1. KAPITEL
„Bist du bereit?“, fragte Jamal vom Fahrersitz der Limousine aus.
Zebadiah Richards musste unwillkürlich lächeln. „Ich war in dem Moment bereit, als ich geboren wurde.“
Das war keine Übertreibung. Auch wenn es Jahre gedauert hatte, bis Zeb endlich beanspruchen konnte, was ihm von Rechts wegen zustand: die Beaumont-Brauerei. Bis vor Kurzem hatte sie sich im Besitz der Beaumonts befunden – hundertfünfundzwanzig Jahre lang. Eine beeindruckende Familiengeschichte, von der Zeb aber ausgeschlossen worden war, obwohl Hardwick sein Vater war.
Zeb war unehelich geboren worden. Sein Vater und auch sonst niemand aus der Familie Beaumont hatte Zeb je anerkannt. Seine Mutter hatte kurz nach seiner Geburt ein Schweigegeld bekommen.
Zeb war es leid, ignoriert zu werden. Er war es leid, auf den ihm zustehenden Platz im Leben verzichten zu müssen.
Deshalb nahm er sich nun, was man ihm nicht hätte vorenthalten dürfen. Nach Jahren sorgfältiger Planung, aber auch infolge eines glücklichen Zufalls gehörte die Beaumont-Brauerei nun endlich ihm.
Jamal Hitchens war Zebs rechte Hand, sein Chauffeur, sein Leibwächter und sein Koch. Er arbeitete für Zeb, seit er wegen einer Knieverletzung nicht mehr im Football-Team der University of Georgia spielen konnte. Ihre Freundschaft allerdings ging noch viel weiter zurück. „Ich wette, du bist ziemlich aufgeregt“, sagte Jamal. „Ist es nicht doch besser, wenn ich dich begleite?“
„Du würdest alle einschüchtern“, stellte Zeb fest. „Und ich möchte keine verängstigten Angestellten. Es reicht, wenn sie mir Respekt entgegenbringen.“
Im Rückspiegel trafen sich ihre Blicke. Sie verstanden einander. Respekt konnte Zeb sich wahrhaftig allein verschaffen.
Jamal parkte den Wagen vor dem Hauptgebäude der Brauerei, sprang hinaus und öffnete Zeb die Tür.
Der stieg aus und streckte sich. Dann zupfte er die Ärmel seines Maßanzugs zurecht. Er war nicht nervös. Er fühlte sich gut. Er wusste, dass er das Richtige tat.
„Dir ist klar, dass man dich nicht wie einen Helden begrüßen wird? Wie du in den Besitz der Brauerei gelangt bist, halten die meisten für unmoralisch“, warnte Jamal ihn.
Zeb hob die Augenbrauen. „Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst“, sagte er. „Wenn ich Unterstützung brauche, schreibe ich dir eine SMS. Vorerst jedoch solltest du die Zeit nutzen und dich nach einem Haus für uns umschauen.“
Zeb war als Sohn einer Friseurin zum alleinigen Besitzer der Firma ZOLA aufgestiegen. ZOLA war darauf spezialisiert, andere Firmen aufzukaufen, und hatte Zeb zum Millionär gemacht. Jeden Cent, den er besaß, hatte er selbst verdient. Die Beaumonts hatten ihm nie ihre Unterstützung angeboten. Und nun hatte er ihnen bewiesen, dass er der bessere Geschäftsmann war. Er hatte sie ausgetrickst und ihnen zuletzt ihre kostbare Brauerei abgenommen. Jetzt endlich würde er das traditionsreiche Familienunternehmen selbst leiten. Deshalb beabsichtigte er, sich dauerhaft in Denver niederzulassen. Also brauchte er eine angemessene Unterkunft. Nach New York, wo sich der Firmensitz von ZOLA befand, wollte Zeb nur zurückkehren, wenn ihm keine andere Wahl blieb – womit er nicht rechnete.
Jamal begriff, dass Zeb die Brauerei allein betreten wollte. „Okay, Boss. Ich suche also nach dem besten Haus, das für Geld zu haben ist?“
„Natürlich.“ Im Grunde war es ihm gleichgültig, wo