Eins
»Wer lässt denn eine Bombe in Woodlands hochgehen?«, wunderte sich McCoy. »Das ist doch am Arsch von Glasgow.«
»Die IRA?«, fragte Wattie zurück.
»Nicht ausgeschlossen«, sagte McCoy. »Ist schließlich Karfreitag. Aber ich weiß nicht, ob’s eine gute Idee ist, eine beschissene Mietwohnung in Glasgow in die Luft zu jagen, wenn man eigentlich das britische Establishment treffen will. Sind ja nicht die Houses of Parliament.«
Sie standen mitten auf der West Princes Street und sahen an der verkohlten Sandsteinfassade des Hauses hinauf zu den herausgesprengten Scheiben, hinter denen sich bis vor Kurzem noch Wohnung Nummer 43 befunden hatte. Die anderen Wohnungen drum herum hatten ebenfalls einiges abbekommen, zerrissene Vorhänge wehten durch die kaputten Fenster nach draußen, ein Blumenkasten mit Osterglocken lag auf der Straße. McCoy zog seine Zigaretten aus der Tasche, zündete sich eine an, wedelte das Streichholz aus und ließ es auf den nassen Asphalt fallen.
»Woher weißt du überhaupt, dass das eine Mietwohnung ist?«, fragte Wattie.
»Das ist hier alles vermietet oder untervermietet, ohne Papiere, ohne Verträge. Die Hälfte aller Herumtreiber und Ausreißer Glasgows wohnt hier.«
»Meinst du, das geht jetzt auch hier bei uns los? Mit Anschlägen, meine ich«, fragte Wattie.
McCoy zuckte mit den Schultern. »Hoffentlich nicht, aber du weißt ja, was man sagt: Glasgow ist wie Belfast, nur ohne Bomben.«
»Bis jetzt«, erwiderte Wattie.
Ein Feuerwehrmann rief ihnen etwas zu und sie traten zurück auf den Gehweg, weil ein Einsatzwagen versuchte, in drei Zügen auf der engen Straße zu wenden. Es herrschte ein wildes Durcheinander aus Feuerwehrwagen, Krankenwagen, Streifenwagen und Wasserschläuchen, uniformierte Polizisten sperrten den gesamten Bereich um das Haus ab.
Die Wohnungen ringsum waren bereits evakuiert worden, die Bewohner standen in den unterschiedlichsten Aufmachungen sichtlich erschrocken auf der Straße. Einige trugen Schlafanzüge oder Unterwäsche, hatten sich nur schnell eine Decke übergeworfen. Ein Mann im Nadelstreifenanzug war ohne Schuhe, nur mit Socken herausgelaufen, er hielt eine Katze im Arm.
Ein kräftiger Feuerwehrmann kam aus dem Haus, zog seinen Helm ab, die sandfarbenen Haare klebten ihm schweißnass am Kopf. Er spuckte ein paarmal aus und kam herüber.
»Ist jetzt einigermaßen sicher«, sagte er. »Ihr könnt nach oben gehen.«
McCoy nickte. »Gab’s Tote?«
»Einen«, sagte er. »Eine Hälfte klebt großflächig verteilt an der Wand, die andere liegt völlig verkohlt am Boden.«
Schon bei der Beschreibung drehte sich McCoy der Magen um.
»Gehört alles euch«, sagte der Feuerwehrmann und ging in Richtung des rückwärts rangierenden Feuerwehrwagens davon.
»Mist«, sagte McCoy. »Müssen