: Felix Salten
: André Hoffmann
: Bambi Lebensgeschichte aus dem Walde
: Andhof
: 9783736428645
: 1
: CHF 1.80
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 228
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde von Felix Salten ist ein zeitloses Meisterwerk, das die Herzen von Generationen berührt hat. Dieses Buch, erstmals 1923 veröffentlicht, ist weit mehr als nur eine Geschichte über ein Rehkitz. Es ist eine tiefgründige Erzählung über das Leben, das Erwachsenwerden und die Herausforderungen, die die Natur mit sich bringt. Die Geschichte beginnt mit der Geburt von Bambi, einem zarten und neugierigen Rehkitz, das in den tiefen Wäldern aufwächst. Salten beschreibt die Welt aus Bambis Perspektive, wodurch der Leser die Schönheit und die Gefahren des Waldes hautnah miterlebt. Die detailreichen Beschreibungen der Flora und Fauna lassen den Wald lebendig werden und ziehen den Leser in eine Welt voller Wunder und Geheimnisse. Bambi lernt schnell, dass das Leben im Wald nicht immer einfach ist. Er begegnet Freunden wie dem fröhlichen Kaninchen Klopfer und dem weisen Eule, aber auch Feinden wie dem gefährlichen Menschen, der als ständige Bedrohung über dem Wald schwebt. Diese Begegnungen lehren Bambi wichtige Lektionen über Vertrauen, Freundschaft und Überleben. Felix Salten gelingt es meisterhaft, die Emotionen und Gedanken der Tiere zu vermitteln, sodass der Leser eine tiefe Verbindung zu den Charakteren aufbaut. Die Entwicklung von Bambi, vom unschuldigen Rehkitz zum stolzen und weisen Hirsch, ist berührend und inspirierend zugleich. Es ist eine Geschichte über Mut, Verlust und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt. Doch 'Bambi' ist nicht nur eine Geschichte für Kinder. Die Themen, die Salten anspricht, sind universell und zeitlos. Die Zerstörung der Natur durch den Menschen, die Bedeutung von Familie und Gemeinschaft und die Unvermeidlichkeit des Wandels sind nur einige der tiefgründigen Themen, die in diesem Buch behandelt werden. Die Sprache, die Salten verwendet, ist poetisch und bildhaft, was das Lesen zu einem wahren Genuss macht. Jede Seite ist durchdrungen von einer tiefen Liebe zur Natur und einem Verständnis für die Zyklen des Lebens. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt. 'Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde' ist ein Buch, das in keiner Bibliothek fehlen sollte. Es ist eine Hommage an die Schönheit und die Härte der Natur und eine Erinnerung daran, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind. Felix Salten hat mit diesem Werk ein literarisches Juwel geschaffen, das auch nach fast einem Jahrhundert nichts von seiner Faszination verloren hat. Tauchen Sie ein in die Welt von Bambi und lassen Sie sich von dieser bewegenden Geschichte verzaubern. Es ist eine Reise, die Sie nicht so schnell vergessen werden.

Felix Salten - ein Name, der in der Welt der Literatur unvergessen bleibt. Geboren am 6. September 1869 in Budapest als Siegmund Salzmann, wuchs Salten in Wien auf und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Schriftsteller und Journalisten seiner Zeit. Saltens Leben war geprägt von den Umbrüchen und Herausforderungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Schon früh zeigte sich sein literarisches Talent, und er begann, unter verschiedenen Pseudonymen zu schreiben. Sein bekanntestes Werk, 'Bambi - Eine Lebensgeschichte aus dem Walde', erschien 1923 und wurde schnell zu einem Klassiker der Weltliteratur. Doch Salten war weit mehr als nur der Schöpfer von Bambi. In den literarischen Kreisen Wiens war Salten eine zentrale Figur. Er war Mitglied der Gruppe 'Jung-Wien', zu der auch Größen wie Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal gehörten. Diese Gruppe junger Schriftsteller und Künstler prägte die Wiener Moderne und setzte neue Maßstäbe in der Literatur und Kunst. Salten, der aus bescheidenen Verhältnissen stammte, musste sich seinen Lebensunterhalt durch seine Schreibarbeit verdienen, was ihn von vielen seiner Kollegen unterschied. Seine Karriere begann Salten als Journalist und Theaterkritiker. Er schrieb für zahlreiche bedeutende Zeitungen und Zeitschriften und war bekannt für seine scharfsinnigen und oft kritischen Artikel. Seine Feuilletons umfassten eine breite Palette von Themen, von Kunstkritik über politische Essays bis hin zu Theaterrezensionen. Besonders seine Kunstkritiken waren einflussreich und konkurrierten mit denen von Karl Kraus, einem weiteren bedeutenden Wiener Kritiker. Neben seiner journalistischen Tätigkeit verfasste Salten auch Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Operettenlibretti. Seine Werke spiegeln oft seine tiefe Verbundenheit mit der Natur und seine Sorge um deren Erhalt wider. Dies wird besonders in 'Bambi' deutlich, das ursprünglich nicht als Kinderbuch gedacht war, sondern als ernsthafte Auseinandersetzung mit den Themen Natur und Überleben. Die politischen Umwälzungen der 1930er Jahre zwangen Salten, seine Heimat zu verlassen. Als Jude und Kritiker des Nationalsozialismus war er gezwungen, 1938 nach der Annexion Österreichs durch Nazi-Deutschland ins Exil zu gehen. Er ließ sich schließlich in der Schweiz nieder, wo er bis zu seinem Tod am 8. Oktober 1945 lebte. Felix Salten hinterließ ein reiches literarisches Erbe, das weit über 'Bambi' hinausgeht. Seine Werke sind ein Zeugnis seiner Zeit und seiner tiefen Menschlichkeit. Sie laden den Leser ein, die Welt durch die Augen eines Mannes zu sehen, der die Schönheit und die Härte des Lebens gleichermaßen verstand und in Worte zu fassen wusste. Tauchen Sie ein in das Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Autors und lassen Sie sich von seiner Leidenschaft für die Literatur und die Natur inspirieren. Felix Salten ist ein Name, der in der Welt der Literatur für immer leuchten wird.

 

 

Jetzt im Frühsommer standen die Bäume still unter dem blauen Himmel, hielten die Arme ausgebreitet und empfingen die niederströmende Kraft der Sonne. An den Hecken und Sträuchern im Dickicht gingen Blüten auf, weiße, rote oder gelbe Sterne. An manchen wieder begannen schon die Fruchtknospen sichtbar zu werden, zahllos, saßen an den feinen Spitzen der Äste, zart und fest und entschlossen und sahen aus wie kleine, geballte Fäuste. Aus dem Boden kamen die bunten Sterne vieler und vielfältiger Blumen, so daß die Erde am dämmernden Grunde des Waldes in einer stillen, inbrünstigen Farbenheiterkeit sprühte. Es roch überall nach frischem Laub, nach Blüten, nach feuchter Scholle und nach grünem Holz. Wenn der Morgen anbrach und wenn die Sonne unterging, klang der ganze Wald von tausend Stimmen, und vom Morgen bis zum Abend sangen die Bienen, summten die Wespen, brausten die Hummeln durch die duftende Stille.

Das waren die Tage, in denen Bambi seine erste Kindheit verlebte.

Er ging hinter seiner Mutter auf einem schmalen Streifen, der mitten durch das Gebüsch lief. Wie angenehm war es, hier zu gehen. Das dichte Laubwerk streichelte ihm sanft die Flanken, bog sich gelind zur Seite. Der Weg schien überall zehnfach versperrt und verrammelt, dennoch kam man in der größten Bequemlichkeit vorwärts. Überall gab es solche Straßen, sie liefen kreuz und quer durch den ganzen Wald. Die Mutter kannte sie alle, und wenn Bambi manchmal vor einem Gestrüpp wie vor einer undurchdringlichen grünen Mauer stand, die Mutter fand immer ohne Zögern und Suchen die Stelle, wo der Weg gebahnt war.

Bambi fragte. Er liebte es, seine Mutter zu fragen. Es war das Schönste für ihn, immerfort zu fragen und dann zu hören, was die Mutter zur Antwort gab. Bambi staunte gar nicht, daß ihm beständig und mühelos Fragen über Fragen einfielen. Er fand das vollkommen natürlich; es entzückte ihn nur sehr. Es entzückte ihn auch, neugierig zu warten, bis die Antwort kam. Mochte sie nun ausfallen, wie sie wollte, er war immer damit zufrieden. Manchmal verstand er sie freilich nicht, aber auch das war schön, weil er immer weiter fragen konnte, wenn er wollte. Manchmal fragte er nicht weiter, und das war wieder schön, weil er dann damit beschäftigt war, sich das, was er nicht verstanden hatte, auf seine eigene Weise auszumalen. Manchmal fühlte er sehr deutlich, daß seine Mutter ihm keine ganze Antwort bot, ihm absichtlich nicht alles sagte, was sie wußte. Und das war erst recht schön. Denn da blieb noch eine so besondere Neugierde in ihm zurück, eine Ahnung, die ihn geheimnisvoll und beglückend durchzuckte, ein Erwarten, bei dem ihm bang und heiter in einem zu Sinne wurde, so sehr, daß er schwieg.

Jetzt fragte er: „Wem gehört diese Straße, Mutter?“

Die Mutter antwortete: „Uns.“

Bambi fragte weiter: „Dir und mir?“

„Ja.“

„Uns beiden?“

„Ja.“

„Uns beiden allein?“

„Nein“, sagte die Mutter, „uns Rehen . . .“

„Was sind das, Rehe?“ fragte Bambi und lachte.

Die Mutter sah sich nach ihm um und lachte auch: „Du bist ein Reh, und ich bin ein Reh. Das sind Rehe. Verstehst du das?“

Bambi sprang in die Höhe vor Lachen. „Ja, ich verstehe das. Ich bin ein kleines Reh und du bist ein großes Reh. Nicht wahr?«

Die Mutter nickte ihm zu. „Nun, siehst du.“

Bambi wurde wieder ernst: „Gibt es noch andere Rehe, als dich und mich?“

„Gewiß“, sagte die Mutter. „Viele.“

„Wo sind sie?“ rief Bambi.

„Hier, überall.“

„Aber . . . ich sehe sie nicht.“

„Du wirst sie schon sehen.“

„Wann?“ Bambi blieb stehen vor lauter Neugierde.

„Bald.“ Die Mutter ging ruhig weiter.

Bambi folgte ihr. Er schwieg, denn er grübelte darüber nach, was das wohl bedeuten möge: „Bald.“ Er kam zu dem Ergebnis, „bald“ sei gewiß nicht „gleich“. Aber er wurde sich nicht einig darüber, in welcher Zeit dieses „bald“ aufhöre, „bald“ zu sein und anfange, „lange“ zu werden. Plötzlich fragte er: „Wer hat diese Straße gemacht?“

„Wir“, gab die Mutter zurück.

Bambi tat erstaunt: „Wir? Du und ich?“

Die Mutter sagte: „Nun, wir . . . wir Rehe.“

Bambi fragte: „Welche?“

„Wir alle“, fertigte ihn die Mutter ab.

Sie gingen weiter. Bambi war vergnügt und hatte Lust, vom Wege abzuspringen, aber er hielt sich brav bei der Mutter. Vor ihnen raschelte es dicht am Boden. In heftiger Bewegung fuhr etwas daher, das die Farnwedel und Lattichblätter verdeckten. Ein fadendünnes Stimmchen pfiff erbärmlich auf, dann war es still. Nur die Blätter und Grashalme bebten an der Stelle noch ruckweise nach. Ein Iltis hatte eine Maus gejagt. Nun kam er vorbeigehuscht, duckte sich seitwärts und machte sich an seine Mahlzeit.

„Was war das?“ fragte Bambi erregt.

„Nichts“, beschwichtigte die Mutter.

„Aber . . .“ Bambi zitterte, „aber . . . ich hab’s doch gesehen.“

„Nun ja“, sagte die Mutter, „erschrick nicht. Der Iltis hat die Maus getötet.“

Aber Bambi war furchtbar erschrocken. Ein unbekanntes, großes Entsetzen umklammerte sein Herz. Es dauerte lange, bis er wieder sprechen konnte. Dann fragte er: „Warum hat er die Maus getötet?“

„Weil . . .“ Die Mutter zögerte. „. . . gehen wir schneller“, sagte sie dann, als sei ihr etwas eingefallen und als habe sie die Frage vergessen. Sie begann zu trollen. Bambi hüpfte hinter ihr drein.

Eine lange Pause verstrich; sie schritten wieder ruhig dahin. Endlich fragte Bambi beklommen: „Werden wir auch einmal eine Maus töten?“

„Nein“, erwiderte die Mutter.

„Nie?“ fragte Bambi.

„Niemals“, war die Antwort.

„Warum nicht?“ fragte Bambi erleichtert.

„Weil wir niemanden töten“, sagte die Mutter einfach.

Bambi wurde wieder heiter.

Von einer jungen Esche, die nahe an ihrem Wege stand, drang ein lautes Kreischen nieder. Die Mutter ging ihres Weges, ohne darauf zu achten. Bambi aber blieb neugierig stehen. Zwei Häher zankten sich da oben in den Zweigen um ein Nest, das sie geplündert hatten.

„Machen Sie, daß Sie weiterkommen, Sie Halunke!“ rief der eine.

„Regen Sie sich doch nicht auf, Sie Narr“, antwortete der andere, „ich habe keine Angst vor Ihnen.“

Der erste tobte: „Suchen Sie sich Ihre Nester selber, Sie Dieb! Ich schlage Ihnen den Schädel ein.“ Er war außer sich. „So eine Gemeinheit!“ keifte er, „so eine Gemeinheit!“

Der andere hatte Bambi bemerkt, flatterte ein paar Zweige herunter und schnarrte ihn an: „Was hast du hier zu gaffen, du Fratz! Pack’ dich!“

Eingeschüchtert sprang Bambi davon, erreichte seine Mutter, ging wieder hinter ihr drein, sittsam und verschreckt und glaubte, daß sie sein Zurückbleiben nicht bemerkt habe.

Nach einer Weile fragte er: „Mutter . . . was ist das, eine Gemeinheit?“

Die Mutter sagte: „Ich weiß es nicht.“

Bambi überlegte. Dann fing er wieder an: „Mutter, warum sind die beiden so böse zueinander gewesen?“

Die Mutter antwortete: „Sie haben sich wegen des Essens gezankt.“

Bambi fragte: „Werden wir uns auch einmal wegen des Essens zanken?“

„Nein“, sagte die Mutter.

Bambi fragte: „Warum nicht?“

Die Mutter entgegnete: „Es ist genug da für uns alle.“

Bambi wollte noch etwas wissen: „Mutter . . .?“

„Was denn?“

„Werden wir auch einmal böse zueinander sein?“

„Nein, mein Kind“, sagte die Mutter, „bei uns gibt es das nicht.“

Sie gingen weiter. Mit einem Male wurde es ganz hell vor ihnen, strahlend