Kapitel 2
Rosie saß auf dem Fenstersims in ihrem Apartment und starrte auf die Lichter in den Wohnungen gegenüber. Es hatte zu schneien begonnen, und die Flocken dämpften den Auto-Lärm in Rosies Straße. Die Ärmel des Kuschelpullis über die Hände gezogen, schlürfte sie eine dampfende Tasse Kakao.
Tagsüber hatte sie genug Ablenkung, aber abends holten Rosie ihre Gedanken ein. Nachdenklich betrachtete sie den weiß-braunen Milchschaum in ihrer Tasse und dachte an ihren zehnten Geburtstag zurück.
Ihre Grandma hatte damals für sie und alle ihre Freundinnen eine Party in der Chocolaterie veranstaltet. Sie hatten den ganzen Nachmittag probieren dürfen, was sie wollten. Pralinen, Tafelschokolade, Kakao-Bonbons, alles. Außerdem hatte es heißen Kakao gegeben. Im Schokoladenrausch waren die Mädchen kreuz und quer durch den ganzen Laden gehüpft. Es war der schönste Geburtstag gewesen, den Rosie je gehabt hatte.
Nur auf den Ärger, den es abends gegeben hatte, als alle Kinder abgeholt waren, hätte sie verzichten können. Sie erinnerte sich, wie sie sich hinter dem Verkaufstresen versteckt und dem Streit zwischen ihrer Großmutter und ihrer Mutter gelauscht hatte.
»Wie kannst du die Kinder nur mit so viel Schokolade vollstopfen?«, hatte ihre Mutter geschimpft. »Was meinst du, welchen Ärger wir jetzt mit den anderen Eltern bekommen? Und überhaupt, hast du denn gar nicht an die Kosten gedacht? Kein Wunder, dass der Laden in den Miesen steht, wenn du ständig alles verschenkst.«
»Das bisschen Schokolade wird die Kinder schon nicht umbringen, Virginia. Und misch dich nicht wieder in meine Angelegenheiten. Ich wollte Rosie einen schönen Geburtstag bereiten, und ich denke, das habe ich geschafft, so viel Spaß, wie das Kind heute hatte.«
»Dir geht es immer nur um Spaß, Mum. Ich will nicht, dass Rosie denkt, dass sich das ganze Leben