1 Traumaprävention
Situationen mit traumatischem Potenzial lassen sich zuweilen schon vorhersehen. Das schon erwähnte Vorgehen des Neuropsychiaters Boris Cyrulnik mit französischen Soldaten in Afghanistan bildet eine präventive Maßnahme auf der Basis einer solchen Voraussicht. Auch ob eine bestimmte Person durch ein Ereignis leicht oder weniger leicht traumatisiert werden kann, lässt sich zu einem gewissen Grad im Voraus einschätzen, wenn man weiß, welche Erfahrungen von Verlust, Ausgeschlossensein und Bedrohung diese Person in ihrer Kindheit und insgesamt im Leben gemacht hat – oder wenn man weiß, welche Eindrücke bisher regelmäßig Stressreaktionen ausgelöst haben.
Zuweilen kommen Menschen in die Beratung oder Therapie mit dem Wunsch, die Angst vor einem unabwendbar bevorstehenden Ereignis besser zu bewältigen. Das kann ein sich abzeichnender Todesfall oder eine anstehende medizinische Behandlung sein, es könnte sich aber auch um eine wichtige Prüfung handeln. In solchen Fällen kann es darum gehen, einer Traumatisierung oder Retraumatisierung vorzubeugen beziehungsweise, positiv gesprochen, die Fähigkeit des Klienten, der Belastung standzuhalten und sich anschließend zu regenerieren (also die Resilienz des Klienten im Umgang mit diesem Ereignis) zu erhöhen.
Gelegentlich kommen Klienten sehr kurz nach einem schwer belastenden Ereignis in die Beratung, wenn noch nicht absehbar ist, wie sie es mittelfristig bearbeiten werden. Man könnte hier von traumatherapeutischer Frühversorgung sprechen. In einer solchen Situation sind oft die gleichen Geschichten nützlich, die auch bei der Prävention traumatischer Reaktionen eingesetzt werden können.
Die folgenden Geschichten sind besonders für Situationen gedacht, in denen eine mögliche Belast