: Steph Post
: Durchs Feuer gehen Kriminalroman
: Polar Verlag
: 9783910918054
: 1
: CHF 10.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für Judah Cannon ist das Leben nicht einfacher geworden. Er hat den hitzigen Showdown zwischen seinem Vater, der tyrannischen Pfingstpredigerin Schwester Tulah und dem geächteten Motorradclub Scorpions überlebt. Doch jetzt stehen Judah und Ramey neuen und gefährlicheren Gegnern gegenüber. Beim Versuch, die Cannon-Familie aus dem Verbrecherring zu befreien, gerät Judah ins Visier von Everett Weaver, einem kaltblütigen Killer und Drogenschmuggler in Daytona Beach. Bedroht von Weaver und belastet mit Schuldgefühlen wegen seines jüngeren Bruders Benji, ist Judah gezwungen, sich zu entscheiden. Unterdessen trifft Special Agent Clive Grant in der Stadt ein, der vom ATF-Hauptquartier in Atlanta geschickt wurde, um den Brand in der Kirche von Schwester Tulah zu untersuchen. Clive, der sich beweisen will, ist besessen von Tulah und ihrem eisernen Griff um Bradford County. Er ist entschlossen, sie zu Fall zu bringen. Bald geraten die Cannons in ein zunehmend verworrenes Netz aus Gewalt, Lügen und Vergeltung.

Steph Post ist Autorin der Romane Miraculum, LIGHTWOOD, DURCHS FEUER GEHEN, Holding Smoke und A Tree Born Crooked. Sie absolvierte das Davidson College als Empfängerin des Patricia Cornwell-Stipendiums und hat einen Master-Abschluss in Graduate Liberal Studies der UNCW. Ihre Arbeiten waren zuletzt in Garden& Gun, Saw Palm und Stephen Kings Contemporary Classics zu sehen. Sie wurde für einen Pushcart Prize und einen Rhysling Award nominiert. Sie war Halbfinalistin für den Big Moose Prize. Steph Post lebt in Florida.

1


Ramey schloss die Augen, lehnte sich gegen das Glas zurück und wünschte sich einen Moment lang, alles würde verschwinden. Die von der Sonne aufgeheizte Windschutzscheibe brannte an ihren Schulterblättern und den nackten Oberarmen. Sie drückte ihre Handflächen gegen die flirrende Kühlerhaube des silbernen Cadillacs und verlor sich in dem fiebrigen Gefühl. Das Brennen war wie ein verschwitzter Juckreiz, den sie endlich kratzen konnte. Um sie herum bewegte sich kein Windhauch und die spätabendliche Stille des Schrottplatzes war gleichermaßen erstickend und beruhigend. Ramey öffnete träge ihre Augen, schaute auf das unfassbar tiefe und kühle Kobaltblau des Himmels, so weit weg von den Stapeln zerquetschter, Hitze abstrahlender Autos, die sie umgaben, und seufzte.

»Lesser, ich weiß, dass du da bist. Was willst du?«

Ramey setzte sich auf und rieb ihre Hände über die Oberschenkel ihrer Jeans. Sie rutschte an den Rand der Kühlerhaube des Cadillacs und wickelte ihr langes, rotbraunes Haar um ihr Handgelenk. Sie verdrillte es und zog es hoch, aus dem Nacken, während sie darauf wartete, dass der verlegene Siebzehnjährige hinter einem Stapel Sperrholzpaletten hervorkam.

»’tschuldige. Ich wollte mich nicht an dich ranschleichen. Aber das hab ich wohl trotzdem, ne?«

Lesser grinste, senkte dann aber schnell den Blick, als er sein strähniges blondes Haar hinter die gepiercten Ohren strich.

»Ich weiß, dass du manchmal hier rauskommst, um deine Ruhe zu haben. Vor mir, schätze ich. Oder Benji und seinen Launen. Ich schwör’, ich hab dir nicht hinterherspioniert.«

Den Blick nach wie vor gesenkt, stieß Lesser mit der Spitze seines dreckigen Converse Sneakers gegen ein Stück Gummischlauch. Ramey wartete, bis er wieder zu ihr aufsah und zuckte dann erwartungsvoll mit den Schultern.

»Lesser. Was willst du?«

»Oh, entschuldige. Judah ist hier. Er ist zurück. Gerade reingekommen. Er ist oben in der Werkstatt. Sagte, er will mit dir reden.«

Lesser hob den Kopf und lächelte sie an, bevor er seine Hände in die Taschen rammte und auf dem Absatz kehrtmachte. Ramey versuchte, nicht zu lachen, als sie ihm einen Dank nachrief. Lesser arbeitete seit fast zwei Monaten bei Cannon Salvage, war aber nach wie vor total verklemmt, wenn er mit ihr allein war. Aber er war ein guter Junge. Er hatte die Highschool abgebrochen, das stimmte, aber er war ein halbwegs anständiger Mechaniker und Ramey hätte nicht gewusst, wie sie ohne ihn klargekommen wären. Sie sah sich ein letztes Mal in ihrer kleinen, abgeschiedenen Nische um, die sie sich in einer hinteren Ecke des Platzes eingerichtet hatte, und kehrte dann zur Werkstatt zurück.

Als sie aus dem Gewirr von ausgeschlachteten Autowracks und Haufen von verdrehtem Metallschrott und Müll herauskam, sah sie Benji, der sich endlich aus dem durchgesackten Aluminium-Gartenstuhl gehievt hatte, in dem er sich früh am Morgen niedergelassen hatte. Vermutlich hatte es etwas damit zu tun, dass Judah