Seit Anfang 1945 waren Hechingen und Haigerloch die Rückzugsorte des von Werner Heisenberg geleiteten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin-Dahlem. Otto Hahns Institut für Chemie wurde zur selben Zeit in das benachbarte Tailfingen verlagert. Die Spitzen der deutschen Physik versuchten hier noch kurz vor Kriegsende, den ersten deutschen Atomreaktor in Gang zu bringen.
Jeder weitere Apriltag des Jahres 1945 aber ließ selbst die verwegensten Hoffnungen schwinden. Die täglichen Messreihen des sogenannten »Grossversuchs B[erlin]-VIII« schienen zeitweise anzuzeigen, dass der im Felsenkeller des Schwanenwirtes in Haigerloch versteckt untergebrachte Uranreaktor kurz davor stand, die erste Kettenreaktion auszulösen. Dann aber war das Spiel aus.
Das Gerassel französischer Schützenpanzer drang bereits in das Eyachtal, als die Wissenschaftler versuchten, alle Spuren ihres Geheimprojekts zu verwischen. Heisenberg ließ die an Ketten im Schwerwasser-Bottich hängenden Uranwürfel und die erst kürzlich unter großen Schwierigkeiten von Stadtilm in Thüringen hierher transportierten gepressten Uranoxid-Würfel in einem frisch gepflügten Acker vergraben, das Schwerwasser abschöpfen und in Tanks in einer aufgelassenen Textilfabrik verstecken. Er hoffte, dass diese Ressourcen nach dem überstandenen Krieg als »Fundus« für künftige Forschungen zur Verfügung stehen würden. Nachdem alle Materialien sicher verstaut waren, beauftragte Heisenberg seinen ehemaligen Schüler und Freund Karl Wirtz mit der Aufsicht über die Höhle und fuhr dann wie gewöhnlich mit dem Fahrrad nach Hechingen zurück.