: Rolf Schmiel
: Toxic Jobs Warum die Arbeit so viele in den Wahnsinn treibt und wie wir das ändern können
: ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783965844827
: 1
: CHF 14.90
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wenn alles gut läuft, kann Arbeit Spaß und sogar glücklich machen. Aber leider läuft es oft schlecht. Dann macht Arbeit krank. Die Zahl der psychisch bedingten Krankschreibungen ist so hoch wie nie. Viele Menschen glauben, dass sie Ängste, Depressionen, Suchtkrankheiten oder totale Erschöpfung mit sich selbst ausmachen müssten. Der Gedanke, dass die Arbeit ein entscheidender Grund sein kann, liegt vielen fern. Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ist lange ignoriert worden, und wird weiterhin unterschätzt. Rolf Schmiel, einer der bekanntesten Psychologen Deutschlands, hat sich auf eine Reise durch die Arbeitswelt begeben, um das Thema besser zu verstehen. In vielen Begegnungen mit Betroffenen und Fachleuten hat er erfahren, welche Dimension das Problem hat und wie Lösungen aussehen können. Anschaulich, engagiert und zugleich unterhaltsam schildert er die Erlebnisse in seinem neuen Buch.

Rolf Schmiel ist seit 1999 als selbstständiger Diplom-Psychologe tätig. Beruflich und privat musste er seitdem schwere Schicksalsschläge und belastende Zeiten überstehen. Doch mit Optimismus, Humor und den passenden psychologischen Strategien hat er sich immer wieder zurückgekämpft. Mit über 300 TV-Auftritten und mehr als 500 Radiobeiträgen gehört er zu den bekanntesten Psychologen Deutschlands.

Einleitung


Eine Kollegin, die regelmäßig Unternehmen in schwierigen Phasen berät, erzählte mir neulich von einem interessanten Erlebnis. Der Vorstand einer größeren Regionalbank hatte sie damit beauftragt, die Stimmung und den „Stresspegel“ in der Belegschaft zu messen. Als sie damit fertig war, zweifelte sie zunächst an ihren Resultaten, die sich aber bei einer Nachprüfung bestätigten: Sage und schreibe siebzig Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren im gelben oder roten Bereich, was ihre Zufriedenheit und ihre seelische Stabilität anging. Sie hatten bestimmte Stressthemen, fühlten sich dauerhaft schlecht, hatten innerlich schon gekündigt oder standen bereits mit mindestens einem Fuß im Burn-out. Nur jeder Dritte fand seine Arbeitssituation mehr oder weniger in Ordnung. Normal ist das umgekehrte Zahlenverhältnis: Siebzig Prozent der Leute kommen mit den Belastungen und Konflikten, die Arbeit nun mal mit sich bringt, in der Regel gut klar, und dreißig Prozent haben mehr Stress, als dauerhaft vertretbar ist. Dreißig Prozent – das ist immer noch sehr viel, und dieses Buch wird zeigen, wie sehr das den Einzelnen, den Unternehmen und der Gesellschaft zu schaffen macht. Aber sieben von zehn Leuten?! Es war ein Wunder, dass in der Bank überhaupt noch irgendetwas funktionierte, und das Unternehmen steuerte zielstrebig auf ein Desaster zu. Die schlechte Stimmung hatte sich aufgetürmt, weil die Bank aus der Fusion dreier kleinerer Institute entstanden war, sodass alle Mitarbeitenden ihr altes „Wir“ verloren hatten und sich nun auf neue Abläufe, neue Kolleginnen und Kollegen und neue Arbeitsorte einstellen mussten. Diese anstrengende Transformation war offenbar nur unzureichend begleitet worden.

Alarmiert konfrontierte meine Kollegin den Vorstand mit ihren Ergebnissen und legte Ideen vor, wie man die eingetretene Situation verbessern könne. Und der Vorstand handelte schnell und konsequent: Er kündigte den Vertrag mit dem Beratungsunternehmen. Offenbar konnten die Führungskräfte nicht ertragen, so massiv den Spiegel für ihr Versagen vorgehalten zu bekommen. Lieber steuerten sie weiter in Richtung eines kollektiven Burn-outs.

Die Reaktion des Bankvorstands ist leider durchaus repräsentativ für die deutsche Arbeitswelt. Nicht-wahrhaben-Wollen, Leugnen und Verdrängen sind noch immer typische Reaktionsmuster in Unternehmen. Der Gedanke, dass die vielen psychisch bedingten Krankschreibungen mehr erzählen als nur tragische Privatgeschichten, ist vielen Führungskräften und Personalverantwortlichen weiterhin fremd. Natürlich tragen viele Angestellte auch privat ein Päckchen mit sich herum – darauf müssen Unternehmen sich einstellen. Was sie noch viel zu selten tun. Aber der Druck, unter dem so viele Arbeitnehmer stehen, hat auch etwas mit der Arbeit selbst zu tun. Das ist noch immer nicht überall angekommen. Das Thema „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz“ ist lange Zeit beinahe völlig ignoriert worden, und bis heute wird es massiv unterschätzt und bagatellisiert. Aber auch wo es erkannt wird, fehlen oft das Wissen und die Ressourcen, um sinnvoll gegenzusteuern. Unter dieser Ignoranz leiden sehr viele Menschen. Dabei wissen wir längst, dass selbst dann dringender Handlungsbedarf bestünde, wenn einem das persönliche Schicksal der Betroffenen gleichgültig wäre. Denn jeder Euro, der in mentale Gesundheit investiert wird, zahlt sich fünf- bis achtfach aus. Ganz nüchtern gesprochen: Die volks- und betriebswirtschaftlichen Kosten der vielen psychisch bedingten Krankschreibungen sind astronomisch. Sie sind in den letzten Jahren geradezu explodiert – und ein Ende dieses alarmierenden Trends ist nicht absehbar.

Wir leben in einer Zeit der mentalen Ausbeutung. Dazu ein paar Fakten zum