Trotz der Hitze benötigt Geilen einen Kaffee. Also nimmt er eine blutrote Nespresso-Kapsel aus der Schale auf seinem Schreibtisch und legt sie in die Maschine ein. Scheiß auf das Ökofaschisten-Gedöns, das ihm die grünversifften Kollegen deshalb anhaften wollen. Ihm schmeckt das Gebräu und das ist es, worauf es ankommt. Er überlegt, ob er die Krawatte lockern soll. Die Hitze bringt ihn beinahe um. Ein solcher Eingriff käme ihm vor wie der Untergang des Abendlandes. Deshalb lässt er es, denn es heißt: Haltung bewahren, sich zusammenreißen und den Arsch zusammenkneifen. Dieser verkackte Pisser von Schwarz. Hat ihm einen Floh ins Ohr gesetzt. Geilen kriegt seitdem keinen vernünftigen Gedanken mehr zustande. Vielmehr beherrscht ihn nur noch eines, der Gedanke an den Puff. Aber Thailänderinnen? Keine Ahnung. Wirklich nicht. Bisher hat er es vorzugsweise mit westeuropäischen oder slawischen Blondinen gehalten. Was soll an Thailänderinnen so reizvoll sein, wie viele behaupten? Na gut, während des Studiums hatte er eine kurze Liaison mit einer Chinesin. Die schluckte ohne Mullen und Knullen, wie die Chinesen sagen. Hahaha. Eine Eigenschaft, mit der nur wenige Frauen brillieren.
Die Patek Philippe teilt ihm mit, dass das Mittagessen einige Stunden entfernt liegt. Eigentlich müsste er den Prozess gegen die Nazis vorbereiten, aber wie gesagt, fällt ihm das Denken im Moment nicht leicht. Mit dem Kaffee in seiner SPD-Tasse gewappnet klickt er den Bildschirmschoner mit dem bärenverzierten Stadtwappen weg. Google bietet das Tor zur Welt, auch wenn er sich fragt, ob diese Welt nicht das wahre Leben raubt und zum Kondensat aller Begehrlichkeiten wird, für die es aber lediglich ein Substitut ist.
Also, es wird einem leitenden Oberstaatsanwalt erlaubt sein, an seinem Dienst-PC Recherchen im Zusammenhang mit laufenden Verfahren anzustellen. Geilen überlegt, ob er zur Absicherung eine informelle Aktennotiz verfassen soll, scheißt dann aber drauf. Dieses ewige Beamtenhickhack und ich scheiß mir die Hosen voll wegen Vorschriften, Erlassen und so weiter, kotzt ihn ohnehin seit geraumer Zeit an. Wieso sollten Neonazis nicht in der thailändischen Sex-Industrie mitmischen? Außer Rassenbedenken gab es keine vernünftigen Gründe, aber gegen die Japaner hatten sie ja auch keine Vorurteile. Also tippt er auf google mit zitternden HändenPornos aus Thailand ein, ohne dabei den geheimen Surfmodus einzuschalten. Wozu auch? Er ist der Chef. Oder einer der Chefs. Bevor die ersten Treffer angezeigt werden, hat er einen Mordsständer in der Hose. Der erste Treffer lautetDie analgeile Puh schlürft jede Rosette aus. Der Kaffee treibt ihm alles aus den Poren. Er schwitzt wie ein Schwein, sieht aber keine Möglichkeit, sich Erleichterung zu verschaffen. Puh!
Reflexartig blickt Geilen auf seine sündhaft teure Uhr, als würde er eruieren, wie viel Zeit für seine Recherche bleibt. Dann greift er nach der Kaffeetasse. Noch ist alles im grünen Bereich, denkt er. Wohin nur mit seinen Bedürfnissen? Er kommt sich vor wie im Knast. Der ausladende Schreibtisch mit all den Akten grüner, roter und gelber Farbe steht mit dem Bildschirm dem Fenster zugewandt. Gäste, der Dienstbote und die Sekretärin müssen anklopfen. Also hat er genug Zeit, um die verfängliche Seite wieder zu schließen. Kollegen auf Augenhöhe treten nach kurzem Klopfen ein, auch das lässt Zeit zum Versteckspiel. Nur der General erlaubt sich, ohne anzuklopfen einzutreten. Chef ist halt Chef. Bei anderen ist der General zielstrebig hinter den Schreibtisch getreten, um zu sehen, was seine Mitarbeiter im Internet treiben. Aber schließlich ist er Oberstaatsanwalt. Das bedeutet ihm viel. Mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Gestalt