1
„Eine Investition ins Reisen ist eine
Investition in dich selbst.“
Matthew Karsten
Als Kind war unser Haus auf einem Berg und wir mussten jeden Tag herunterlaufen, um in die Schule zu gelangen. Jeden Morgen ging ich mit dem Nachbarskind zusammen in die Schule. Das Mädchen machte große Schritte und lief mir stets voraus. Alle meine Bemühungen, sie zu überholen, scheiterten. Obwohl sie relativ gelassen lief, konnte ich mit ihr nicht mithalten. Es waren einfach ihre langen Beine, die mir einen Strich durch die Rechnung machten. Da ich das mit meinem Ego nicht vereinbaren konnte, setzte ich mir jeden Morgen das Ziel, dieses Mädchen zu überholen.
Voller Tatendrang wagte ich mich jeden Tag aufs Neue an diese Herausforderung. Schnaufend und schweißgebadet sah ich ihr dann aus der Ferne zu, wie sie mit ihrem blonden Zopf locker dahinschwebend schlenderte. Dieser Anblick machte mich rasend und verdrossen zugleich. Wie konnte es ihr gelingen, lässig und ohne jegliche Anstrengung so zügig in die Schule zu laufen? Wochenlang hatte ich nur einen Gedanken im Kopf: „Wie kann ich das Mädchen ausbremsen?“. Mit der Zeit entdeckte ich kleine Gassen und Straßen, in der Hoffnung, schneller hinunterkommen zu können. Der Versuch, sie durch die Abkürzungen einzuholen, scheiterte jedoch. Nach vielen erfolglosen Anstrengungen gab ich auf und ging ihr gehörig hinterher.
Warum erzähle ich Dir diese Geschichte? Wir Menschen neigen ständig dazu, uns mit anderen zu vergleichen. Während wir das tun, übersehen wir unsere eigenen Werte und lassen uns von unserem inneren Kritiker kleinmachen. Eins sollten wir uns immer bewusst machen: Es gibt keinen größeren Freund und Feind als uns selbst.
Vergleiche die Situation mit einem Fisch und einem Affen. Wenn wir erwarten, dass der Fisch genauso gut klettert wie der Affe, werden wir enttäuscht.
Denn dafür ist der Fisch nicht geschaffen. Genauso wenig können wir erwarten, dass der Affe im Wasser überlebt.
Damals war mir das nicht bewusst, da ich zu viele solche Erlebnisse des Scheiterns hatte. Um ehrlich zu sein, hat es vierzig Jahre meines Lebens gedauert, das zu verstehen, aber dazu später mehr.
An einem heißen Sommermorgen entschlossen sich meine Mutter und ihre Nachbarinnen, die farbenprächtigen orientalischen Teppiche ihrer Häuser zu einem großen Brunnen zu bringen, um sie dort zu waschen. Als fünfjähriges, wissbegierigeres Mädchen beobachtete ich stets, was sich im Dorf ereignete. Der Gedanke, im Wasser zu planschen und zu spielen, bereitete mir viel Freude. Nach einer kurzen Vorbereitung brachen wir auf und eilten Richtung Brunnen. Ich lief in meiner kindlichen Euphorie träumend