Ideen auf, streicht eine Vielzahl an Möglichkeiten hervor, wie Schule sein könnte und wie es gemeinsam zu schaffen ist, die Schule auf ein neues Level zu heben. - Damit Schule wieder Spaß macht!



Christoph Wiederkehr ist einer der großen, aufstrebenden politischen Talente unseres Landes. Mit Anfang 30 wurde er Wiener Vizebürgermeister - von seinen Anfängen als engagierter Schulsprecher bis hin zur Übernahme der Bildungsagenden in der Regierungskoalition Wiens verfolgte er immer ein Ziel: die Schule zu verbessern. Als amtsführender Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz in Wien gilt er als leidenschaftlicher Verfechter für Veränderungen im Bildungssystem. Er möchte bestehende Blockaden überwinden und die Schule zu einem Ort machen, an dem das Lernen nicht nur effektiv ist, sondern auch Spaß macht. Mit seiner Ambition und Entschlossenheit bringt er frischen Wind in die Bildungspolitik, und sein Engagement für Integration und Transparenz zeigt seine umfassende Vision für eine zukunftsorientierte Gesellschaft. Als dynamischer, weltoffener Mensch ist Christoph Wiederkehr eine treibende Kraft für positive Veränderungen.

Ein System,
das die Falschen als Feinde betrachtet


»Ich ziehe einfach mein Ding durch. Mich mit den Diskussionen im Bildungsbereich zu beschäftigen, damit habe ich schon lange aufgehört. Die Politik legt ständig neue Rezepte vor, die nicht wirken. Das ist alles viel zu kurz gedacht, viel zu kleinteilig, um einen großen Schritt nach vorn zu gehen.« So hat mir vor einiger Zeit ein engagierter Lehrer an einem Gymnasium im Westen Wiens sein Motto fürs Überleben im System geschildert. Ich kann die Einstellung leider sehr gut nachvollziehen.

Viele Diskussionen im Bildungssystem sind bereits Jahrzehnte alt. Die beiden dominierenden Parteien der letzten Jahrzehnte, die ÖVP und SPÖ, standen sich mit ihren ideologisch getriebenen Scheindebatten im Bildungsbereich gekonnt im Weg. Je nachdem, wer gerade den Ton etwas mehr angibt, wird an der Schraube Bildungssystem eine halbe Drehung nach rechts oder eine halbe Drehung nach links gedreht. Durch das ewige Hin und Her sind die Schrauben ausgeleiert. Vielfach geht gar nichts mehr. Ein Beispiel dafür ist die Gesamtschule der Zehn- bis Vierzehnjährigen. Das Thema braucht niemand mehr anzugehen, es ist politisch völlig verbranntes Terrain. Die an sich gute Idee einer gemeinsamen Schule in den ersten acht Schuljahren lässt sich in Österreich wohl nicht mehr verwirklichen. Wir brauchen also andere Modelle.

Föderalismus, Bundesministerium, Bildungsdirektionen und Lehrergewerkschaft sind die Zutaten für das Systemversagen, auf das wir zusteuern. Die Aufteilung der Bildungskompetenzen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden macht anfällig für Behäbigkeit und gegenseitige Blockaden. Ich habe selbst erlebt, wie gute Projekte zwischen den verschiedenen Ebenen hängen bleiben – weil sie absichtlich ausgebremst werden oder weil sich kein Weg durch den bürokratischen Dschungel schlagen lässt. Eine Gewerkschaft mit der Tradition, den Stillstand zum alles entscheidenden Credo zu machen und die ausgestreckte Hand zur Zusammenarbeit immer wieder zu verweigern, stützt die bleierne Trägheit im System. Dazu kommt ein Beamtenapparat, der für die Rahmenbedingungen der Monarchie ausgelegt ist, als Österreich ein Land mit mehr als 40 Millionen Menschen war. Die Schulverwaltung ist also in großen Teilen für die fünffache Bevölkerungsgröße ausgelegt. Seither hat sich in ebendiesem Apparat des Bildungssystems wenig verändert.

Bildung in Österreich scheint grundsätzlich in den Grundfesten in der Zeit Maria Theresias festzustecken. Durch viele Klassenzimmer weht immer noch der Charme, der schon vor 50 Jahren dort anzutreffen war. Wenn ich mich mit Eltern über ihre Eindrücke unterhalte, fällt nicht selten der Ausspruch: In der Schule, in die meine Kinder jetzt gehen, sieht es immer noch so aus wie zu meiner Zeit. Abgestandene Luft, Tafeln, von denen die grüne Beschichtung abblättert, zu kleine Turnsäle und nicht selten gedrückte Stimmung.

Wenn man diesen Apparat eine Zeitlang aus der Nähe beobachtet und als Regierungsmitglied hinter die Kulissen blicken kann, wird man den Eindruck nicht los, dass häufig die Falschen als Feinde im Bildungssystem gesehen werden und gegen sie gearbeitet wird: Kinder, Eltern und Lehrkräfte. Kindern wird die Perspektive für eine gute Schulzeit geraubt, Eltern wissen vor lauter Stress nicht mehr, wie sie die Schulzeit bewältigen sollen, und selbst den engagiertesten Lehrerinnen und Lehrern reißt irgendwann der Motivationsfaden und auch sie gehen nicht mehr gerne zur Schule. Das alles wird im System schließlich noch mit einer kräftigen Prise Fortschrittsfeindlichkeit in Form von grundsätzlicher Ablehnung des Einsatzes neuer Technologien oder Instrumente gemixt.

Die eigentlichen Feinde eines gut funktionierenden, motivierenden Schulsystems gedeihen indessen munter weiter und breiten ihre destruktive Kraft ungehindert aus. An erster Stelle stehen hier der Bildungsföderalismus und seine Auswüchse, allen voran die vor einigen Jahren etablierten Bildungsdirektionen. Damit wurde eine Institution als Sinnbild für den gescheiterten österreichischen Bildungsföderalismus geschaffen. In dieser gemischten Bund-Land-Behörde sind die Wege viel zu kompliziert. Die diversen Abteilungen sind entweder dem Bund oder dem Land zugeordnet. Das heißt, Beamtinnen und Beamte, die unter einem Dach zusammenarbeiten sollen, haben unterschiedliche Dienstgeber. Bei einer Abteilung ist der Bund Dienstgeber, bei einer anderen das Land. Wie soll da die Kooperation gut laufen, wenn die Entscheidungskette nicht durchgehend ist, sondern bei zwei ganz und gar unterschiedlichen Verwaltungskörperschaften – eben der Bundesebene und der Landesebene – endet? Es kommt nicht aus heiterem Himmel, dass engagierte Pflichtschuldirektorinnen und Pflichtschuldirektoren häufig nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, wenn sie ein Anliegen haben oder eine gute Idee.

Dazu kommen die politischen Spielchen innerhalb der Bildungsdirektionen, die die Behörde mitunter zur veritablen Schlangengrube machen. Nur ein Beispiel, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Arbeit im vorher schon erwähnten Maschinenraum der Bildungspolitik läuft: Sobald wir auf der Fachebene Vorschläge für Veränderungen diskutieren, gehen diese Infos immer wieder schnurstracks an die ÖVP, die genüsslich mit der öffentlichen politischen Agitation dagegen beginnt und damit die Umsetzung von Projekten gefährdet. Als wir beispielsweise kurzfristige Lösungen für den Lehrkräftemangel in der Volksschule besprochen haben, kamen sehr vertrauliche Überlegungen direkt an die ÖVP, die dadurch in einer ohnehin bereits angespannten Situation die Lösung dieses Problems erschwerte. Der für Wien überraschend erscheinende Einfluss der ÖVP in der Bildungsdirektion kommt daher, dass die ÖVP durch das ÖVP-geführte Ministerium und die ÖVP-dominierte Lehrergewerkschaft wichtige Hebel bei