: Richard von Schirach
: Die Nacht der Physiker Heisenberg, Hahn, Weizsäcker und die deutsche Bombe
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783911327015
: 1
: CHF 14.10
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im April 1945 verhafteten die US-Amerikaner die Elite der deutschen Atomphysiker und internierten sie auf einem eng­lischen Landsitz. Hier erfuhren sie vom Abwurf der Hiroshima-Bombe. Abgesehen von der Kata­strophe war das auch eine persönliche Niederlage. Bis dahin waren sie überzeugt, dass sie allein den Schlüssel zu dieser Massenvernichtungswaffe in der Hand hielten. Spannend schildert Richard von Schirach den nuklearen Wettlauf während des Krieges und wie Deutschland am Ende in einem badischen Bierkeller fast noch eine Atom­bombe beschert worden wäre. Er erzählt von Wissenschaftlern, die sich für unfehlbar hielten und in Kriegsverbrechen verstricken ließen. Eine deutsche Geschichte zwischen Genie, Hybris, Schuld und Naivität. »Die Schärfe und Genauigkeit, mit der Richard von Schirach die Biographien dieser Topwissenschaftler seziert, macht diese Geschichte zu einem ab­gründigen Seelendrama, ebenso bewegend wie verstörend.« Norbert Kron, ARD (titel, thesen, temperamente) »Spannend und präzise formuliert, ­voller neuer Informationen, lesenswert vom ersten bis zum letzten Buchstaben.« Mirko Smiljanic, Deutschlandfunk »Liest sich wie ein Wissenschaftskrimi« Oliver Pfohlmann, Neue Zürcher Zeitung »Richard von Schirachs Geschichte der deutschen Kernphysik erwirbt sich das große Verdienst, auch für Nichtphysiker verständlich zu sein.« Jutta Person, Literaturen

Richard von Schirach, geboren 1942, war Sinologe, Publizist und Übersetzer. Seine Autobiographie »Der Schatten meines Vaters« erschien 2005 im Hanser Verlag. Die unter dem Titel »Ich war Kaiser von China« erschienene Autobiographie des letzten chinesischen Kaisers Pu Yi, von Bernardo Bertolucci als »The Last Emperor« verfilmt, hat er für die deutschsprachige Ausgabe herausgegeben und ­zu­sammen mit Mulan Lehner aus dem Chinesischen übersetzt. Richard von Schirach starb 2023 in Garmisch-Partenkirchen.

Nach dem Ende


Von Haigerloch nach Urfeld


Seit Anfang 1945 waren Hechingen und Haigerloch die Rückzugsorte des von Werner Heisenberg geleiteten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin-Dahlem. Otto Hahns Institut für Chemie wurde zur selben Zeit in das benachbarte Tailfingen verlagert. Die Spitzen der deutschen Physik versuchten hier noch kurz vor Kriegsende, den ersten deutschen Atomreaktor in Gang zu bringen.

Jeder weitere Apriltag des Jahres 1945 aber ließ selbst die verwegensten Hoffnungen schwinden. Die täglichen Messreihen des sogenannten »Grossversuchs B[erlin]-VIII« schienen zeitweise anzuzeigen, dass der im Felsenkeller des Schwanenwirtes in Haigerloch versteckt untergebrachte Uranreaktor kurz davor stand, die erste Kettenreaktion auszulösen. Dann aber war das Spiel aus.

Das Gerassel französischer Schützenpanzer drang bereits in das Eyachtal, als die Wissenschaftler versuchten, alle Spuren ihres Geheimprojekts zu verwischen. Heisenberg ließ die an Ketten im Schwerwasser-Bottich hängenden Uranwürfel und die erst kürzlich unter großen Schwierigkeiten von Stadtilm in Thüringen hierher transportierten gepressten Uranoxid-Würfel in einem frisch gepflügten Acker vergraben, das Schwerwasser abschöpfen und in Tanks in einer aufgelassenen Textilfabrik verstecken. Er hoffte, dass diese Ressourcen nach dem überstandenen Krieg als »Fundus« für künftige Forschungen zur Verfügung stehen würden. Nachdem alle Materialien sicher verstaut waren, beauftragte Heisenberg seinen ehemaligen Schüler und Freund Karl Wirtz mit der Aufsicht über die Höhle und fuhr dann wie gewöhnlich mit dem Fahrrad nach Hechingen zurück.

Im April 1939 zog sich Heisenberg mit seiner Frau, die ihr drittes Kind erwartete, in den Kurort Badenweiler zurück. Sie beschlossen, einen Zufluchtsort auf dem Lande zu